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US Open: Drittrunden-Aus für Kerber und Zverev

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Für Angelique Kerber ist der Traum vom zweiten Gewinn der US Open geplatzt. Die Kielerin schied am Sonnabend ebenso in der dritten Runde aus wie der Hamburger Alexander Zverev.
Wimbledonsiegerin Angelique Kerber aus Kiel ist bei den US Open in der dritten Runde ausgeschieden. Sie unterlag am Sonnabend der Slowakin Dominika Cibulkova nach 2:13 Stunden mit 6:3,3:6,3:6. Ähnlich ging es Alexander Zverev. Auch sein Match kippte nach dem ersten Satz. In einem deutschen Duell musste sich der Hamburger Philipp Kohlschreiber geschlagen geben, der ihn nach 3:09 Stunden verdient mit 6:7 (1:7), 6:4,6:1,6:3 bezwang.
2016 hatte die 30 Jahre alte Kerber beim Turnier in Flushing Meadows 2016 triumphiert, nun geht das Grand-Slam-Spektakel in New York ohne eine deutsche Spielerin in die zweite Woche. Mit der Führung im Rücken verschlief Kerber den Auftakt in den zweiten Satz komplett. Anstatt mit Selbstvertrauen in die Offensive zu gehen und die Entscheidung zu suchen, ließ sie sich zurückfallen. Cibulkova pushte sich, attackierte und erweckte den Eindruck, den Sieg unbedingt zu wollen. Kerber ließ dagegen die Schultern hängen, schlug frustriert Löcher in die Luft und fand den Zugang zum Match nicht mehr.
Zwölfmal hatten sich die deutsche Nummer eins und Cibulkova bereits gegenübergestanden, siebenmal mit dem besseren Ende für Kerber. In den vergangenen Jahren hatte sie die 1,61 Meter kleine und extrem quirlige Slowakin dominiert, nach vier Niederlagen gewann sie zuletzt sieben der letzten acht Begegnungen. Diesmal verschenkte Kerber den durchaus möglichen Sieg.
In den Runden zuvor waren bereits French-Open-Siegerin Simona Halep (Rumänien/Nr. 1) und Australian-Open-Siegerin Caroline Wozniacki (Dänemark/Nr. 2) überraschend früh ausgeschieden. Kerber folgte als nächste Titelanwärterin in der ersten Turnierwoche. Damit gelten Vorjahressiegerin Sloane Stephens und die sechsmalige US-Open-Siegerin Serena Williams (beide USA) als Top-Favoritinnen auf den Erfolg bei ihrem Heim-Grand-Slam.
Angelique Kerber wird am 18. Januar 1988 in Bremen geboren. Im Alter von drei Jahren zieht die Familie um nach Kiel. Dort beginnt sie mit dem Tennisspielen. Großes Talent entwickelt sie aber auch beim Schwimmen.
Die Familie wohnt über der Tennishalle, in der Kerber mehr und mehr ihr Talent unter Beweis stellt. Trainiert wird sie von ihrem aus Polen stammenden Vater Slawek. Mit 15 Jahren wird sie deutsche Jugendmeisterin und wiederholt diesen Erfolg in der Altersklasse U18 im Jahr darauf. Nach der Mittleren Reife wird sie schon 2003 Profi-Tennisspielerin.
Aller Anfang ist schwer: Mühsam muss sich Kerber auf der ITF-Tour etablieren und Punkte für die Weltrangliste sammeln. 2006 erreicht die deutsche Nachwuchshoffnung in Hasselt erstmals das Hauptfeld eines WTA-Turniers.
2007 wird Kerber erstmals ins Fed-Cup-Team berufen. Auch der Sprung in die Top 100 der Weltrangliste gelingt. Am Ende des Jahres belegt sie Platz 84. Der steile Aufstieg gerät in der Saison darauf allerdings etwas ins Stocken, obwohl sie auf der WTA-Tour zwei Achtelfinals erreicht.
2009 sorgen Verletzungen für einen bitteren Rückschlag. Zu Beginn des Jahres zieht sich Kerber eine Knieverletzung zu, die sie vier Monate außer Gefecht setzt. „Technisch und konditionell war danach alles weg“, erzählt sie später. Der Absturz aus den Top 100 ist nicht zu verhindern; Kerber fühlt sich am Scheideweg ihrer Karriere: „Ich glaube, ich wusste nicht genau, was ich will; ich hatte nie den richtigen Plan.“
2010 sieht die Welt schon wieder besser aus. Kerber macht weiter – und wie es scheint, besser denn je. Auch bei den Grand Slams lässt sie aufhorchen, erreicht zu Beginn der Saison bei den Australian Open in Melbourne und später auch in Wimbledon jeweils die dritte Runde…
… und zieht in Bogota erstmals in ein Endspiel auf der WTA-Tour ein. Dort muss sie sich zwar der kolumbianischen Lokalmatadorin Mariana Duque Marino in zwei Sätzen geschlagen geben, aber der Aufwärtstrend ist unverkennbar. Zumal sie später in der Saison auch ins Halbfinale beim Turnier in Luxemburg stürmt.
Dem Höhenflug folgt 2011 ein kapitaler Absturz. Die Karriere hängt am seidenen Faden, die Tennisspielerin stellt sich selbst in Frage. Nach der Erstrunden-Niederlage in Wimbledon – der zwölften der Saison – rätselt sie: „Es gibt drei Möglichkeiten: So weitermachen wie bislang, etwas Grundlegendes ändern oder mit dem Tennis aufhören.“
Kerber erholt sich im Tenniscenter „Angie“ ihrer Großeltern im polnischen Puszczykowo und erkennt, was ihr der „weiße Sport“ bedeutet. Die Kielerin macht nicht nur weiter, sondern wechselt auch in die Tennisakademie der früheren Profis Alexander Waske und Rainer Schüttler nach Offenbach. Benjamin Ebrahimzadeh wird ihr neuer Trainer.
Der Erfolg stellt sich verblüffend schnell ein. Nur wenige Wochen später schafft das wie verwandelt wirkende „Mauerblümchen“ von einst ihr bestes Ergebnis auf der Tennis-Tour. In Flushing Meadows startet die ungesetzte Kerber grandios durch und zieht 15 Jahre nach Steffi Graf als erste Deutsche wieder ins Halbfinale der US Open ein.

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