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Türkei: Khashoggi nach Betreten des Konsulats erwürgt

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Fast vier Wochen nach dem Verschwinden von Jamal Khashoggi in Istanbul hat die Türkei die mutmaßliche Todesursache genannt. Alle Infos im Newsblog.
Fast vier Wochen nach dem Verschwinden von Jamal Khashoggi in Istanbul hat die Türkei die mutmaßliche Todesursache genannt. Alle Infos im Newsblog.
Jamal Khashoggi galt seit dem 2. Oktober als vermisst, nachdem er das Konsulat seines Landes in Istanbul betreten hatte. Inzwischen ist klar: Er hat das Haus nicht mehr lebend verlassen. Khashoggi ist dort getötet worden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan spricht von einem geplanten brutalen Mord und beruft sich auf Erkenntnisse seiner Ermittler. Verfolgen Sie die aktuellen Entwicklungen im Newsblog.
Jamal Khashoggi ist nach Erkenntnissen der türkischen Justiz kurz nach Betreten des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul erwürgt worden. Anschließend sei der 59-Jährige zerstückelt worden, erklärte die Istanbuler Staatsanwaltschaft. Die Gespräche mit dem saudiarabischen Generalstaatsanwalt zu dem Fall hätten in den vergangenen Tagen keine „konkreten Ergebnisse“ ergeben.
Saudi-Arabien will die im Fall Khashoggi festgenommenen Verdächtigen nicht an die Türkei ausliefern. Es handele sich um saudiarabische Staatsbürger, sagte Riads Außenminister Adel al-Dschubeir am Samstag bei einer Konferenz in Bahrains Hauptstadt Manama als Begründung. „Sie sind in Saudi-Arabien inhaftiert, die Ermittlung findet in Saudi-Arabien statt und sie werden in Saudi-Arabien strafrechtlich verfolgt“, fügte er hinzu.
Die Türkei hatte am Freitag die Auslieferung der 18 Verdächtigen gefordert, die im Zusammenhang mit Khashoggis Tötung im saudiarabischen Konsulat in Istanbul Anfang Oktober festgenommen worden waren.
Am Donnerstag hatte die saudiarabische Generalstaatsanwaltschaft unter Berufung auf die türkischen Ermittlungen die Tötung Khashoggis erstmals als eine vorsätzlich geplante Tat bezeichnet. Die bis zu diesem Zeitpunkt von Riad offiziell verbreitete Version zu dem Todesfall besagte, dass Khashoggi während eines Besuchs des saudiarabischen Konsulats in Istanbul bei einem „Faustkampf“ zu Tode gekommen sei. Diese Darstellung wird international jedoch stark angezweifelt.
Am Sonntag reist Saudi-Arabiens Generalstaatsanwalt Saud bin Abdullah al-Muadschab nach Istanbul, um dort mit seinem türkischen Amtskollegen Irfan Fidan über den Fall zu sprechen.
Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Dschubair hat die Diskussion um den Tod Khashoggis unterdessen als „hysterisch“ bezeichnet. Die Menschen würden Saudi-Arabien für die Tötung verantwortlich machen, noch bevor die Ermittlungen abgeschlossen seien, sagte der Außenminister des Königreiches am Samstag bei einer Sicherheitskonferenz in Bahrain. Er versprach, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.
Nach der Tötung des saudischen Journalisten Khashoggi verlangt die Bundespolizeigewerkschaft ein sofortiges Ende der deutschen Polizei-Kooperation mit Saudi-Arabien. „Man darf moralische Aspekte bei solchen Einsätzen nicht außer Acht lassen“, sagte Gewerkschaftschef Ernst G. Walter dem „Handelsblatt“. Daher halte er „einen sofortigen Abzug unserer Kollegen aus Saudi-Arabien und die Beendigung der Unterstützung auf staatlicher Ebene nicht nur für richtig, sondern auch für dringend geboten“.
Laut Bundesinnenministerium unterstützt die Bundespolizei seit 2009 Saudi-Arabien mit Training und Beratung bei der Modernisierung des Grenzschutzes. In Riad gibt es demnach ein „Projektbüro“ mit fünf Bundespolizisten. Im laufenden Jahr seien dort bereits 70 Beamte zum Einsatz gekommen. Aktuell fänden allerdings keine Schulungen statt.
Gewerkschaftschef Walter lehnt eine Wiederaufnahme der Schulungen ab. „Die ungeheuerlichen Ereignisse und die ganz offensichtliche Verstrickung staatlicher Stellen aus dem Sicherheitsapparat Saudi-Arabiens schließen meines Erachtens nach eine weitere Zusammenarbeit zwischen der Bundespolizei und saudi-arabischen Sicherheitskräften auf sehr lange Sicht aus“, sagte er der Zeitung.
Der ermordete saudische Regierungskritiker Jamal Khashoggi war nach den Worten seiner türkischen Verlobten mit Präsident Recep Tayyip Erdogan befreundet. Das sagte Hatice Cengiz in einem langen und emotionalen Fernsehinterview mit dem Sender Habertürk. Erdogans Regierung übt seit Wochen schweren Druck auf Saudi-Arabien aus.
