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Rolling Stones in Berlin: Zwischen Hits und Hexenwerk

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Die Rolling Stones haben in Berlin ein fulminantes Konzert im ausverkauften Olympiastadion gegeben – frei von hemmender Routine, voll mit Lust und lasziven Anspielungen.
Mick Jagger kommt in roter Lederjacke, wieder dieser Gang, bei dem die Knie sich reiben, so eng setzt er den Schritt. Wahrscheinlich ist das etwas Sexuelles, der Mann erlaubt ja keine andere Interpretation. Keith Richards atmet tief, derart versunken, als stecke er in einer Yogaübung. Freitagabend, kurz vor 21 Uhr, das Olympiastadion macht sich locker. Die Rolling Stones starten mit „Street Fighting Man“, dem Lied, in dem besungen wird, was ein weißer Junge im besten Fall erreichen kann: in einer Rock’n’Roll-Band zu spielen.
Charlie Watts, auf den es ankommt bei den Stones, weil er am Schlagzeug und somit im Maschinenraum hockt, trägt Gelb und Rot, wie eine Playmobilfigur. Ron Wood stürmt auf die Bühne mit notorisch guter Laune, die einen überrascht, wenn man bedenkt, wie sehr der Mann sich letzthin finanziell von einer schönen Russin rupfen ließ. Wood bleibt ein manisches Kind, das mit seinen 71 Jahren so etwas wie Jugend in die Band bringt, die sonst durchweg fünf Jahre älter ist als er.
„Es ist großartig hier zu sein“, streut Jagger auf Deutsch in diesen Abend, der gute zwei Stunden dauert, und von den Stones so fulminant gefeiert, gespielt und beschworen wird, dass man auf die sonst haltlose These kommt, das Stadion sei das natürliche Zuhause des Rock’n’Roll. Um das zu untermauern, braucht man freilich noch im kleinen Finger so viel Charisma, wie nur Jagger es hat.
Sie spielen „Tumbling Dice“, das Stück von „Exile On Main Street“, dem letzten Album, das als Steigerung der Band verstanden werden kann. 1972 haben sie sich hier zum letzten Mal gestreckt, fortan fielen den Stones die Früchte in den Schoß.

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