Der wegen hundertfachen Mordes angeklagte Ex-Krankenpfleger Niels Högel hat heute zu den einzelnen Fällen ausgesagt. Damals sei er empathielos gewesen, heute schäme er sich.
Am zweiten Prozesstag hat sich der ehemalige Krankenpfleger Niels Högel sich zu 26 der 100 angeklagten Morde geäußert. Einen Fall nach dem anderen gingen die Richter am Landgericht Oldenburg durch. Weil es so viele sind, wird der Angeklagte auch an den kommenden drei Verhandlungstagen zu den einzelnen Fällen befragt. An einige Taten konnte sich Högel noch gut erinnern, an andere eigenen Angaben zufolge nicht mehr. Er sei empathielos und eiskalt gewesen, beschreibt sich Högel selbst. Damals habe ihn der Tod von Patienten nicht berührt. Auf die Frage einer Anwältin der Nebenkläger, was er heute empfinde, sagte Högel: Er empfinde Scham und Ekel vor sich selbst. Er könne sich nicht erklären, wie er so werden konnte und was er für ein Mensch sei. Auch wenn es ihm niemand glaube, „jeder Fall tut mir heute unendlich leid“, sagte der 41-Jährige, der wegen sechs anderer Taten bereits zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Zum Prozessauftakt Ende Oktober hatte Högel bereits eingeräumt, dass die Vorwürfe gegen ihn grundsätzlich zutreffen würden. Dies sei noch kein Geständnis zu jedem Tatvorwurf, erklärte der Vorsitzende Richter Sebastian Bührmann. „Es ist wichtig, dass wir unvoreingenommen aufklären, was gewesen ist.“ Am Ende müsse das Gericht in jedem einzelnen Fall entscheiden, ob Högel schuldig sei oder nicht. Für den zweiten Prozesstag hatte Högel von Bührmann die Aufgabe bekommen, sich auf die ersten 30 Fälle vorzubereiten. Dazu durfte er einen speziell gesicherten Laptop mit in seine Gefängniszelle nehmen – mit Bildern und Patientenakten seiner mutmaßlichen Opfer. Die Taten liegen zum Teil mehr als 18 Jahre zurück.
Die Richter befragten Högel an diesem Prozesstag zu insgesamt 26 Fällen. An 15 Fälle konnte er sich erinnern und bestätigte vor Gericht, die Patienten „manipuliert“ zu haben.