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Corona-News: Neue Daten zur Wirksamkeit von Astrazeneca veröffentlicht

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Die US-Gesundheitsbehörde hatte die Aussagekraft von Daten einer neuen Astrazeneca-Untersuchung zu dessen Impfstoff angezweifelt. Das Unternehmen hat nun weitere Daten geliefert. Alle Infos im Newsblog.
Die US-Gesundheitsbehörde hatte die Aussagekraft von Daten einer neuen Astrazeneca-Untersuchung zu dessen Impfstoff angezweifelt. Das Unternehmen hat nun weitere Daten geliefert. Alle Infos im Newsblog. Weltweit haben sich laut Johns-Hopkins-Universität mehr als 124,6 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 2,7 Millionen Erkrankte sind gestorben. In Deutschland sind mehr als 2,6 Millionen Menschen positiv getestet worden, wie das Robert Koch-Institut mitteilt. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt bei mehr als 75.000. (Stand: 24. März). Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca sieht die hohe Wirksamkeit seines Corona-Impfstoffs durch nun aktualisierte Daten bestätigt. Das Vakzin schütze mit einer Wirksamkeit von 76 Prozent vor Covid-19, bei über 65-Jährigen betrage dieser Wert 85 Prozent, teilte das Unternehmen am frühen Donnerstagmorgen unter Berufung auf weitere Daten einer sogenannten Phase-III-Studie mit etwa 32.500 Probanden mit. Das bedeutet, dass unter den älteren Probanden einer geimpften Gruppe 85 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen einer Kontrollgruppe. Die Wirksamkeit über alle Altersgruppen hinweg in Bezug auf schwere Krankheitsverläufe liege sogar bei 100 Prozent. Am Dienstag hatte die US-Gesundheitsbehörde NIAID die Aussagekraft von Daten einer neuen Untersuchung von Astrazeneca zu dessen Impfstoff angezweifelt. Astrazeneca sagte daraufhin zu, Daten innerhalb von 48 Stunden nachzuliefern. Frühere Untersuchungen, die ebenfalls für eine gute Wirksamkeit des Präparats sprechen, zweifelte die NIAID in ihrem Statement nicht an. Astrazeneca erklärte nun, die Untersuchungsergebnisse der Zwischenanalyse seien bestätigt worden. Der Impfstoff sei gut vertragen worden, es seien keine Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem Impfstoff festgestellt worden. Astrazeneca-Forschungschef Mene Pangalos sagte, man freue sich darauf, in den kommenden Wochen einen Zulassungsantrag für Notfallzulassungen in den USA einzureichen. Der Impfstoffbeauftragte der Bundesregierung rechnet ab dem dritten Quartal mit einem zweiten deutschen Corona-Vakzin. „Die Regierung setzt große Hoffnungen in die Impfstoffherstellung durch Curevac“, sagte Christoph Krupp den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Klappe die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA wie vom Unternehmen geplant, „dann können wir den Curevac-Impfstoff ab der zweiten Jahreshälfte einsetzen“. Österreich hat angesichts einer drohenden Überlastung des Gesundheitswesens für die Hauptstadt Wien und zwei weitere Bundesländer einen harten Lockdown über Ostern beschlossen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg dort zuletzt auf knapp unter 300. Vom 1. bis 6. April werde das öffentliche Leben in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland komplett heruntergefahren und alle nicht für die Grundversorgung notwendigen Geschäfte geschlossen, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Mittwochabend nach langen Verhandlungen mit den Landeschefs der betroffenen Länder. Körpernahe Dienstleister wie Friseure müssen für diese Tage wieder schließen. Demnach soll es künftig beim Einkaufen Zugangstests geben. Bisher musste man beim Friseur und anderen Dienstleistern einen negativen Corona-Test vorweisen. Zudem wurde eine ganztägige Ausgangsbeschränkung über Ostern verhängt. Der Gesundheitsminister appellierte an die Bevölkerung, die sozialen Kontakte über die Feiertage zu reduzieren. Weiters wurde eine FFP2-Masken-Pflicht, die bisher nur in Supermärkten und in öffentlichen Verkehrsmitteln galt, für alle geschlossenen Räume sowie für überfüllte Außenbereichen beschlossen. Schüler müssen nach den Osterferien in den Fernunterricht wechseln. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hat eingeräumt, dass die Idee der „Ruhetage“ rund um Ostern rechtlich nicht abschließend geprüft war. „Das war ein großer Fehler, weil er dazu geführt hat, dass viele Menschen sich darauf eingestellt haben. Das darf man nicht gering schätzen und so etwas darf nicht noch mal passieren“, sagte Braun am Mittwochabend in der ARD-Talksendung „maischberger. die woche“. Die Idee der Ruhetage sei erst in der Diskussion entstanden. „Auch ich hatte meinen Anteil daran“, sagte Braun. Der Kanzleramtschef schloss sich der Entschuldigung der Kanzlerin an. „Wir müssen in Zukunft diese Dinge anders vorbereiten“, sagte Braun. Es sei nicht immer einfach, zwischen der Notwendigkeit schnell zu handeln und der minuziösen Vorbereitung das richtige Maß zu finden. Die jüngste Zunahme der Corona-Neuinfektionen in Deutschland kann nach Ansicht des Robert Koch-Instituts (RKI) nur mit Hilfe eines Lockdowns gestoppt werden. Bis ein Großteil der Bevölkerung gegen das Coronavirus immun sei, gebe es keine andere Lösung, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Mittwoch in einer Online-Veranstaltung der deutschen Botschaft in Washington. „Wir können diesen Anstieg nicht stoppen, es sei denn mit einem neuen Lockdown für das Land“, sagte Wieler. Andere „Werkzeuge“ zur Eindämmung der dritten Welle stünden derzeit nicht zur Verfügung, sagte er auf Englisch weiter. Das RKI gehe davon aus, dass rund 80 Prozent der Bevölkerung gegen das Virus immun sein müssten, um eine neue Welle zu stoppen. „Bis das erreicht ist, werden wir nicht sicher sein“, sagte Wieler. Bis die Impfkampagne so weit fortgeschritten sei, müssten die bekannten Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Masken und das Begrenzen von Kontakten weiter befolgt werden. Wieler ließ bezüglich der Geschwindigkeit der Impfkampagnen Verständnis erkennen für „manche Kritik“. Er betonte allerdings, dass die Menschen „mehr als froh“ sein sollten, dass es gut ein Jahr nach Beginn der Pandemie Impfungen „schon in so großer Menge“ gebe. Dies sei ein „außerordentlicher wissenschaftlicher Erfolg, der meiner Meinung nach nicht genug wertgeschätzt wird“, sagte Wieler. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt fordert, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie vermehrt auch andere Möglichkeiten als den Lockdown in den Blick zu nehmen. „Der monatelange Jo-Jo-Dauerlockdown zermürbt die Menschen. Er darf nicht unsere einzige Antwort auf die dritte Corona-Welle sein“, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Es gibt vielversprechende Ansätze, die sogar in Teilen Schritte zur Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität ermöglichen.“ Städte wie Tübingen oder Rostock, zeigten wie es gehe, sagte Reinhardt. „Sie kombinieren kostenlose Schnelltests mit lokalen Lockerungen.“ In Bezug auf den damit verbundenen breiten Einsatz von Schnelltests sagte er: „Zusammen mit einer schnellen Durchimpfung der Bevölkerung – und dafür brauchen wir dringend mehr Impfstoff sowie eine effektivere digitale Kontaktnachverfolgung – wäre das eine echte Alternative zum Hin und Her der vergangenen Monate.“ Auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sagte dem RND: „Zügiges Durchimpfen der Bevölkerung, das zeigt der Blick in andere Länder, ist die einzige Möglichkeit, die Pandemie in den Griff zu bekommen.“ Die niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen würden bei steigenden Mengen von Impfstoffen den entscheidenden Beitrag leisten, die Pandemie zu besiegen. „Damit wird den Bürgerinnen und Bürgern die Normalität zurückgebracht.“ Die Physikerin und Modelliererin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation hat vor neuen Coronavirus-Varianten gewarnt, die Impfungen hinfällig machen oder ihre Wirkung reduzieren könnten. „Im schlimmsten Fall entwickelt sich eine Variante, die uns zwingt mit dem Impfen bei Null wieder anzufangen“, sagte Priesemann am Mittwochabend in der ARD-Talkshow „maischberger. die woche“. Sogenannte Escape-Varianten entwickelten sich dort, wo viele Menschen schon geimpft seien, erklärte Priesemann. Es handle sich um Viren, die es schafften den Immunschutz der Impfung zu umgehen. „Es gibt erste Erkenntnisse, dass manche der Virus-Varianten das zumindest zum Teil schon können“, sagte Priesemann. Wenn viele geimpft seien und es gleichzeitig eine hohe Inzidenz gebe, „dann züchten wir uns hier in Deutschland diese Escape-Varianten“, sagte Priesemann mit Blick auf den bevorstehenden Sommer. AstraZeneca hat bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) eine Zulassung für sein Impfstoff-Werk in den Niederlanden eingereicht. Darüber werde nun in einem beschleunigten Verfahren entschieden, erklärt Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides in einer E-Mail. Sollte es wie erwartet keine Probleme geben, könnten Lieferungen noch in diesem Monat erfolgen. Das Werk wird von dem Subunternehmer Halix betrieben. Der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig, kritisiert Überlegungen der Bundesregierung, Reisen in beliebte Urlaubsgebiete im Ausland vorübergehend zu unterbinden. „Die Bundesregierung hat Kurs und Kompass verloren“, sagt Fiebig dem „Handelsblatt“. Aus ihrem Zickzackkurs werde nun ein „Schlingerkurs mit doppeltem Rückwärtssalto“. Kanzlerin Angela Merkel revidiere die Osterruhe und entschuldige sich für diesen Fehler. Und im gleichen Atemzug prüfe die Bundesregierung nun, wie sie Reisen an Ostern gänzlich verbieten könne. „Mehr Rückwärtssalto geht nicht.