Obwohl der Start schleppend verlaufen ist, will die EU ihr Impfziel früher erreichen als erwartet. Dabei sind sogar noch einige Puffer eingeplant, wie Industriekommissar Thierry Breton erklärt. Auf einen Impfstoff will er dabei aber weiter verzichten.
E uropa legt den Impfturbo ein – und zwar wirklich. Das zumindest ist die Botschaft von EU-Industriekommissar Thierry Breton, der seit zwei Monaten die Impf-Taskforce der EU-Kommission leitet. Seine Aufgabe ist es, die Impfproduktion auf dem Kontinent anzukurbeln und dafür zu sorgen, dass Flaschenhälse bei der Produktion schnell beseitigt werden oder gar nicht erst entstehen. In den vergangenen Wochen hat er viele Produktionsanlagen besucht, Kontrolleure losgeschickt um nach undeklarierten Impflagern zu suchen und hat auf die Unternehmen Druck gemacht, um ihre Verpflichtungen, die sie gegenüber der EU gemacht haben, auch einzuhalten. Derzeit bemüht sich die Taskforce beispielsweise, mögliche Engpässe bei Lipid-Nanopartikeln für die Produktion von mRna-Impfungen abzuwenden. Auch bei pharmazeutischen Einwegbeuteln und Filtern, die bei der Produktion nötig sind, drohten Engpässe. Mit den USA würden ebenfalls Verhandlungen darüber geführt. Tatsächlich scheint die Produktion in Europa an Fahrt aufzunehmen, nicht zuletzt wegen des neuen Werks in Marburg für den Impfstoff von Biontech/Pfizer. So gut scheint sich die Produktion auf dem Kontinent zu entwickeln, dass Breton ein neues Versprechen wagt: „Wir haben jetzt genug Lieferzusagen bis Mitte Juli, dass wir sicherstellen können, dass 70 Prozent der erwachsenen EU-Bürger bis Mitte Juli geimpft werden können und mit allen Lieferzusagen, die wir haben 100 Prozent der Erwachsenen bis zum Ende des Sommers“, sagte Breton einem kleinen Kreis von Journalisten am Donnerstag. Die EU-Impfkampagne hätte sich damit dramatisch beschleunigt. Ursprünglich hatte Ursula von der Leyen versprochen, dass 70 Prozent aller EU-Bürger bis zum Ende des Sommers ein Impfangebot haben sollten. Nach dem holprigen Start der Impfkampagne gab es zunächst Zweifel, ob dieses Ziel überhaupt erreichbar sei. Inzwischen sieht das Bild in Europa aber offenbar rosiger aus. Laut Breton sollen von Anfang April bis Mitte Juli 420 Millionen Impfdosen ausgeliefert werden, darunter auch der Impfstoff von Johnson&Johnson, bei dem nur eine Impfung nötig ist.