Start United States USA — mix In Washington ist die deutsche Flut omnipräsent

In Washington ist die deutsche Flut omnipräsent

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Angela Merkel ist unterwegs auf Abschiedsbesuch in den Vereinigten Staaten. Sie redet mit Joe Biden und Kamala Harris, bekommt einen Ehrendoktor. Dazwischen betreibt sie Krisenmanagement. So sind Eifel und Ahrweiler plötzlich auf der Weltbühne Thema.
D rei Stunden lang redeten sie miteinander. Dann tritt Angela Merkel an der Seite Joe Bidens im East Room des Weißen Hauses vor die Kameras. Weder China ist ihr erstes Thema, noch Russland, die Ostsee-Pipeline oder die Corona-Pandemie. Nein, Merkel wie Biden sprechen an diesem frühen Donnerstagabend Ortszeit erst einmal über die Hochwasser-Katastrohe im Westen Deutschlands. Kaum dass er an sein Pult getreten ist, drückt der amerikanische Präsident sein Mitgefühl aus. Als Merkel ein paar Minuten das Wort ergreift, widmet sie sich zuerst der Flut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Von einem „Tag von Angst, Sorge und Verzweiflung“ spricht Merkel: „Hunderttausende mussten erleben, dass ihre alltägliche Umgebung urplötzlich zum Katastrophengebiet wurde.“ Sie fürchte, das ganze Ausmaß der Tragödie werden man erst in den nächsten Tagen sehen. So hatte sich die scheidende Bundeskanzlerin ihren Abschiedsbesuch in Washington gewiss nicht vorgestellt. Im Nu dominiert eine schreckliche Katastrophe mit vielen Toten ihre Agenda jenseits des Atlantiks. Zwischen ihrem Treffen mit Vizepräsident Kamala Harris, der Verleihung einer Ehrendoktorwürde und schließlich über fünf Stunden mit Joe Biden im Weißen Haus hält sie immer wieder Kontakt mit Deutschland. Merkel lässt sich fortlaufend über die Lage informieren, telefoniert mit den Ministerpräsidenten Armin Laschet und Malu Dreyer. Sie berät mit Finanzminister Olaf Scholz und Innenminister Horst Seehofer. Und sie stellt Hilfen für die Betroffenen in Aussicht: „Wir werden sie in diesen schrecklichen Stunden nicht allein lassen.“ Krisenmanagement aus über 6000 Kilometern Entfernung. Eigentlich war Merkels Visite in Washington als kurze, höfliche Abschiedsgeste gedacht. Biden, der Merkel lange kennt und schätzt, wollte sie noch einmal würdigen – wohl wissend, dass er sich bald auf einen neuen deutschen Kanzler einstellen muss. Die Einladung ins Weiße Haus sprach Biden aus, weil er ahnt, wie Merkel unter seinem Vorgänger gelitten hat, und weil er weiß, wie stoisch sie die Pöbeleien Donald Trumps ertrug. Als Merkel am Mittwochabend erstmals seit über drei Jahren in Washington eintraf, zeichnete sich das ganze Ausmaß der Flut in Deutschland noch nicht ab. Donnerstagfrüh, während Merkel von ihrem Hotel zur Residenz von Vizepräsidentin Kamala Harris gefahren wurde, war von über 40 Toten die Rede. „Ich weiß, dass wir die vierte Regierung sind, mit der Sie während Ihrer außergewöhnlichen Karriere zusammengearbeitet haben“, sagte Harris mit ihrem üblichen Dauerlächeln zur Begrüßung. Sie dankte Merkel für „jahrelange Führung“. Merkel hob Harris‘ Rolle als erste US-Vizepräsidentin hervor, beschwor „gemeinsame Werte“. Harris: „Lassen Sie uns frühstücken.“ Sodann betraten beide Frauen die Residenz. Auf dem Frühstückstisch standen Gruyère-Soufflé, Rucola-Salat, Kräuter aus dem Garten der Residenz, Obst, Sauerteigbrot, Prosciutto, Salami.

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