“ Intensivmediziner zeigen sich enttäuscht über die Rücknahme des geplanten Oster-Lockdowns. Eine Osterpause hätte „sicherlich wieder einige Infektionen verhindern können, die jetzt unvermeidbar stattfinden werden“, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der Funke Mediengruppe einem Vorabbericht zufolge. Er verweist dabei auf das gegenwärtige exponentielle Wachstum bei der Zahl der Intensivpatienten. Astrazeneca lagert in Italien 29 Millionen Dosen Corona-Impfstoff für den Export nach Großbritannien. Ein entsprechender Bericht der italienischen Zeitung „La Stampa“ wurde der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Brüssel bestätigt. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hat klargestellt, dass sein Land den Kirchen zu Ostern Präsenzgottesdienste wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen nicht verbietet. In den ARD-„Tagesthemen“ sagte der CDU-Politiker am Dienstag: „Wir sollten das nicht vorgeben als Politik.“ Er habe keinen Zweifel daran, „dass die Kirchen, die Religionsgemeinschaften, einen klugen und verantwortungsvollen Weg finden werden.“ Nach dem Bund-Länder-Beschluss werden Religionsgemeinschaften gebeten, Versammlungen über Ostern nur virtuell abzuhalten. Die katholische und die evangelische Kirche wollen aber nicht ohne Weiteres auf Präsenzgottesdienste verzichten. Man sei von der Bitte überrascht worden, hatten die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland mitgeteilt. Kretschmer sagte weiter, er könne vieles an der massiven Kritik der Öffentlichkeit und auch der Unternehmen an den Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz verstehen. Die Entscheidung für eine fünftägige Osterruhe sei „absolut unpopulär“. Gerade weil die Maßnahmen so umstritten seien und die Bürger so erschöpft, gehe es nun um eine gute Vermittlung. „Wir dürfen jetzt nicht nachlässig werden“, sagte der CDU-Politiker. „Das wird uns diese Viruserkrankung nicht verzeihen.“ Der britische Premierminister Boris Johnson hält ein Jahr nach der Verhängung des ersten Lockdowns die Pandemie für beherrschbar. Dank der Wissenschaft habe man die Oberhand im Kampf gegen das Coronavirus erlangt, sagte der konservative Politiker. „Dieses Land ist vorsichtig, aber unwiderruflich, Schritt für Schritt, Piks für Piks, auf dem Weg zur Rückeroberung unserer Freiheiten“, so Johnson. Gleichzeitig werde eine dritte Welle, die sich auf dem europäischen Kontinent anbahne, wachsam beobachtet. Infektionszahlen, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle in Großbritannien sind weiterhin rückläufig. Erstmals seit vergangenem Sommer ist die Zahl der Todesfälle inzwischen wieder unter den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre gefallen, wie die nationale Statistikbehörde am Dienstag mitteilte. Die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche wurde zuletzt mit 57 angegeben. Das ist nach Ansicht von Experten bereits teilweise dem erfolgreichen Impfprogramm zu verdanken. In Großbritannien wurden inzwischen über 28 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft. Das ist mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung. Bis Ende Juli sollen alle Erwachsenen eine erste Impfung erhalten. Der britische Billigflieger Easyjet will laut „Tagesspiegel“ trotz der Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz Fluggäste nicht selbst auf das Coronavirus testen. Das liege in der Verantwortung der Passagiere, erklärte demnach das Unternehmen. Tests seitens der Airline im Zielgebiet seien organisatorisch und medizinisch nicht umsetzbar. Bund und Länder hatten in der Nacht zum Dienstag unter anderem die Erwartung an alle Fluglinien formuliert, „konsequente Tests von Crews und Passagieren vor dem Rückflug und keine weitere Ausweitung der Flüge während der Osterferien“ vorzunehmen. Die Bundesregierung will demnach eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes vorlegen, wonach eine generelle Testpflicht vor Abflug zur Einreisevoraussetzung bei Flügen nach Deutschland vorgesehen sein wird. Wie dies konkret umgesetzt werden soll, ist aber noch unklar. Offen ist auch, wer für die anfallenden Kosten aufkommt und was mit positiv getesteten Urlaubern passiert. Andere Airlines hatten sich aber prinzipiell dazu bereit erklärt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat trotz wachsenden Frusts der Bürger um Rückendeckung für die Bund-Länder-Beschlüsse zum strengeren Oster-Lockdown geworben. Das Impfen sei der Weg aus der Krise, sagte Merkel am Dienstag nach Informationen aus Teilnehmerkreisen in einer Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag. Je geringer die Corona-Fallzahlen seien, umso schneller zeige die Impfung Wirkung. Gebe es hohe Fallzahlen, sei davon nur schwer herunterzukommen. Nach Ostern werde man in der Impfkampagne auf die Hausärzte zugehen, sagte Merkel demnach. Schon in der zweiten Aprilhälfte würden die Hausärzte mehr Impfstoffe als die Impfzentren haben. Es gebe Licht am Ende des Tunnels – „das Licht wird heller werden“, wurde die Kanzlerin zitiert. „Auf diesem Wege bitte ich Sie, mitzugehen“, warb Merkel, die sich online zu der Sitzung zuschalten ließ, bei den Abgeordneten. Die Belastung der Krankenhäuser in anderen Ländern sei extrem. „Das will ich uns ersparen.“ Eine Mehrheit der Deutschen wäre einer Umfrage zufolge dafür, dass Schulen und Kitas angesichts der aktuellen Corona-Lage wieder geschlossen würden.52 Prozent würden dies „eher“ oder „voll und ganz“ befürworten, wie eine aktuelle Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab.34 Prozent würden einen solchen Schritt „eher“ oder „voll und ganz“ ablehnen,14 Prozent machten keine Angabe. Westdeutsche (55 Prozent) sprechen sich demnach häufiger für eine Schließung aus als Ostdeutsche (41 Prozent). In Deutschland hatten die meisten Grundschulen im Februar nach rund zweimonatiger Schließung oder Notbetreuung im Februar wieder geöffnet. Im März kehrten auch die ersten älteren Jahrgänge schrittweise im sogenannten Wechselbetrieb in die Schulen zurück. Regional wurde auf gestiegene Corona-Zahlen allerdings inzwischen wieder mit Schließungen oder einem Stopp dieser Rückkehr reagiert. Wie es an den Schulen weitergeht, ist im Moment offen. In den meisten Bundesländern beginnen an diesem Wochenende zunächst die Osterferien. Mit der kreisfreien Stadt Gera schließt in Thüringen eine weitere Kommune wegen hoher Corona-Infektionszahlen von Mittwoch an wieder die Schulen. Sie sollen zunächst bis zum 11. April geschlossen bleiben, wie die Stadtverwaltung am Dienstag mitteilte. Geregelt wird dies in einer Allgemeinverfügung. Für Schüler bis zur Klassenstufe 6 soll es eine Notbetreuung geben. Kindergärten bleiben in der ostthüringischen Stadt vorerst noch geöffnet, sie sollen dann mit Beginn der Osterferien in Thüringen ebenfalls geschlossen werden. Auch hier soll eine Notbetreuung angeboten werden. In Gera lag der auf sieben Tage und 100.000 Einwohner bezogene Inzidenzwert bei Corona-Neuinfektionen am Dienstag bei gut 350. Bis zum 9. März hatte er noch unter 100 gelegen, seitdem war er stetig gestiegen. Der Epidemiologe Dirk Brockmann vom Robert Koch-Institut (RKI) hält die Verschärfung der Corona-Maßnahmen über Ostern für wirksam. „Das könnte nach meiner Ansicht einen sehr positiven Effekt haben, weil eine ganze Reihe von Tagen dann quasi Ruhetage sind, also Sonntage“, sagte Brockmann am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk. Schon beim „Wellenbrecher“ im Frühjahr habe sich gezeigt, dass viele Menschen ihre Aktivitäten runtergefahren hätten. „Und das hatte dann (…) ein, zwei Wochen später einen sehr starken Effekt auf die Fallzahlen, weil sehr viel weniger Kontakte stattfinden“. „Natürlich werden diese Maßnahmen sich positiv darauf auswirken, aber wie stark, das lässt sich nur sehr, sehr schwer berechnen“, sagte Brockmann. In Deutschland erlebe man gerade einen „exponentiellen Anstieg“ der Infektionszahlen, „bei dem sich die Fallzahlen alle zwei Wochen etwa, vielleicht sogar noch auf einer kürzeren Skala verdoppeln“, betonte Brockmann. Ohne weitere Maßnahmen zu Ostern könne es unter diesen Voraussetzungen in Deutschland bis zu 60.000 Neuinfektionen jeden Tag geben. In Tschechien steigt die Zahl der Toten, die positiv auf Corona getestet wurden, auf mehr als 25.000. Das sind mehr als doppelt so viele wie zu Jahresbeginn. Das Land mit 10,7 Millionen Einwohnern hat nach Auskunft der Statistikwebseite Our World in Data die zweithöchste Rate an sogenannten Corona-Todesfällen pro Kopf weltweit. Die Regierung hat eine Verschärfung des Lockdowns beschlossen. Wegen zuletzt wieder steigender Corona-Zahlen will die Regionalregierung Mallorcas die Innenräume von Cafés, Restaurants und Kneipen wieder schließen. Das soll noch diese Woche passieren, berichtet die deutschsprachige „Mallorca-Zeitung“. Die Lokale durften ihre Innenräume erst seit