30 Sekunden – die Zeit zwischen Erkennen und Neutralisieren einer Shahed wird knapper. Und der Ukraine fehlen finale Lösungen für beide Fertigkeiten.
Stand: 20.09.2025, 19:16 Uhr
Von: Karsten-Dirk Hinzmann
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30 Sekunden – die Zeit zwischen Erkennen und Neutralisieren einer Shahed wird knapper. Und der Ukraine fehlen finale Lösungen für beide Fertigkeiten.
Kiew – „Der Feind entwickelt sich, und wir bleiben nicht stehen“, sagt Pavlo Palisa. Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamts habe in einem Videointerview mit dem lokalen Medium Noviny Live in Aussicht gestellt, dass Wladimir Putins düsengetriebene Shaheds ihren Schrecken verlören, berichtet der Business Insider (BI). Das klingt, als hätten die Verteidiger im Innovations-Wettrennen des Ukraine-Krieges mit Russland wieder gleichgezogen – allerdings fehlen dafür belastbare Beweise.
Laut dem BI habe Palisa verkündet, die Ukraine verfüge gegen die schnellen Shaheds jetzt über neue FPV-Drohnen (First Person View) für die Jagd in unterschiedlichen Höhen und Entfernungen. Allerdings gibt der BI zu, dass Palisa keine näheren Angabe zu den neuen Abfangjägern macht, sondern sich in Andeutungen ergeht. Olena Kryzhanivska gibt ohnehin zu bedenken, dass Abfangdrohnen kein Allheilmittel seien; ihre Aufgabe erfordere die dazu geeigneten Wetterbedingungen, bei Nebel und Regen blieben sie wirkungslos, schreibt die Autorin für die Open Access-Plattform Ukraine Arms Monitor. Kryzhanivska setzt eher auf eine Ausweitung der Luftaufklärung, damit die Verteidiger ein besseres Lagebild erhielten und dann Abfangdrohnen effektiv einsetzen könnten.
„Die größte Herausforderung für ihren effektiven Einsatz bleibt jedoch der kritische Mangel an Radarsystemen innerhalb der Luftwaffe. Berichten zufolge sind derzeit nur wenige Einheiten verfügbar, obwohl Hunderte benötigt werden“, schreibt sie. Ihrer Ansicht nach sei die bisherige Abdeckung der Luftraumüberwachung lückenhaft; gerade entlang von Flussläufen bestünden noch tote Winkel innerhalb der Radarsysteme für große Boden-Luft-Raketen; diese Lücken könnten geschlossen werden durch kleinere Systeme, die auch in der Ukraine produziert werden könnten; aber die Nachfrage sei deutlich größer als die Produktionskapazitäten, behauptet die Politikwissenschaftlerin.
Anfang August hat Politico die Not der ukrainischen Luftabwehr durch Serhii Beskrestnov in Worte fassen lassen: „Unsere mobilen Luftabwehreinheiten verlieren an Effizienz. Shahed-Drohnen fliegen jetzt in großen Höhen. Unsere elektronischen Kampfsysteme verlieren an Bedeutung, weil die Russen leistungsstärkere Antennen einsetzen und unsere elektronische Kampfführung unterdrücken“, sagte gegenüber dem Magazin der Berater des ukrainischen Militärs und Leiter der Nichtregierungsorganisation „Radio Technologies Center“. Olena Kryzhanivska wartet auf mit der These, dass die Schwierigkeit des Abfangens von Shahed-Drohnen weniger den technischen Fortschritten der Russen geschuldet sei, als vielmehr an der weiterhin steigenden Flut an auf die Ukraine abgeschossenen Flugkörpern – das habe ihr gegenüber ein Produzent von elektronischen Kampfmitteln geäußert.
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