Start Deutschland Deutschland — in German "Gräben tiefer denn je" – Deutschland nach dem Gaza-Krieg

"Gräben tiefer denn je" – Deutschland nach dem Gaza-Krieg

90
0
TEILEN

Zwei Jahre hieß es auch in Deutschland: Bist du für Israel oder für Palästina?
Zwei Jahre hieß es auch in Deutschland: Bist du für Israel oder für Palästina? Nun ist der Krieg hoffentlich zu Ende, aber das bedeutet noch lange nicht, dass man wieder miteinander redet.
Berlin – Nathan (18), ein jüdischer Kölner, war zum Zeitpunkt des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 mit seiner Familie zu Besuch in Israel. „Wir waren den ganzen Tag nur vor dem Fernseher und haben israelische Nachrichten geguckt“, erinnert er sich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Was seine Familie besonders erschütterte, waren die Bilder von feiernden Muslimen auf den Straßen von Berlin.
„Auch die „Free Palestine“-Proteste in der Woche nach dem 7. Oktober, es war einfach extrem schockierend, so etwas in Deutschland, in seiner Heimat, zu sehen.“ Deshalb fiel es Nathan trotz der hochgradig angespannten Lage in Israel richtig schwer, nach Deutschland zurückzufliegen. In den ersten Tagen danach wollte er nicht wieder in die Schule gehen. „Einfach weil es mich so bedrückt hat.“
Bedrückend war der Konflikt auch für viele Deutsch-Palästinenser, wenn auch aus anderen Gründen. Viele von ihnen verloren Familienmitglieder durch die darauffolgenden israelischen Bombardierungen. Der Berliner Kinderarzt Qassem Massri erzählt auf Qantara.de, dass bei einem einzigen Bombenangriff 13 Verwandte von ihm umgekommen seien. Weitere Cousins seien bei anderen Angriffen gestorben. „Die letzten zwölf Monate waren die schlimmste Zeit meines Lebens“, sagt er.
Der Nahost-Konflikt hat schon immer polarisiert: Jedes Mal, wenn es in der Region eine Eskalation gab, erhöhte dies auch die Spannungen in Deutschland. Aber der 7. Oktober 2023 und alles, was danach kam, hatte eine andere Dimension. „Seitdem sind die Gräben auch bei uns hier tiefer als jemals zuvor“, sagt die Politologin Saba-Nur Cheema. „Die Empathie ist noch selektiver geworden. Viele sehen ausschließlich das Leid der einen und nie das der anderen Seite.“
Und es gab noch einen Unterschied: Zum ersten Mal bezogen große Teile der Bevölkerung in dem Konflikt Stellung. „Die Frage war: Für wen bist du – Israel oder Palästina?“, fasst es Shai Hoffmann zusammen, ein jüdischer Deutscher mit israelischer Familienbiografie, der sich in Schulen mit dem Format „Trialog“ und in seinem Podcast „Über Israel und Palästina sprechen“ für Verständigung einsetzt.

Continue reading...