kurzem wieder öffnen. Die klinischen Studien für die abgespeckte Variante des russischen Sputnik-V-Impfstoffes sind nach Angaben des Gesundheitsministers abgeschlossen. „Sputnik Light“ benötige nur eine Injektion, um Immunität zu erzeugen, erklärt Michail Muraschko im staatlichen Fernsehen. Von Sputnik V müssen zwei Dosen geimpft werden. Nach früheren Angaben soll „Sputnik Light“ zwar weniger lange Schutz bieten, dafür aber schneller wirksam sein. Der Light-Impfstoff sei weltweit für viele Länder interessant, die sich im Kampf gegen das Virus darum bemühten, „so viele Leben wie möglich zu retten“, sagte der Chef des staatlichen Direktinvestmentfonds, Kirill Dmitrijew. Der Fonds finanziert Sputnik V und vermarktet es im Ausland. Eine baldige Zulassung von Sputnik V in der EU erwartet Dmitrijew nicht. „Wenn eine Zulassung kommt – voraussichtlich nach Juni – könnten wir innerhalb von drei, vier Monaten etwa 100 Millionen Dosen für 50 Millionen Menschen in der EU liefern“, sagte Dmitrijew der „Berliner Zeitung“. Dmitrijew bestätigte auch Pläne für die Produktion des Präparats in Deutschland und anderen EU-Staaten. So gebe es Verhandlungen über eine Produktion von Sputnik V in den Anlagen des russischen Pharmaunternehmens R-Pharm im bayerischen Illertissen. Dort würden Arzneimittel für 150 Länder weltweit produziert. R-Pharm hatte auch den Antrag zur Zulassung von Sputnik V bei der Arzneimittelbehörde Ema gestellt. Es gebe zudem „Vorvereinbarungen mit zwei anderen Produzenten in Deutschland“ sowie mit Spanien und Frankreich, sagte Dmitrijew. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat die vom Oberverwaltungsgericht Münster aufgehobenen Corona-Beschränkungen im Einzelhandel mit einer Überarbeitung der Corona-Verordnung wieder in Kraft gesetzt. Das Bundesgesundheitsministerium hat beim Finanzministerium weitere Ausgaben von rund 5,86 Milliarden Euro zur Bewältigung der Corona-Pandemie beantragt. Dies geht aus einer Reuters am Montag vorliegenden Vorlage des Finanzministeriums für den Haushaltsausschuss des Bundestages hervor. Demnach sind bis zu 3,3 Milliarden Euro Kosten für die sogenannten Bürgertestungen und andere vom Bund zu tragende Testausgaben vorgesehen. Rund 1,5 Milliarden Euro werden eingeplant als Vergütung für Impfungen in Arztpraxen in den Monaten April bis Juni. Für April seien vorerst insgesamt 3,5 Millionen Impfungen in Arztpraxen geplant. Diese Zahl solle sich auf bis zu 7,5 Millionen Impfungen pro Woche im Juni steigern. Zudem ist eine Milliarde Euro für weitere Ausgleichszahlungen an Krankenhäuser vorgesehen. Ungarn gibt die Notfallzulassung von zwei weiteren Impfstoffen bekannt: Den des chinesischen Konzerns Cansino Biologics sowie Covishield, der Markenname des AstraZeneca-Mittels, wie er in Indien vom Serum Institute herstellt wird. Unklar ist zunächst, wie sie eingesetzt werden sollen. Wenn beide auch vom Nationalen Gesundheitszentrum für die Breitenanwendung zugelassen werden, hätte Ungarn Zugriff auf sieben Impfstoffe. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil fordert eine Überprüfung der Reisemöglichkeit nach Mallorca. Man werde in der Bund-Länder-Runde besprechen müssen, ob die Entscheidung, Mallorca nicht mehr als Risikogebiet einzustufen, „in Stein gehauen“ sei. Der SPD-Politiker warb im ZDF für einen „kontaktarmen Urlaub“ im eigenen Bundesland. Die Ausbreitung der ansteckenderen Coronavirus-Mutationen könnte nach Ansicht des Virologen Ulf Dittmer die im Frühjahr zu erwartenden, mildernden saisonalen Effekte für die Pandemie abschwächen. Grundsätzlich würden Umweltfaktoren wie etwa UV-Strahlen und höhere Temperaturen sowie das vermehrten Aufhalten im Freien in der wärmeren Jahreszeit helfen, das Infektionsgeschehen zu bremsen. „Dieser Vorteil könnte jetzt – und das ist ein wenig die Gefahr – von den Mutanten aufgefressen werden“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie des Uniklinikums Essen der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wissen von Coronaviren, dass der R-Wert, also die Reproduktionsrate des Virus, aufgrund dieser Faktoren im Frühjahr und Sommer deutlich sinkt. Also mindestens um den Faktor 0,5, vielleicht sogar noch mehr. Und das ist schon relativ viel“, sagte Dittmer. Die saisonalen Effekte könnten jedoch wegen der sich leichter ausbreitenden Corona-Variante B.1.1.7 nicht dafür ausreichen, dass der R-Wert langfristig unter die Schwelle von 1 sinke, ab der die Pandemie abflaut. Im Streit um einen möglichen Exportstopp der EU von Corona-Impfstoffen nach Großbritannien sucht der britische Premierminister Boris Johnson nun das Gespräch. Johnson wolle noch vor dem EU-Gipfel diese Woche bei Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron dafür werben, die Ausfuhr nicht zu blockieren, berichtete die BBC am Montag. Gesundheits-Staatssekretärin Helen Whately sagte im Sender BBC Radio 4, kein Land und auch nicht die EU solle „Impfnationalismus oder Impfprotektionismus“ zulassen. „Wir erwarten, dass die Europäische Union sich an ihre Verpflichtungen hält. Und ich bin mir sicher, dass der Premierminister mit seinen Kollegen in Kontakt sein wird“, sagte Whately. Wichtig sei, dass alle Länder mit ihren Impfungen vorankämen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte am Wochenende wegen des Mangels an Corona-Impfstoff in der EU mit weiteren Exportbeschränkungen gedroht. Rund 6.500 Menschen haben in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille an einem ungenehmigten Karnevalsumzug teilgenommen. Viele von ihnen hätten keine Schutzmasken getragen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Sonntagabend. Die Polizei habe die Veranstaltung als völlig unverantwortlich bezeichnet. Beamte schritten demnach am Abend in der Nähe des Alten Hafens im Zentrum der Stadt ein, um die Veranstaltung aufzulösen. Die Stadt Marseille habe zunächst nicht auf die Vorfälle reagiert, berichtete AFP weiter. In Frankreich sind tagsüber im Freien grundsätzlich auch größere Veranstaltungen möglich, wenn dabei die Corona-Sicherheitsregeln eingehalten werden. So hatten am Samstag mehrere Tausend Menschen in Paris und anderen Orten gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert. Frankreich ist stark von der Corona-Pandemie betroffen, es starben seit Beginn mehr als 92.000 Menschen. Für Landkreise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100 sieht die Vorlage des anstehenden Bund-Länder-Gipfels zusätzliche Einschränkungen wie nächtliche Ausgangsbeschränkungen vor. Diese Maßnahme stößt bei FDP-Chef Christian Lindner auf Widerstand. „Ich halte Ausgangsbeschränkungen immer für unverhältnismäßig, für eine zu scharfe Freiheitseinschränkung“, sagte er bei „Bild live“. „Wenn sich Angehörige eines Haushalts draußen an der frischen Luft bewegen, sehe ich keinen Grund, ihnen das zu untersagen.“ Die deutschen Intensivmediziner pochen vor den Beratungen der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einen strengeren Lockdown mit Verschärfungen des Kontaktverbots. „Ich erwarte von den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin, dass sie sich an diesem Montag auf bundesweit einheitliche und ganz einfache Verschärfungen einigen“, sagt Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (Divi), laut Vorabbericht der Zeitung „Rheinische Post“. Es sei entscheidend, dass alle Länder dieselben Maßnahmen umsetzen und diese leicht zu verstehen sind. Er fordert eine Rückkehr zu einem strengeren Lockdown wie Anfang März und die Schließung von Schulen und Kitas bis ausreichende Testmöglichkeiten vorliegen sowie Kontaktmöglichkeiten „massiv“ zu beschränken. Das derzeitige Tempo der Ansteckungen werde ansonsten „im April bis Mai für eine Überlastung der Intensivstationen sorgen“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Carsten Schneider, hat sich kritisch zum Vorschlag des Kanzleramts für Corona-Ausgangssperren geäußert: „Bevor die von der Bundeskanzlerin vorgeschlagenen neuen Einschränkungen für Privathaushalte diskutiert werden können, müssen alle anderen Optionen ausgeschöpft sein“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Dazu gehöre, dass endlich die vom Bundesgesundheitsminister vor sechs Wochen angekündigten Testmöglichkeiten in der Realität auch zur Verfügung stünden. „Für alle Berufe, die ihrer Arbeit nicht im Homeoffice nachgehen können, müssen die Arbeitgeber mindestens zwei Tests in der Woche zur Verfügung stellen. Sofern die Unternehmen das nicht umsetzen, muss dies durch Verordnung vorgeschrieben werden.“ Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat die dritte Corona-Welle als brandgefährlich bezeichnet und um Verständnis für die Rücknahme von Lockdown-Lockerungen geworben. „Die Situation ist ernst“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Zahl der Neuinfektionen wieder zu drücken, werde dieses Mal weit schwieriger als im Frühjahr oder Herbst, warnte er. „Die dritte Welle wird durch ansteckendere Virusmutationen getrieben und trifft auf eine Corona-müde Bevölkerung – das macht sie so brandgefährlich.“ Für Lockerungen sieht Weil keinen Spielraum: „In dieser brisanten Situation stur den Öffnungsplan abzuarbeiten, wäre verantwortungslos“, betonte er. Stattdessen müssten Öffnungsschritte zurückgenommen werden, wenn die Inzidenz über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen steige. „Niedersachsen wird die beschlossene Notbremse ziehen, und ich rate allen, das auch zu tun“, sagte Weil. