Start Deutschland Deutschland — in German Poulenc-Premiere an der Staatsoper Hannover

Poulenc-Premiere an der Staatsoper Hannover

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Regie-Altmeister Dietrich Hilsdorf scheitert um ein Haar an Francis Poulencs Oper „Dialoge der Karmelitinnen“ – und bringt den Schmachtfetzen der Moderne in Hannover doch noch zu einem guten Ende.
Fast wäre es schiefgegangen. Hier die in gleißenden Blautönen leuchtende Musik von Francis Poulenc, dort das schimmlig-graue bis klogrüne Bühnenbild, das Dieter Richter für Dietrich W. Hilsdorfs Inszenierung von „Dialoge der Karmelitinnen“ an der Staatsoper Hannover entworfen hat: Lange scheint die schreiende Dissonanz zwischen Szene und Musik den Abend zu dominieren. Aber dann, nach zweieinhalb recht zähen Stunden, kommt das berühmte Finale der Oper, in der 16 Nonnen sich nacheinander freiwillig unter das Messer einer Guillotine legen.
Hilsdorf verzichtet auf eine realistische Darstellung des Mordwerkzeugs – und lässt die Nonnen stattdessen durch eine Tür am hinteren Ende des Saals schreiten, der hier im Laufe des Abends sämtliche Handlungsorte der Oper in sich aufgenommen hat. Statt des Fallens eines Beils hört man eine knallende Tür. Hinter der Tür ist strahlendes Nichts, ein Jenseits, wie es eher Hollywood schildert als die katholische Kirche. Dazu sind auch im Zuschauerraum die Lichter angegangen, während der Chor aus der Ferne des dritten Ranges summt: Wir alle werden einvernommen als Zeugen dieses erstaunlichen Massen-Martyriums.

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