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Merz‘ Patientenbeauftragter will Krankenkassen-System „grundlegend“ ändern: „Würde allen helfen“

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Der Patientenbeauftragte will das Zwei-Klassen-System aus Gesetzlich- und Privatversicherten ändern – und ein Modell, „das sich alle leisten können“.
Stand: 07.07.2025, 20:05 Uhr
Von: Andreas Schmid
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Der Patientenbeauftragte will das Zwei-Klassen-System aus Gesetzlich- und Privatversicherten ändern – er fordert im Interview ein Modell, „das sich alle leisten können“.
Stefan Schwartze ist seit 2022 Patientenbeauftragter der Bundesregierung. Das Amt gibt es seit 20 Jahren. „Meine Aufgabe ist es, die Rechte von Patientinnen und Patienten zu stärken und sie bei allen Gesetzgebungsverfahren zu berücksichtigen“, sagt Schwartze im Interview mit dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA. Im Gespräch träumt der SPD-Politiker auch von einer Bürgerversicherung. Er will das Krankenkassensystem „grundsätzlich“ ändern und die Bevorzugung von Privatpatienten beenden. Schwartze spricht auch über „gefährliche IGeL-Leistungen“ und seinen Plan zur Organspende.
Herr Schwartze, die Patienten leiden unter den Beitragserhöhungen. Wie nehmen Sie das wahr?
Ich sehe die Belastung für die Menschen. Wir wollen eine vernünftige Gesundheitsversorgung für alle, die aber auch bezahlt werden muss. Dabei können wir in vielen Bereichen in unserem Gesundheitssystem nicht nur besser, sondern auch kostengünstiger werden.
Wo? In welchen Bereichen?
Beispielsweise über 200.000 Patientinnen und Patienten kommen jährlich aufgrund von Fehlmedikation ins Krankenhaus. Vieles ließe sich durch elektronische Patientenakten und KI-Einsatz verhindern. So könnten Medikamente abgeglichen und Fehler vermieden werden.
Die Bundesregierung plant ein verbindliches Primärarzt-System. Wie wird das die Patienten betreffen?
Das ist grundsätzlich eine gute Idee, da es die Wege im Gesundheitssystem gezielter koordiniert. Wir müssen aber darauf achten, nicht bei allen Fachärzten den Hausarzt vorzuschalten. Ausnahmen sollte es beispielsweise für Augenärzte geben. Bei chronischen Erkrankungen, bei denen Patientinnen und Patienten seit Jahren zu ihrem Spezialisten gehen, müssen diese Wege ebenso offen bleiben. Die freie Arztwahl muss erhalten bleiben – wie soll sonst ein Arzt-Patienten-Vertrauensverhältnis entstehen?
Es soll auch eine Termingarantie geben. Ist das überhaupt umsetzbar?
Wenn wir Patientinnen und Patienten gezielter koordinieren, werden bei Fachärztinnen und -ärzten wieder Termine frei. Klar ist: Jemand mit einem dringenden Problem muss einen schnellen Termin bekommen und nicht monatelang warten.
Im Koalitionsvertrag heißt es: „Bei medizinischen Behandlungen stärken wir Patientinnen und Patienten gegenüber den Behandelnden“.

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