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädiert für eine deutliche Verschärfung der Corona-Einschränkungen bis Mitte April. „Wir brauchen eigentlich einen härteren Lockdown, als wir ihn bis Anfang März hatten – und zwar jetzt bis Mitte April“, zitiert die „Welt“ Lauterbach. Es gehe darum, die Zeit zu überbrücken, bis die Impfungen an Tempo aufnähmen und flächendeckend in allen Schulen und Betrieben Schnelltests zur Verfügung stünden. „Ideal wäre ein kurzer harter Lockdown für drei bis vier Wochen, bis das Testen in Schulen und Betrieben richtig steht.“ Lauterbach warnte eindringlich vor den Folgen der Ausbreitung der Virusvariante B.1.1.7. Diese sei ansteckender und tödlicher. Daher steckten sich auch Kinder leichter an, und 70-Jährige würden fast so häufig wie früher 80-Jährige sterben. „Alle Länder, die Mutation B.1.1.7 in den Griff bekommen haben, brauchten dazu einen härteren Lockdown, als wir ihn derzeit haben. Niemand kam dabei ohne Ausgangssperren aus“, sagte der SPD-Politiker. Auch SPD-Parteichefin forderte härtere Maßnahmen. „Bei allem Verständnis für unsere Frühlingsgefühle und für die Nöte in der Kultur, in Handel, Gastro und Tourismus: Solange Testen und Impfen nicht greifen, müssen wir die geplanten Öffnungen verschieben und nochmal einen Schritt zurückgehen in den Lockdown“, twittert sie. In vielen Städten Europas soll es am Mittwoch eine gemeinsame Schweigeminute für die Corona-Opfer geben. Das kündigte der Verband Eurocities am Sonntag an, in dem rund 200 Städte aus knapp 40 Ländern zusammengeschlossen sind. „Europa braucht einen gemeinsamen Augenblick des Gedenkens“, erläuterte der Präsident des Verbandes, Dario Nardella, Bürgermeister der italienischen Stadt Florenz. Dazu soll am 24. März um zwölf Uhr mittags eine Minute lang geschwiegen werden. Aus Deutschland sind in dem Verband unter anderem Berlin, Dresden, Düsseldorf, Essen, Hamburg, München und Stuttgart dabei. Nardella sagte, es gehe darum, die Toten zu betrauern und an die Menschen zu denken, die unter den Folgen der Pandemie litten. Wie ein Sprecher am Sonntag erläuterte, wollen die Bürgermeister mit der Schweigeminute auch unterstreichen, dass die Pandemie eine grenzüberschreitende Krise ausgelöst habe. Dazu soll es auf YouTube auch einen Livestream geben. Mehrere Experten aus der Onkologie warnen vor dramatischen Folgen der Corona-Pandemie für Krebspatienten. Alexander Herzog, Klinikleiter im hessischen Nidda, sagte der „Bild am Sonntag“: „Im schlimmsten Fall würden hochgerechnet bei uns mehr als 40.000 Menschen zusätzlich sterben“. Der Onkologe beruft sich dabei auf Studien zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020, nach denen damals etwa 20 Prozent weniger Krebspatienten in Deutschland behandelt worden sind. Herzog rechnet auf dieser Basis stark vereinfacht auch mit etwa rund 20 Prozent mehr Krebstoten. Gründe für die niedrigeren Behandlungszahlen sind einerseits Corona-Vorgaben für die Kliniken, andererseits die Sorge vieler Patienten vor einer Ansteckung. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums, will in dem Bericht keine konkreten Zahlen für Deutschland nennen. Dennoch untermauert er die Aussage seines Kollegen in der „Bild am Sonntag“ mit einem Vergleich: „Eine britische Studie, die bereits vergangenen Juli erschien, hat allein für die ersten Monate der Pandemie kalkuliert, dass in Großbritannien mit mindestens 7.000, im schlimmsten Fall bei anhaltenden Einschränkungen mit bis zu 35.000 zusätzlichen Krebstodesfällen gerechnet werden muss.“ Madagaskar hat es nach den Worten von Präsident Andry Rajoelina nicht eilig, Corona-Impfstoff für seine Bevölkerung anzuschaffen, sondern setzt stattdessen weiterhin auf ein angebliches Kräuterheilmittel gegen das Virus. Er selbst sei bislang nicht geimpft und habe auch nicht vor, sich impfen zu lassen, sagte Rajoelina am Samstag in einer Fernsehansprache. Er sei nicht komplett gegen Impfungen, doch befinde sich das Land derzeit „in einer Beobachtungsphase des Impfstoffs“, der derzeit noch zu viele Nebenwirkungen habe. Die madagassische Regierung hatte im vergangenen Jahr einen Kräutertrunk auf Basis von Beifuß präsentiert, der angeblich vorbeugend und heilend gegen das Coronavirus wirken soll. An der Wirksamkeit des Gebräus namens „Covid Organics“ bestehen jedoch erhebliche Zweifel, eine Heilkraft wurde durch keinerlei wissenschaftliche Studie belegt. An der deutsch-französischen Grenze haben Hunderte Menschen gegen die verschärften Corona-Einreiseregeln nach Deutschland demonstriert. Sie forderten insbesondere eine Abschaffung der Testpflicht für Berufspendler. Nach Polizeiangaben nahmen 600 Menschen an der Demonstration in Sarreguemines (Saargemünd) im Verwaltungsbezirk Moselle am Samstag teil, die Organisatoren sprachen von 1000 Teilnehmern. Arsène Schmitt, Vorsitzender einer Vereinigung von Grenzgängern aus Moselle, bezeichnete die Einreisebeschränkungen als „unerträglich“ und noch „schlimmer“ als die Grenzschließung im vergangenen Jahr. „Man macht uns zu Aussätzigen.“ Der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski hat die Corona-Lage in seinem Land als ernst bezeichnet. Beim Anstieg der Infektionszahlen sei eine „sehr große Beschleunigung“ zu beobachten, sagte er am Samstag auf einer Pressekonferenz. Diese Entwicklung sei auf die britische Virusvariante zurückzuführen, die als ansteckender gilt. „Man kann sagen, dass diese Mutante andere Virusvarianten verdrängt“, erklärte Niedzielski. Man schätze, dass sie landesweit bereits für 60 bis 80 Prozent aller neuen Fälle verantwortlich sei. Die Regierung kündigte an, dass in den nächsten Tagen zusätzliche Notkrankenhäuser eröffnet werden, unter anderem in der stark betroffenen Woiwodschaft Schlesien. Die Zahl der Betten für Covid-19-Patienten soll langfristig fast verdoppelt werden. Am Samstag traten landesweit verschärfte Corona-Maßnahmen in Kraft. Hotels, Kinos, Theater, Museen und Galerien müssen wieder schließen. Das gilt auch für Schwimmbäder und Fitnessstudios. Die deutsche Bundesregierung stuft das Nachbarland wegen stark steigender Corona-Infektionszahlen von Sonntag an als Hochinzidenzgebiet ein. Die polnischen Behörden meldeten am Samstag 26.405 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Die beiden Gründer des Mainzer Corona-Impfstoffherstellers Biontech rechnen spätestens im Herbst mit einem Ende der Lockdown-Politik in Deutschland. „In vielen Ländern in Europa und in den USA werden wir wahrscheinlich Ende des Sommers in der Situation sein, nicht mehr in einen Lockdown zu müssen“, sagte Uğur Şahin laut einem Vorabbericht in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“. Das Virus werde nicht verschwinden, aber sobald in Deutschland rund 70 Prozent der Menschen geimpft seien, werde die Lage beherrschbarer. Wenn man die Hausärzte und das medizinische Personal einbinde, wäre es danach auch kein Problem,80 Millionen Menschen jedes Jahr einmal gegen das Coronavirus zu impfen. Mehrere Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Schweden sind von der Polizei aufgelöst worden. Sowohl in der Hauptstadt Stockholm als auch in Göteborg und Malmö wurden die Proteste am Samstag von den Beamten gestoppt, weil sie gegen die maximal zulässige Teilnehmerzahl für öffentliche Versammlungen verstoßen haben. Das teilten die Polizeidienststellen der drei größten Städte Schwedens jeweils am Samstagnachmittag mit. In Göteborg waren demnach 50 bis 70 Menschen dabei gewesen, in Malmö etwa 200. In Stockholm sprach die Zeitung „Aftonbladet“ von 200 bis 300 Teilnehmern. Schweden ist in der Corona-Krise einen international vielbeachteten Sonderweg mit relativ lockeren Beschränkungen des öffentlichen Lebens und Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Vereinzelte Corona-Maßnahmen gab und gibt es aber auch bei den Schweden, wenn auch nicht so strenge wie in Deutschland oder anderswo. Unter anderem dürfen sich seit Ende November nur noch maximal acht Menschen für öffentliche Zusammenkünfte und Veranstaltungen versammeln. Darüber hinaus hat sich die Regierung mit einem im Januar verabschiedeten Pandemiegesetz die Möglichkeit zu strengeren Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus geschaffen. In Kroatien haben Tausende in fünf Städten gegen die Beschränkungen demonstriert. In der Hauptstadt Zagreb sowie in Osijek und in den Adria-Städten Split, Dubrovnik, und Sibenik gingen die Menschen auf die Straße und trugen dabei mehrheitlich keinen Mund-Nasen-Schutz. Unter anderem in Split bezeichneten die Demonstranten die Maskenpflicht als „Tyrannei“. In Kroatien gilt Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften und Krankenhäusern sowie im Freien überall dort, wo der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann. Die Innengastronomie ist geschlossen, unter freiem Himmel aber erlaubt. Die Inzidenz der Neuansteckungen mit dem Virus Sars-CoV-2 steigt in Kroatien nach einer deutlichen Talfahrt in Januar und Februar seit Kurzem wieder leicht an. Am Samstag lag sie bei 145,1 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen. Der Virologe Alexander Kekulé sieht schwere Fehler von Politik und Wissenschaft bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. „Deshalb kann der Corona-Gipfel nächste Woche nur wieder Beschränkungen beschließen und die Notbremse ziehen, die ja bereits auf dem Papier vorgesehen ist. Mir blutet dabei das Herz“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). „Wir sollten als intelligente und reiche Industrienation doch in der Lage sein, differenziertere Lösungen zu finden. Aber das ist nicht gelungen. Damit bleibt nur wieder ein pauschaler Lockdown. Die Bevölkerung muss noch einmal die Fehler der Politik ausbaden.