Cengiz erzählte, sie habe mit Khashoggi in Istanbul und den USA leben wollen. Für die Hochzeit habe er die Bestätigung gebraucht, dass er geschieden sei. Vor einem ersten Besuch des Konsulats in der Woche vor seinem Tod sei er sehr besorgt gewesen. „Das konnte man ihm ansehen“, sagte Cengiz. Aber er sei erleichtert wieder herausgekommen und habe sich über die Freundlichkeit gefreut, die ihm im Konsulat entgegengebracht worden sei. Man habe ihm gesagt, er solle am 2. Oktober wiederkommen, bis dahin wolle man seine Dokumente vorbereiten.
Entgegen früherer Darstellungen sagte die Verlobte des getöteten Journalisten, Khashoggi sei vor dem zweiten Besuch des Konsulats nicht besorgt gewesen. Eigentlich habe er sogar alleine gehen wollen, aber ein Gefühl habe ihr gesagt, sie müsse mitgehen. Als er dann nicht mehr herausgekommen sei, habe sie Angst bekommen. „Als ich verstanden habe, was vorgeht, habe ich angefangen zu zittern. Ich hatte unglaubliche Angst. Ich fühlte mich zu schwach zu gehen. Ich werde diese Angst nie vergessen“, sagte sie. 25 Tage seien seitdem vergangen und sie sei seither „jeden Tag gestorben“.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fordert von Saudi-Arabien Aufklärung über die Auftraggeber am Mord an dem in Istanbul getöteten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Zudem müsse offengelegt werden, wo sich seine Leiche befinde, sagte Erdogan am Freitag vor Abgeordneten seiner AK-Partei. Die Regierung in Riad müsse die Identität des „örtlichen Mitarbeiters“, der den Leichnam nach der Tat übernommen habe, preisgegeben werden.
Die Türkei verfüge über mehr Informationen in dem Fall als sie bislang freigegeben habe. Am Sonntag werde sich der zuständige türkische Staatsanwalt mit seinem saudiarabischen Amtskollegen in Istanbul treffen.
Der Sohn des getöteten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat das Königreich angeblich verlassen und soll in die USA eingereist sein. Der Sender CNN berichtete, dass er nach Aufhebung seiner Ausreisesperre in den Vereinigten Staaten angekommen sei und berief sich dabei auf eine Quelle aus dem Umfeld der Familie. Demnach hat Salah bin Jamal Khashoggi sowohl die saudische Staatsbürgerschaft als auch die der USA.
Einige Stunden zuvor hatte die Leiterin der Nahost- und Afrika-Abteilung von Human Rights Watch, Sarah Leah Whitson, auf Twitter geschrieben, Khashoggis Sohn habe Saudi-Arabien nach Aufhebung der Ausreisesperre samt Familie in Richtung USA verlassen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat von Saudi-Arabien eine umfassende Aufklärung der Todesumstände des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi gefordert. Der genaue Tathergang müsse aufgeklärt und alle Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Merkel in einem Telefonat mit dem saudiarabischen König Salman am Donnerstag nach Angaben der Bundesregierung.
Die Kanzlerin habe Saudi-Arabien aufgerufen, eine rasche, transparente und glaubhafte Aufklärung sicherzustellen, teilte das Bundespresseamt mit. Im Lichte der laufenden Entwicklungen des Falles stehe Deutschland bereit, zusammen mit internationalen Partnern „angemessene Maßnahmen“ zu ergreifen, erklärte Merkel ohne nähere Erläuterung weiter.
Die Bundesregierung hat bereits einen vorübergehenden Genehmigungs-Stopp für Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien verkündet. Bereits genehmigte Exporte werden überprüft.
Verwandte und Weggefährten des getöteten Journalisten Jamal Khashoggi haben sich am Donnerstag zu einer Mahnwache vor dem saudiarabischen Konsulat im türkischen Istanbul versammelt. An der Veranstaltung beteiligten sich Dutzende Menschen. Sie forderten Gerechtigkeit und erinnerten an Khashoggi, der vor ungefähr drei Wochen in dem Konsulat getötet worden war.
Nach Angaben eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP entzündeten die Teilnehmer Kerzen. Bei ihnen handelte es sich um Angehörige Khashoggis und andere Journalisten. Diese schlossen sich inzwischen zu einer Vereinigung der Freunde von Jamal Khashoggi zusammen. Die Mahnwache war deren erste Aktion.
„An diesem Ort, an dem Jamal starb, halten wir fest, dass wir keinen Kompromiss akzeptieren (…) und zu Versuchen, Schuldige der Gerechtigkeit vorzuenthalten, nicht schweigen werden“, sagte Ayman Nour, Mäzen eines oppositionellen ägyptischen Fernsehsenders.
Der regierungskritische Journalist Jamal Khashoggi ist nach Angaben eines saudi-arabischen Staatsanwalts vorsätzlich getötet worden. Die Untersuchungen würden nun auf Basis der Erkenntnisse fortgesetzt, die von der gemeinsamen Ermittlungsgruppe gewonnen worden seien, sagte er dem staatlichen Sender al-Echbarija.

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