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Putins doppelter Sieg

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In einem historischen Deal lässt Russland politische Gefangene frei, unter anderem im Tausch gegen den in Deutschland verurteilten Tiergartenmörder. Der Kreml diktiert dem Westen dabei die Bedingungen – und schafft aus mehreren Gründen gefährliche Voraussetzungen für die Zukunft.
Russland und mehrere westliche Länder haben am Donnerstag einen komplizierten Austausch vollzogen von rechtmäßig im Westen angeklagten oder verurteilten Gefangenen gegen politische Häftlinge und westliche Geiseln, die unter fadenscheinigen Gründen in russischer und belarussischer Haft saßen. Eine wichtige Rolle spielte dabei offenbar der türkische Geheimdienst MIT. „Unsere Organisation hat eine wichtige Vermittlerrolle bei dieser Austauschaktion übernommen, die die umfassendste der letzten Zeit ist“, heißt es in einer Stellungnahme des MIT. Die Türkei hatte in den vergangenen Jahren auch mehrfach den Austausch von ukrainischen und russischen Kriegsgefangenen ermöglicht.
Laut Angaben des türkischen Präsidialamtes wurden 26 Gefangene ausgetauscht, aus den USA, Deutschland, Polen, Slowenien, Norwegen, Russland und Belarus. Russland soll zehn Inhaftierte ausgeliefert bekommen haben, darunter zwei Minderjährige, während 13 Gefangene nach Deutschland und drei in die USA ausgeflogen worden sein sollen. Die russische und belarussische Diktatur haben also mehr Gefangene übergeben als der Westen. Unter den Ausgetauschten befinden sich laut türkischen Angaben der US-Journalist Evan Gershkovich („Wall Street Journal“), der US-Marine Paul Whelan und der russische Dissident Ilja Jaschin sowie der in Belarus einsitzende deutsche Söldner Rico Krieger. Russland soll seinerseits den in Deutschland verurteilten Tiergartenmörder und FSB-Oberst Wadim Krasikow erhalten haben.

Es ist der wohl größte Gefangenenaustausch sei dem Ende des Kalten Krieges. Größer noch als der Deal um die zehn russischen „Illegalen“, die im Jahr 2010 in den USA verhaftet und wenige Wochen später gegen vier vermeintliche westliche Spione, darunter den später in Großbritannien mit dem Nervengift Nowitschok vergifteten Sergej Skripal, ausgetauscht wurden.
Tatsächlich werden jetzt vielfach Vergleiche gezogen mit den Gefangenenaustauschen des Kalten Krieges. Doch die Unterschiede zwischen damals und heute sind erheblich.
Während es im Kalten Krieg meistens um eine klassische Übergabe von gegenseitig festgehaltenen Spionen ging, also gleich gegen gleich getauscht wurde, werden nun verurteilte Straftäter und ein Mörder von Moskau freigepresst.

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