“ Konkret nannte er als Fehler: „Man hat den Varianten regelrecht die Tore geöffnet – zum Beispiel durch Öffnung der Schulen ohne vernünftige Alternativ-Konzepte“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). Hinzu komme, dass die Bevölkerung einfach „sauer“ gefahren sei mit den Restriktionen und die Infektionslage an den Arbeitsplätzen immer noch nicht im Griff sei. „Es gibt also einen Dreiklang an Mängeln. Die Politik nutzt das Argument der Gefahr durch Mutationen gerne, um von eigenen Versäumnissen abzulenken.“ Auch an seinen Kollegen äußerte er scharfe Kritik. „Leider wurden viele Fehler obendrein auch aufgrund zweifelhafter Empfehlungen wissenschaftlicher Berater gemacht. Da waren einige Staaten deutlich besser als wir.“ Erneut sprach sich Kekulé dafür aus, zunächst nur einmal zu impfen. „Das reicht, damit können wir in kurzer Zeit das Sterben effektiv begrenzen. Damit wäre die Kurve der Inzidenz von der Sterblichkeit abgekoppelt.“ In Großbritannien hat bereits jeder zweite Erwachsene eine Corona-Impfung. „Ich bin absolut begeistert sagen zu können, dass wir nun die Hälfte aller Erwachsenen in Großbritannien geimpft haben“, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Samstag in einem auf Twitter veröffentlichten Video. Mehr als 26 Millionen Menschen bekamen demnach eine erste Impfdosis gespritzt. Gut zwei Millionen erhielten auch schon die zweite Spritze. Großbritannien setzt auf rund zwölf Wochen Abstand zwischen erster und zweiter Dosis. Die Infektionslage in dem ehemaligen EU-Mitgliedsland hat sich seit den katastrophalen Zuständen im Januar, als noch etliche Intensivstationen überlastet waren, deutlich verbessert. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 59 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Experten führen dies neben dem noch immer geltenden harten Lockdown auch auf den weiten Fortschritt der Impfkampagne zurück. Bundesweit gehen die Landesärztekammern mehreren hundert Hinweisen nach, bei denen Ärzte im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gegen Berufsrecht oder Infektionsschutzverordnungen verstoßen haben sollen. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hervor. Nach Angaben der Landesärztekammern können sich allerdings mehrere Hinweise auf gleiche Ärzte beziehen, weshalb es sich bei insgesamt mehr als 500.000 gemeldeten Ärzten in Deutschland nach Einschätzung der Landesärztekammern um Einzelfälle handelt. Bei den Hinweisen geht es zum Beispiel um Beschwerden gegen Ärzte, die falsche Atteste ausstellen, um etwa Gegner der Corona-Maßnahmen von der Maskenpflicht zu befreien. Auch die Missachtung der Hygieneregeln in Arztpraxen oder kritische Äußerungen zur Pandemiegefahr sind Gegenstand von Beschwerden. In Baden-Württemberg gingen nach Angaben der Landesärztekammer bis Februar 2021 rund 340 Beschwerden gegen Ärzte im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ein. Die Ärztekammer Niedersachsen teilte mit, ihr seien bislang 91 Beschwerden bekannt. In Thüringen liegen nach Angaben der Landesärztekammer Hinweise gegen 49 Ärzte vor. Die Sächsische Landesärztekammer geht nach eigenen Angaben rund 60 Vorgängen nach. In Berlin sind nach Angaben der Ärztekammer seit März 2020 mindestens 35 Beschwerden im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eingegangen. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie gelten im Großraum Paris und anderen Teilen Frankreichs seit Samstag neue Beschränkungen. In insgesamt 16 Départements gibt es nun auch tagsüber strikte Ausgangsregeln. Viele Geschäfte sind geschlossen. Von den etwa 67 Millionen Menschen in Frankreich ist etwa jeder Dritte von den härteren Maßnahmen betroffen. Premierminister Jean Castex hatte die neuen Regelungen am Donnerstag angekündigt. Sie sollen zunächst vier Wochen lang gelten. Im Großraum Paris mit etwa zwölf Millionen Bewohnern und anderen Gegenden hatte sich die Corona-Lage zuletzt deutlich verschlechtert. Die regionalen Ausgangsbeschränkungen tagsüber sind weniger streng als in der Vergangenheit. Bürger dürfen sich draußen bewegen, müssen aber einem Umkreis von zehn Kilometern von ihrem Wohnort einhalten. Nachts gilt weiter im ganzen Land eine Ausgangssperre, bei der man nur in Ausnahmefällen vor die Türe darf. Die Bereitschaft der Bevölkerung sich gegen Corona zu impfen wächst.72 Prozent der Bürger stimmen einer Impfung zu, dies ergab eine Nielsen-Umfrage die im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller erstellt wurde und der Funke Mediengruppe vorliegt. Rund 1.000 Erwachsene wurden im Februar befragt. Besserverdienende und Ältere seien besonders impfwillig, einem Vorabbericht der Mediengruppe zufolge. Die Zustimmung zu den allgemeinen Corona-Maßnahmen lässt in der Bevölkerung unterdessen deutlich nach. Nur noch 66 Prozent beurteilen diese als angemessen. In Rheinland-Pfalz soll ab Montag die Außengastronomie unter bestimmten Voraussetzungen in Regionen wieder öffnen dürfen, in denen die Inzidenz nicht 100 überschreitet. Es handle sich um „ein wichtiges Signal an die Gastronomie, die seit November geschlossen ist“, erklärt Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Wir sind aber auch der Überzeugung, dass es besser ist, die Menschen können bei schönem Wetter mit Abstand und Hygienekonzept Kaffee oder Eis im Gartenlokal genießen, statt einen ‚Coffee to go‘ im Gedränge.“ Voraussetzung ist unter anderem ein gültiger negativer Schnelltest für Besucher. Der gemeinsame Besuch ist für maximal fünf Personen aus höchstens zwei Hausständen erlaubt und es besteht für Gäste und Personal eine Maskenpflicht. Eine Bewirtung darf ausschließlich am Tisch mit festem Sitzplatz erfolgen. Kontakte müssen erfasst werden und der Zutritt muss über eine Vorausbuchung gesteuert werden. Sollte die Inzidenz über 100 steigen, „greift die Notbremse“. Angesichts der sich deutlich abzeichnenden dritten Pandemiewelle fordern deutsche Intensivmediziner die Ministerpräsidentenkonferenz zu einem weiteren bundesweiten Lockdown auf. „Es muss dringend gehandelt werden“, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx der „Augsburger Allgemeinen“ einem Vorabbericht (Samstagausgabe) zufolge. Die Sieben-Tage-Inzidenz könne ohne Eingreifen sehr schnell in Deutschland auf 200 steigen und zu deutlich höheren Intensivpatientenzahlen führen. „Aus unserer Sicht kann es daher nur eine Rückkehr zum Lockdown vom Februar geben“, betonte Marx. Alles andere sei nicht zu verantworten. Die italienische Regierung hat ein 32 Milliarden Euro schweres Hilfspaket für die von der Corona-Krise besonders betroffenen Wirtschaftszweige beschlossen. Das Paket sei nur eine „teilweise Antwort“ auf die Probleme vieler Unternehmen, „aber das Beste, was wir angesichts der Haushaltszwänge tun konnten“, sagte Ministerpräsident Mario Draghi auf einer Pressekonferenz am Freitag in Rom. Das Paket sieht unter anderem elf Milliarden Euro Zuschüsse für die am stärksten betroffenen Firmen vor. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verschärft die Tonlage gegenüber dem Pharmaunternehmen Astrazeneca wegen der Kürzung der vereinbarten Lieferungen des Corona-Impfstoffs. „Wir haben die Möglichkeit, einen geplanten Export zu verbieten. Das ist die Botschaft an Astrazeneca: Du erfüllst erst deinen Vertrag gegenüber Europa, bevor du beginnst, in andere Länder zu liefern“, sagte von der Leyen den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Sie warf dem Unternehmen vor, im ersten Quartal nur 30 Prozent der vereinbarten Menge geliefert zu haben. Seit dem Amtsantritt der Regierung von US-Präsident Joe Biden vor knapp zwei Monaten sind in den Vereinigten Staaten 100 Millionen Impfdosen verabreicht worden. „Wir haben unser Ziel von 100 Millionen Impfungen in nur 58 Tagen erreicht, Wochen vor dem Zeitplan“, sagte der Corona-Koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, in New York. Biden hatte das Ziel ausgegeben, dass in seinen ersten 100 Tagen im Amt – also bis Ende April – landesweit 100 Millionen Impfdosen gespritzt werden sollten. Die USA haben rund 330 Millionen Einwohner. Seit dem Start der Impfkampagne Mitte Dezember wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC rund 116 Millionen Dosen Corona-Impfstoff verabreicht. Gut 75 Millionen Menschen erhielten demnach mindestens eine Dosis, rund 41 Millionen gelten bereits als voll geimpft. Biden hat versprochen, schon bis Ende Mai genügend Impfstoff für alle rund 260 Millionen Erwachsenen im Land zu haben. Spätestens ab 1. Mai sollen alle Bundesstaaten zudem die Vereinbarung von Impfterminen für alle Bürger ermöglichen, die mindestens 16 Jahre alt sind. Bislang werden bei der Terminvergabe meist noch Risikogruppen bevorzugt. Kleiner Hoffnungsschimmer im Impfstoff-Mangel: Deutschland erhält fast eine halbe Millionen zusätzliche Dosen des Pharmakonzerns Biontech/Pfizer. Das geht aus einer Beschlussvorlage für den heutigen Impfgipfel zwischen Bund und Ländern hervor, der t-online vorliegt. Dieser Dosen sollen insbesondere in Hotspot-Gebieten eingesetzt werden. Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde empfiehlt die Impfung mit AstraZeneca nach einem kurzzeitigen Impfstopp nur noch für Menschen im Alter über 55 Jahren. Es gebe der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zufolge ein mögliches erhöhtes Risiko für Hirnvenenthrombosen bei jüngeren Menschen, hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme der französischen Gesundheitsbehörde. Jüngere Menschen, die zur aktuellen Impfgruppe gehören, sollten einen mRNA-Impfstoff erhalten. Die Behörde will sich bald dazu äußern, wie mit Menschen unter 55 Jahren verfahren werden soll, die bereits ihre erste Impfdosis von AstraZeneca erhalten haben. Premierminister Jean Castex hatte angekündigt, dass Frankreich ab Freitag wieder mit dem Vakzin impfen wolle. Die Behörde gab nun allgemein grünes Licht dafür. Am Nachmittag wollte sich der 55-jährige Castex selbst den Impfstoff spritzen lassen. Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin waren wegen mehrerer Thrombosefälle in Deutschland und anderen EU-Staaten ausgesetzt worden. Am Donnerstag bekräftigte die EMA jedoch ihre Einschätzung zur Sicherheit des Corona-Impfstoffs. Zugleich werde eine extra Warnung hinzugefügt vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, plädiert für mehr Flexibilität bei der Impfreihenfolge. Die Priorisierung dürfe „kein Knebel“ sein, sagt sie in der ARD. Das Impfen müsse mit einem gewissen Pragmatismus und mit Flexibilität laufen. „Wir alle wissen, dass wir jetzt schnell voranschreiten müssen, damit wir dann die Priorisierung gar nicht mehr brauchen und öffnen können.“ Noch, und gerade jetzt in der dritten Welle sei es „richtig und wichtig“, zunächst die zu schützen, die am meisten gefährdet seien. „Gleichzeitig müssen wir Meter machen.“ Sobald genug Impfstoff vorhanden sei, sollte man daher in die niedergelassenen Praxen gehen und dort den Ärzten „ein bisschen Ermessensspielraum“ geben. Es hapere nicht an den ethischen Maßstäben als solche, sondern an der Umsetzung. Eine Herausforderung sei etwa der Datenschutz. Dieser dürfe nicht ignoriert werden. Man müsse ihn aber funktionaler machen und anpassen „an das, was jetzt passiert und nicht das, wovor wir uns vor 20 Jahren Sorgen gemacht haben“. Der Ethikrat hatte zusammen mit der ständigen Impfkommission die Reihenfolge der Impfungen in Deutschland festgelegt. Bislang kritisierte das Gremium, wenn einzelne Bundesländer von der Priorisierung abwichen. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat Bund und Länder vor ihren Gesprächen am Freitag aufgefordert, frühzeitig mit den Corona-Impfungen in den Praxen zu beginnen. „Auch wenn derzeit noch nicht genug Impfdosen vorhanden sind, sollten bestimmte Kontingente alsbald über die Apotheken an die Hausärzte gehen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). „Wir werden in absehbarer Zeit eine so große Menge an Impfdosen zur Verfügung haben, dass wir diese nicht mehr allein in den Impfzentren verimpfen können.“ Die neue Impfstrategie solle auch die Betriebsärzte einbinden, die gerade bei großen Unternehmen eine Vielzahl von Menschen impfen könnten. Landsberg forderte zudem, die Priorisierung der Impfgruppen zu lockern. Wenn in einem Impfzentrum Impfdosen in großer Zahl übrig blieben, müsse vor Ort entschieden werden dürfen, auch Menschen aus Gruppen zu impfen, die noch nicht an der Reihe sind. „Eine Impfdosis im Arm ist immer besser als eine Impfdosis, die im Kühlschrank lagert, nur um bürokratische Vorgaben zu erfüllen“, sagte Landsberg. Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern fordert auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) eine schnelle bundesweite Regelung für Corona-Impfungen durch Hausärzte. „Die Einbindung der Ärzteschaft in die Regelversorgung wäre ein starkes Signal“, sagte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Deutschen Presse-Agentur in München. Er hoffe sehr, dass sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten an diesem Punkt bei ihrer Telefonkonferenz am Freitag einigen könnten. Nach der geplanten Wiederaufnahme der Corona-Impfungen mit dem Produkt von Astrazeneca in Deutschland hofft ein Immunologe auf ein schnelles Wiederhochfahren dieser Impfungen. Es gelte, beim Impfen jetzt wieder aufzuholen, sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend. Nach bisherigen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) seien durch das Aussetzen der Impfungen mit dem Präparat des britisch-schwedischen Herstellers mindestens mehrere Zehntausend Impfungen pro Tag verpasst worden. Das könne perspektivisch mehr Todesfälle durch Covid-19 bedeuten. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) lässt sich am Freitag gegen das Coronavirus impfen. Er erhält seine Spritze im Impfzentrum in der Stuttgarter Liederhalle, wie das Staatsministerium am Donnerstag mitteilte. Anschließend will er ein Pressestatement abgeben. Mit seinen 72 Jahren ist Kretschmann impfberechtigt. Man habe den Termin bereits vergangene Woche vereinbart, sagte ein Sprecher aus dem Staatsministerium. Die Regierung will den Impftermin des Regierungschefs auch als Werbung für den Impfstoff des Herstellers Astrazeneca nutzen, falls dies möglich ist. US-Präsident Joe Biden hat die Zuspitzung der Corona-Pandemie in Europa als abschreckendes Beispiel für nachlassende Vorsicht angeführt. Trotz der Fortschritte bei der Impfkampagne in den USA ermahnte Biden seine Landsleute, sich weiter an die bekannten Regeln zum Infektionsschutz zu halten. „Bitte, bitte, lassen Sie nicht geschehen, was in Europa passiert, wie Sie es im Fernsehen sehen“, sagte der Präsident am Donnerstag im Weißen Haus. Biden forderte die Amerikaner auf, weiterhin Masken zu tragen, sich regelmäßig die Hände zu waschen und den empfohlenen Mindestabstand einzuhalten. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz rechnet mit einem Abbau der stationären Grenzkontrollen an der deutschen Grenze zum österreichischen Bundesland Tirol innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen. Bundesinnenminister Horst Seehofer habe ihm signalisiert, dass er die Kontrollen so schnell wie möglich schrittweise zurückführen wolle, sagte Kurz am Donnerstag nach einem Gespräch mit dem CSU-Politiker in Berlin. „Ich gehe davon aus, dass wenn das Infektionsgeschehen sich in Tirol weiter so gut entwickelt, dass das in den nächsten ein bis zwei Wochen hoffentlich der Fall sein wird.“ Die Bundesregierung hatte die stationären Kontrollen an der Grenze zu Tirol und Tschechien erst am Mittwoch um zwei Wochen verlängert, nachdem sie Mitte Februar zu Gebieten mit besonders gefährlichen Virusvarianten erklärt worden waren. Das hatte zu scharfer Kritik in Tirol geführt. Die Maßnahme sei durch nichts zu rechtfertigen, sagte Landeschef Günther Platter (ÖVP). Er setze darauf, dass die Europäische Kommission und die österreichische Bundesregierung ein Ende dieser „ungerechtfertigten Schikane“ gegen Tirol erwirkten. Das Land Baden-Württemberg führt wegen steigender Corona-Infektionszahlen die Maskenpflicht an Grundschulen ein. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag in Stuttgart aus Regierungskreisen. Die Grundschüler, die seit dieser Woche wieder im vollen Präsenzunterricht sind, sollen demnach im Schulgebäude eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Der aktuelle Abiturjahrgang macht sich einer Studie zufolge zunehmend Sorgen um seine berufliche Zukunft. Wie Umfragedaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit zeigen, gaben im vergangenen Frühjahr zu Beginn der Corona-Pandemie noch 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, sich „große Sorgen“ zu machen. Bei einer erneuten Befragung im November und Dezember waren es schon 41 Prozent. Befragt wurden demnach rund 3.000 Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs 2021 an Gymnasien und Gesamtschulen. Verschlechtert hat sich das Wohlbefinden der Jugendlichen im Zuge der Pandemie: Im Frühjahr 2020 klagte ein Drittel der Abiturienten über eine hohe psychische Belastung, im Herbst war es schon die Hälfte.41 Prozent machen sich außerdem Sorgen um die eigenen schulischen Leistungen. Im Vergleich zum Frühjahr 2020 gab es hier allerdings einen leichten Rückgang (46 Prozent). Mehr als zehn Millionen Corona-Impfungen sind bisher in Deutschland verspritzt worden. Das meldet das Robert Koch-Institut am Donnerstag. In der Zahl sind sowohl Erst- als auch Zweitimpfungen enthalten. Mehr als drei Millionen Menschen haben demnach bereits beide Impfungen erhalten, die meisten bekamen den Stoff von Biontech/Pfizer. Die Zahlen zeigen auch, wie groß die Rolle des Astrazeneca-Mittels ist, dessen Verteilung vorerst ausgesetzt ist. Zwar macht das Biontech-Mittel mit knapp fünf Millionen Dosen den größten Teil der Erstimpfungen aus. Auf dem zweiten Platz mit mehr als 1,7 Millionen liegt aber das Mittel von Astrazeneca. Die Impfquote bei den Erstimpfungen liegt bei 8,4 Prozent, die bei den Zweitimpfungen