Mit dem Start der IAA in München kocht die Debatte über eine Abkehr vom EU-Verbrenner-Aus wieder hoch. Das ist gefährlich, sagt CEO Michael Halbherr.
Stand: 20.09.2025, 20:09 Uhr
Von: Leon Fasse
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Mit der IAA in München kochte die Debatte über eine Abkehr vom EU-Verbrenner-Aus wieder hoch. Das ist gefährlich, sagt Michael Halbherr, CEO des Ladeinfrastruktur-Herstellers ABB E-mobility, im Interview.
München – Es war ein Paukenschlag zu Beginn der IAA Mobility in München: Nachdem Ministerpräsident Markus Söder schon seit längerem gegen das EU-Verbrenner-Aus 2035 protestiert hatte, zog Bundeskanzler Friedrich Merz zumindest etwas nach und sprach sich unter anderem für mehr „Technologieoffenheit“ aus. Zugleich munkelt man im politischen Berlin, Förderungen für E-Mobilität könnten schon bald von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche gekürzt werden. Dafür hat Michael Halbherr, CEO eines der größten Ladeinfrastruktur-Herstellers der Welt, wenig Verständnis. Im Interview redet er Klartext und beschreibt, was die Branche jetzt viel mehr von Merz bräuchte – und warum Deutschland ein Mentalitätsproblem habe.
Herr Halbherr, Friedrich Merz bekannte sich zum Start der IAA zum Begriff „Technologieoffenheit“ und wünschte sich mehr Flexibilität bei der Mobilitätswende. Aus verschiedensten Ecken der Politik wird zudem gefordert, das EU-Verbrennerverbot ab 2035 zu kippen, auch Förderungen für E-Mobilität stehen auf dem Prüfstand. Droht die E-Mobilität gerade zurückzufallen?
Lassen Sie es mich so deutlich sagen: Dieses Hü-Hott, das wir gerade erleben, ist das schlimmste, was der Industrie passieren kann. Mir geht es da weniger um die konkreten Maßnahmen an sich, aber wenn ich mich als Industrieller auf staatliche Förderungen einstelle, muss ich mich darauf verlassen können, dass sie für gewisse Zeit Bestand haben. Diese kontinuierlichen Änderungen – ich weiß nicht, ob die Politik versteht, was das für eine Wirtschaft bedeutet.
Was bedeutet es denn?
Für uns wäre es fatal, wenn in Deutschland von einem Tag auf den anderen Subventionen gekürzt werden würden. Nicht, dass wir die zwingend benötigen – aber wir haben uns schlicht darauf eingestellt. Fällt das plötzlich weg, würde uns das hart treffen. Deshalb kann ich diese Unklarheit der Politik gerade nicht verstehen. Man sieht, dass bei den Politikern zu oft die Erfahrung in der Wirtschaft fehlt. In anderen Ländern läuft das ganz klar besser.
Welche meinen Sie da?
Schauen wir in die USA. Dort haben wir mittlerweile Privatunternehmen, die Raketen ins Weltall schießen. Das schaffen die, weil der amerikanische Staat und die NASA klar die Rahmenbedingungen und die Anforderungen vorgegeben haben. Ohne die könnten Firmen und Kapitalgeber solche Mega-Investitionen gar nicht machen. Bei uns ist das anders, spätestens mit jeder Wahl ändern sich die Vorgaben und Richtlinien. Und das ist ein riesiger Bremsklotz.
Wie stehen Sie denn zum Begriff „Technologieoffenheit“?
Grundsätzlich positiv. Wir müssen Technologie-offen sein, und Verbote sind sowieso selten gut. Wenn die Politik eine solch gravierende Entscheidung trifft, greift sie meist zeitverzögert, und die Realität ist dann schon wieder eine andere. Aber wir müssen bei der Bewertung der Technologie fair bleiben. Ein Verbrenner-Auto hat beispielsweise eine Energieeffizienz von rund 30 Prozent. Beim E-Auto sind es über 80 Prozent – ein riesiger Vorteil. Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass das E-Auto besser ist als der Verbrenner, deshalb wird es sich auf lange Sicht durchsetzen.
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