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Wirecard: Flüchtiger Marsalek meldet sich über Anwalt

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Seit drei Jahren ist der frühere Wirecard-Chef Jan Marsalek untergetaucht. Nun hat er zum ersten Mal ein Lebenszeichen von sich gegeben.
Eine Recherche der Financial Times deckte Anfang Februar 2019 auf, dass Wirecard-Mitarbeiter in Singapur Kunden und Umsätze erfunden hätten, um eine Geschäftslizenz in Hongkong zu erhalten und die Ertragsziele von Wirecard zu erreichen. Im Oktober erneuerten Berichte der Financial Times den Vorwurf der Manipulation bei Wirecard. Interne Unterlagen würden nahelegen, dass Wirecard zu hohe Umsätze und Gewinne bei Tochtergesellschaften angegeben habe.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG wurde von Wirecard mit einer Sonderprüfung beauftragt. Das Ergebnis der KPMG-Untersuchung wurde Ende April 2020 veröffentlicht. Danach konnten nicht alle Daten vollständig ausgewertet und somit die Vorwürfe nicht völlig ausgeräumt werden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erstattete Anfang Juni 2020 wegen Verdacht auf Marktmanipulation Anzeige, dieses Mal gegen den Vorstandsvorsitzenden Braun und drei weitere Vorstandsmitglieder; die Staatsanwaltschaft ließ die Geschäftsräume von Wirecard durchsuchen. Die Wirtschaftsprüfung EY hatte die mutmaßlich gefälschten Bilanzen des früheren Dax-Konzerns über Jahre testiert.
Wirecard wird in München gegründet und konzentriert sich schnell auf den Zahlungsverkehr im Internet. Zu den ersten Kunden gehören vor allem Kasinos und Pornoseiten. Wirecard legt in den folgenden Jahren – zumindest nach außen – ein spektakuläres Wachstum hin.
April: Die „Financial Times“ (FT) beginnt eine Artikelserie mit dem Namen „House of Wirecard“, in der sie auf Ungereimtheiten hinweist. Im Laufe der Jahre werden die Vorwürfe immer konkreter.
Februar: Die von dem Börsenspekulanten Fraser Perring betriebene Firma Zatarra Research wirft Wirecard in einer im Internet verbreiteten Analyse betrügerische Machenschaften vor.
März: Die deutsche Finanzaufsichtsbehörde BaFin nimmt Perring und andere Investoren, die mit Leerverkäufen auf einen Absturz der Wirecard-Aktie gewettet hatten, wegen des Verdachts der Marktmanipulation ins Visier.
Mai: Die BaFin erstattet Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft München wegen möglicher Marktmanipulationen gegen Perring und andere Investoren.
Februar: BaFin und Bundesbank prüfen, ob die Muttergesellschaft Wirecard AG als Finanzholding einzustufen ist. Ergebnis: Nein. Damit hat die Finanzaufsicht keinen Zugriff auf den Gesamtkonzern, nur auf die Wirecard Bank. Die EZB stimmt dieser Einschätzung später zu.
September: Wirecard verdrängt die Commerzbank aus dem Dax. Die Aktie steigt auf ein Rekordhoch von 199 Euro, der Börsenwert klettert auf fast 25 Milliarden Euro. Damit ist sie zu diesem Zeitpunkt mehr wert als die Deutsche Bank.
Januar: Die „Financial Times“ erhebt neue Vorwürfe gegen Wirecard. Es geht um mögliche Geldwäsche und Kontenfälschung in Asien, in die ein Wirecard-Manager in Singapur verwickelt sein soll. Weitere Artikel mit Vorwürfen der Bilanzfälschung gegen den Konzern folgen.
Februar: Die BaFin eröffnet eine Untersuchung im Zusammenhang mit der Berichterstattung. Sie nimmt Leerverkäufer, Journalisten und Verantwortliche von Wirecard wegen des Verdachts der Marktmanipulation und falscher beziehungsweise irreführender Angaben in der Finanzberichterstattung der Wirecard AG ins Visier.
15. Februar: Die BaFin beauftragt die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit einer Analyse der Wirecard-Bilanz.
18. Februar: Mit einem Leerverkaufsverbot untersagt die BaFin für zwei Monate Wetten auf Kursverluste der Wirecard-Aktie – ein einmaliger Vorgang.

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