bei 3,7 Prozent. Innerhalb eines Tages wurden laut dem Bericht von Donnerstag fast 200.000 Menschen geimpft. Demnach habe die Frau nach der Impfung Corona-Antikörper entwickelt. Diese seien über die Plazenta zum Säugling gelangt und boten dem Neugeborenen nun einen gewissen Schutz, schreiben Forscher. Frühere Studien zeigten, dass Mütter, die bereits an Covid-19 erkrankt waren, Babys mit Antikörpern zur Welt gebracht haben. Bisher sei jedoch noch nicht klar, wie lange der Schutz für das Baby anhält und wie gut er ist. Zukünftige Forschungen sollten den Wissenschaftlern zufolge daher beleuchten, ob es einen idealen Zeitpunkt für Schwangere gibt, sich impfen zu lassen, um den Schutz gegen das Virus für das Kind zu maximieren. Nach einem Corona-Ausbruch in einem Kindergarten in Schrozberg (Landkreis Schwäbisch Hall) ist die kleine Gemeinde zu einem der bundesweit am stärksten belasteten Hotspots geworden. Die Sieben-Tage-Inzidenz schoss innerhalb weniger Tage auf einen vergleichbar astronomischen Wert von 1065,5 Fälle (Stand Mittwoch) pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 62 Neuinfektionen in der 5.800 Einwohner-Kommune registriert, wie der Landkreis mitteilte. In dem mittlerweile geschlossenen Kindergarten mit rund 60 Kindern waren Anfang der vergangenen Woche reihenweise Erzieherinnen erkrankt. Weitere Großausbrüche sind nach Angaben der Schrozberger Verwaltung nicht bekannt. Auch Crailsheim (Landkreis Schwäbisch Hall) bleibt weiter stark belastet: Dort wurde die Inzidenz am Mittwochabend mit 521,2 angegeben, allerdings ist Crailsheim auch deutlich größer als Schrozberg. In der Stadt hatten Ausbrüche in Kindergärten und einer Unterkunft für Flüchtlinge sowie in mehreren Betrieben für den deutlichen Anstieg gesorgt. Der Landkreis Schwäbisch Hall gehört mit einer Inzidenz von 270,9 zu den Hotspot-Regionen in Deutschland. Innenminister Horst Seehofer fordert eine deutliche Vereinfachung der Corona-Maßnahmen. „Die Regelungen sind mittlerweile zum Teil recht kompliziert geworden und nicht immer logisch“, sagte der CSU-Politiker dem „Münchner Merkur“ (Donnerstag). „Die Leute verstehen nicht, wenn der Blumenladen schließen muss, aber der Supermarkt nebenan Blumen verkaufen darf.“ Seehofer will einen neuen Ansatz, denn: „Wir können doch jetzt nicht drei Jahre im Lockdown verharren.“ Sein Vorschlag: Ab einer Inzidenz von 50 darf nur noch ein Kunde pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche in einen Laden – ob Supermarkt oder sonstiger Einzelhandel. „Eine Regel für eine Inzidenz von über 100 bräuchten wir dann nicht mehr“, sagte Seehofer. Diesen kritischen Wert werden voraussichtlich immer mehr Landkreise überschreiten. Damit träte die bislang gültige „Notbremse“ in Kraft, die eine Schließung vieler Geschäfte vorsieht. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hat sich für Öffnungen im Hotel- und Gastgewerbe über Ostern ausgesprochen. Mit einer „klugen Test- und Test-App-Strategie“ müsse eine Erholung im eigenen Land möglich sein, sagte Althusmann der „Bild“-Zeitung (Donnerstagsausgabe). „Die Hotellerie hat ausgefeilte Hygiene-Konzepte, die ein Höchstmaß an Sicherheit bieten“, fügte der stellvertretende niedersächsische Ministerpräsident hinzu. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, hält es für möglich, dass die Zulassung für den Astrazeneca-Impfstoff eingeschränkt wird. „Die Experten prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen Einnahme von Verhütungsmitteln, Rauchen und Impfen gibt. Möglicherweise haben sich hier Risiken potenziert. Dann könnte es vielleicht eine Zulassung mit Einschränkungen geben – etwa nur für bestimmte Altersgruppen oder beispielsweise ohne gleichzeitige Nutzung der Pille“, sagt Bergmann der Zeitung „Rheinische Post“ (Donnerstagausgabe) laut einem Vorabbericht. In der Antarktis sind die ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden. Auf dem chilenischen Stützpunkt Presidente Eduardo Frei Montalva auf der King-George-Insel erhielten seit Sonntag 49 Soldaten und Wissenschaftler ihre erste Impfdosis, wie die chilenische Luftwaffe am Mittwoch mitteilte.53 weitere Mitarbeiter der Forschungsstation sollen demnach in den kommenden Tagen geimpft werden. Keiner der Geimpften im Alter zwischen 25 und 58 Jahren habe eine allergische Reaktion auf den Impfstoff gezeigt, sagte der für die Impfungen zuständige Arzt Victor Videla. Seinen Angaben zufolge sollen auch noch die Menschen auf zwei anderen chilenischen Stützpunkten in der Antarktis geimpft worden. Die Impfungen seien aber wegen schlechten Wetters verschoben worden. Nach dem vorläufigen AstraZeneca-Stopp werben drei ostdeutsche Ministerpräsidenten für den Einsatz des russischen Covid-Impfstoffs Sputnik V. „Wenn es um die Gesundheit der Menschen geht, sollte die Herkunft keine Rolle spielen,“ sagt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagausgaben). Im Kampf gegen das Virus sei jeder Impfstoff willkommen, der sicher sei und wirke. Auch Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) findet es „wichtig, dass endlich das Thema Sputnik V mit Nachdruck bearbeitet wird“. Er wolle keine politische Zulassung, aber auch keine Ablehnung aus politischen Gründen. Russland sei „ein großes Land der Wissenschaft“, das zweifellos imstande sei, einen leistungsfähigen Impfstoff herzustellen, sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) den Zeitungen. Der Impfstoff solle seiner Ansicht nach in Deutschland zugelassen werden. Die ansteckendere und wohl auch gefährlichere Corona-Variante B.1.1.7 verdrängt andere Formen des Virus in Deutschland immer mehr. Ihr Anteil betrage inzwischen 72 Prozent, heißt es in einem Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwoch. Sie werde also inzwischen in etwa drei von vier Proben gefunden. Die Ausbreitung der Variante B.1.351 (Erstnachweis in Südafrika) sei hingegen etwas rückläufig, die Variante P.1 (Erstnachweis in Brasilien) sei weiter nur vereinzelt in Deutschland nachgewiesen. Vergangene Woche hatte das RKI noch von circa 55 Prozent B.1.1.7-Anteil gesprochen. Zu Beginn der RKI-Erhebung vor rund anderthalb Monaten lag der Anteil der Mutante noch bei sechs Prozent. Die rasche Zunahme war nach den Erfahrungen anderer Länder befürchtet worden. Aufgrund des nun hohen Anteils von B.1.1.7 sei weiter mit einem exponentiellen Anstieg der Corona-Fallzahlen in Deutschland zu rechnen, hieß es im RKI-Bericht. Der Anteil von 72 Prozent bezieht sich auf Nachtestungen mehrerer Laborverbünde auf Schlüsselmutationen der Variante. Unter anderem weil nicht alle auf Sars-CoV-2 testenden Labore teilnehmen und nur eine Teilmenge der positiven Proben untersucht wird, sei der Wert nicht sicher verallgemeinerbar, schränkt das RKI ein. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht in der Entscheidung, die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca auszusetzen, einen Beweis dafür, dass die Kontrollen in Deutschland sicher seien. „Unser System funktioniert“, erklärt Spahn via Facebook. Vorfälle würden gemeldet, geprüft und gegebenenfalls werde gehandelt. Wenn man sich dessen sicher sein könne, „dann sollte das eigentlich das Vertrauen in die Impfung stärken“. Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) hält die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern zu Lockerungen in der Corona-Pandemie für gescheitert. „Es funktioniert nicht“, sagte der Ministerpräsident in einer Videokonferenz mit Kommunalpolitikern aus dem Erzgebirge und verwies dabei auf die erneut wachsende Zahl an Corona-Infektionen. „Jetzt müssen wir versuchen, die Sache wieder einzufangen und vor die Lage zu kommen.“ Man bewege sich derzeit auf einem sehr dünnen Eis und könne bei jedem Schritt einbrechen, sagte Kretschmer. „Es ist nur deswegen noch nicht zum Ertrinken gekommen, weil wir noch nahe genug am Rand sind. Aber wir werden den Teich nicht durchschreiten können.“ Der Wunsch nach mehr Normalität sei auf der einen Seite verständlich, Lockerungen auf der anderen Seite aber möglicherweise falsch. Dem CDU-Politiker zufolge gibt es keinen Grund, nun in Panik zu verfallen. Man müsse auch nicht von heute auf morgen alles wieder zurückfahren. „Wir haben durchaus etwas Zeit, die wir nutzen können, um Dinge vorzubereiten.“ Es gebe immer Perspektiven und Wege auch aus schwierigen Situationen: „Nichts ist alternativlos. Man muss sich nur der Situation sehr, sehr klar stellen.“ Bürgermeister aus dem Erzgebirge hatten am Dienstag in einem Offenen Brief an Kretschmer einen „Wirrwarr“ bei den Corona-Schutzmaßnahmen beklagt. Die Europäische Union steht aus Sicht von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz kurz davor, die Verteilung von Corona-Impfstoffen gerechter zu gestalten. „Ich bin froh, dass wir einer Lösung nahe stehen“, sagte Kurz am Mittwoch nach einer Videokonferenz mit EU-Ratspräsident Charles Michel und mehreren anderen Regierungschefs. Kurz und seine Amtskollegen aus Bulgarien, Kroatien, Lettland, Slowenien und Tschechien hatten am Dienstag eine Korrektur der bisherigen Praxis gefordert, die dazu geführt habe, dass einige Länder mehr Impfdosen erhalten als es ihrem Bevölkerungsanteil in der Union entspreche. Grundsätzlich hatten sich die EU-Staaten auf anteilige und gleichzeitige Lieferungen geeinigt. Allerdings haben manche Länder weniger von bestimmten Impfstoffen bestellt, als ihnen zustehen würde. Danach sicherten sich in weiteren Verhandlungen andere Länder diese freien Kontingente. Angesichts steigender Corona-Fallzahlen verhängt Polen einen landesweiten Lockdown. Ab Samstag müssen Einkaufszentren, Hotels, Theater und Kinos schließen, wie Gesundheitsminister Adam Niedzielski auf einer Pressekonferenz mitteilt. Das Land hat laut Angaben des Ministeriums mit 25.052 Coronafällen heute die höchste Tages-Fallzahl im laufenden Jahr erreicht. Seit Dienstag fahren Testbusse des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) durch den Landkreis Greiz, um die Menschen in der Region öfter auf eine Corona-Infektion zu testen. Termine sind dafür nicht nötig. Außerdem gibt es in dem Landkreis zwei Testzentren. Dort bietet das DRK täglich kostenlose Schnelltests an. Ein weiteres Testzentrum soll am Freitag eröffnet werden. Voraussetzung dafür ist die Fortsetzung der Corona-Impfungen mit Astrazeneca. Wegen möglicher Gesundheitsrisiken wurden Impfungen mit dem Vakzin in Deutschland seit Montag zunächst ausgesetzt. Von der Europäischen Arzneimittelagentur (Ema) wird am Donnerstag eine Empfehlung zur Sicherheit des Impfstoffs von Astrazeneca erwartet. Der Stopp hatte auch zur Absage des eigentlich für diesen Mittwoch geplanten Impfgipfels geführt. Das Gespräch solle „zeitnah nach der EMA-Abstimmung“ erfolgen, „möglicherweise am Freitag“, sagte eine Regierungssprecherin am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Am 22. März beraten Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Pandemie. Dabei steht zur Debatte, ob die geplanten Lockerungen in Kraft treten oder der Lockdown aufgrund der steigenden Infektionszahlen verlängert wird. Ein unabhängiger Expertenrat für Impfstoffe empfiehlt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Firmen Janssen und Johnson & Johnson. Das Mittel habe eine Effizienz von 93,1 Prozent gegen Krankenhauseinweisungen, sagte der Vorsitzende des Rates (SAGE), Alejandro Cravioto, am Mittwoch in Genf. Die Effizienz gegen einen schweren Verlauf von Covid-19 liege nach 28 Tagen bei 85,4 Prozent. Die Notfallzulassung durch die WHO gilt mit dieser Empfehlung als Formsache. Der Rat hatte bereits die Impfstoffe von Biontech und Pfizer, von Moderna und von Astrazeneca zum Einsatz empfohlen. Die Notfallzulassung (EUL – Emergency Use Listing) ist die Voraussetzung, damit UN-Organisationen den Impfstoff einkaufen und verteilen können. Ebenso können Länder, die keine eigenen Kapazitäten für wissenschaftlichen Prüfungen haben, aufgrund der Vorarbeit der WHO eine Zulassung in ihrem Land erteilen. Für Länder wie Großbritannien, die USA oder die Mitglieder der EU und viele weitere spielt die WHO-Notfallzulassung keine Rolle. Sie machen selbst Risikoanalysen und entscheiden über eine Zulassung. Zu möglichen Empfehlungen nach der Aussetzung von Impfungen mit den Astrazeneca-Impfstoff in mehreren Ländern machte Cravioto zunächst keine Angaben. Die stationären Kontrollen an den deutschen Grenzen zu Tschechien und zum österreichischen Bundesland Tirol im Kampf gegen die Corona-Pandemie bleiben für zunächst weitere zwei Wochen in Kraft. „Wir werden die Kontrollen verlängern“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch dem „Münchner Merkur“. Er signalisierte aber auch, dass die Kontrollen bald beendet werden könnten. Ohne die Verlängerung wäre die Regelung zu den Kontrollen in der Nacht zu Donnerstag ausgelaufen. Mit Blick aus Österreich verwies Seehofer auf laufende Gespräche mit der österreichischen Regierung. „Wir haben die Hoffnung, dass wir die Kontrollen zu Österreich etwas früher beenden können, vielleicht sogar noch im Laufe des März“, sagte der Innenminister. Dazu werde man die Schritte zum Infektionsschutz und zur Eindämmung der Corona-Mutante in Tirol genau beobachten, kündigte Seehofer weiter an. Am Donnerstag dürfte das Thema demnach auch bei einem Besuch von Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz in Berlin zur Sprache kommen. „Wir werden auch über die Kontrollen reden“, sagte dazu Seehofer. Schwieriger ist die Lage demnach weiterhin an der deutsch-tschechischen Grenze. Seehofer betonte, wegen der extrem hohen Infektionszahlen in Tschechien gebe es dort bisher keine Entspannung. In Großbritannien wird Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng zufolge die Hälfte aller Erwachsenen bis Ende der Woche ihre Erstimpfung erhalten haben. Er habe Vertrauen in den Impfstoff von Astrazeneca, sagt Kwarteng der BBC. Zum Aussetzen der Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Pharmakonzerns in vielen Ländern Europas nach Berichten über Blutgerinnsel wollte er sich nicht äußern. Er rief die Bürger auf, sich impfen zu lassen, sobald sie aufgefordert würden. Über einen Impfpass werde derzeit nachgedacht, ergänzte er. Die Debatte darüber fachte der Kreuzfahrtveranstalter P&O wieder an. Er will für Reisen in diesem Sommer nur geimpfte Passagiere an Bord lassen. Das Coronavirus ist in der Region um die französische Hauptstadt Paris dem Chef der Öffentlichen Krankenhäuser zufolge außer Kontrolle geraten. „Es sind derzeit genau so viele Patienten auf den Intensivstationen wie auf dem Gipfel der zweiten Welle“, sagt Martin Hirsch dem RTL Radio. In der Region liegen fast 1.100 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. Sollte der derzeitige Trend anhalten, seien es am Ende des Monats 1.700. Er plädierte entweder für Ausgangssperren am Wochenende oder einen verschärften Lockdown. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat wegen steigender Infektionszahlen die für kommenden Montag geplante weitere Lockerung des Lockdowns infrage gestellt. „Natürlich jetzt bei der Situation werde ich mir gut überlegen, ob ich am Montag weitere Öffnungen mache“, sagte der grüne Regierungschef in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“, die am späten Dienstagabend ausgestrahlt werden sollte. Er erwäge, die Öffnung vorerst auszusetzen und am Montag zunächst zu besprechen, „was wir riskieren können“. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz ist im Südwesten landesweit auf 79,8 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner gestiegen. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 60,7. Kretschmann sagte: „Wir sehen den enormen Druck aus der Bevölkerung, zu öffnen, der ist wirklich gewaltig.“ Die Politik könne nicht nur Gebote und Verbote machen, sie müsse auch sehen, dass sich die große Mehrheit der Menschen daran hält. „Natürlich reden wir da immer auch mit Engelszungen, bitte denkt daran, wir wollen keine dritte Welle.“ Aber: „Das verhallt oft.“ Man könne womöglich weiter öffnen, wenn es Schnell- und Selbsttests in der Breite gebe – „aber das geht auch nicht von heute auf morgen“. Sowohl Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) als auch Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) vertrauen trotz des Impfstopps grundsätzlich weiter auf das Vakzin von Astrazeneca. „Ich habe Vertrauen in diesen Impfstoff und würde mich jederzeit damit impfen lassen“, erklärt Holetschek der Zeitung „Bild“. Er gehe davon aus, „dass die Impfungen mit Astrazeneca bald wieder aufgenommen werden können.“ Auch Lucha sagt, er sei von der Wirksamkeit des Impfstoffes „absolut überzeugt“. „Allerdings kann man die Argumente des Paul-Ehrlich-Institut auch nicht einfach abtun. Der Gesundheitsschutz steht an erster Stelle. Ich hoffe dennoch sehr, dass wir bald Entwarnung geben können.“ Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt fordert die Bundesregierung zu mehr Transparenz über ihre Entscheidung zum Astrazeneca-Stopp auf. „Sie muss offenlegen, wie sie inmitten einer Pandemie, die bei uns täglich Hunderte Tote fordert, die möglichen Risiken einer Impfung gegenüber denen einer Nicht-Impfung und Corona-Erkrankung abgewogen hat“, sagt Göring-Eckardt einem Vorabbericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe zufolge. Die Bundesregierung müsse transparent machen, warum sie den Weiterimpf-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und der Europäischen Arzneimittel-Agentur nicht folge. Mit dem „unkoordinierten und schlecht vermittelten Aussetzen“ der Impfungen mit Astrazeneca habe Gesundheitsminister Jens Spahn das Vertrauen in die Impfpolitik untergraben. Trotz des derzeitigen Mangels an verfügbaren Corona-Vakzinen in Deutschland rechnet Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) mit einer rasanten Beschleunigung der Impfkampagne in den kommenden Wochen. Bereits im April werde es „viele Millionen“ Impfstoffdosen pro Woche geben, sagte Scholz am Dienstag im ZDF. „Im Juni, Juli werden wir eine Situation haben, in der vielleicht zehn Millionen Impfdosen pro Woche verimpft werden können.“ „In den nächsten Wochen und Monaten wird es immer mehr Impfstoff geben“, prognostizierte Scholz. Beim Impfgipfel am Freitag müsse es deshalb vor allem darum gehen, die „große logistische Operation“ vorzubereiten, in der möglichst viele Bürger möglichst schnell geimpft werden sollten. Die Entscheidung seines Kabinettskollegen Jens Spahn (CDU), die Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca auszusetzen, verteidigte der Finanzminister.

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