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Marine Le Pen mit Charme-Offensive – und guter Chance auf den Sieg

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Die Rechtspopulistin Marine Le Pen drängt in die nationalistische Mitte und rückt vor der Wahl Amtsinhaber Emmanuel Macron auf die Pelle.
Erstellt: 21.04.2022,10:28 Uhr Von: Stefan Brändle Kommentare Teilen Die Rechtspopulistin Marine Le Pen drängt in die nationalistische Mitte und rückt vor der Wahl Amtsinhaber Emmanuel Macron auf die Pelle. Paris – Vor gut zehn Jahren, als sie ihren Vater Jean-Marie Le Pen aus der Partei warf, die er selber gegründet hatte, nannte man sie noch „die blonde Bestie“. Auch die Immigrant:innen wollte sie aus dem Land werfen, zusammen mit der EU und der Nato. Einführen, genauer: Wiedereinführen wollte sie nur die Todesstrafe. Jetzt wandelt Marine Le Pen, oder auch „Marine“, wie sie ihre Fans in Frankreich nur noch nennen, mit strahlendem Lächeln und staatsmännischer Pose über den hübschen Markt des südfranzösischen Städtchens Pertuis. Ein Selfie hier, ein Küsschen dort: Die Provence ist ein Heimspiel für die Rechte bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich. „Ich habe das Volk hinter mir“, lacht die Frau, die ihren Nachnamen vergessen machen will. „Ich werde Präsidentin sein.“ Irgendwo skandieren ein paar schwarzgekleidete Junge, Faschist:innen hätten hier nichts zu suchen. Ein Paar mit einer Ukraine -Fahne schreit gegen Le Pens Affinität für Russlands Präsidenten Wladimir Putin an. Und eine ältere Marktfahrerin mit Kopftuch wirft der Starbesucherin vor, sie verletze Frankreichs sakrosanktes Prinzip der „égalité“, wenn sie Immigrant:innen wie ihr Sozialrechte vorenthalten will. Le Pen erwidert lächelnd: „Ich kämpfe für alle Franzosen.“ Schon schwebt sie weiter auf ihrer Wolke, zum nächsten Selfie, der nächsten „bise“ (Küsschen). Der Pariser Sender BFM, der den Marktbesuch live überträgt, kommentiert anerkennend: „Sie ist populär. Sie macht hier keine Angst, sie ist kein Schreckgespenst mehr.“ Vor einem Stand mit dem Schriftzug „ein Kleid 8 Euro, zwei 15 Euro“ verspricht Marine Le Pen „mehr Kaufkraft“. Das ist ihr Trumpf vor der Stichwahl in Frankreich. Seitdem alles teurer geworden ist, erhöht die Chefin des „Rassemblement National“ (RN) ihre Wahlversprechen geradezu inflationär. Im ersten Wahlgang Mitte April ist Le Pen mit 23,2 Prozent in die Stichwahl gegen den Amtsträger Emmanuel Macron eingezogen; für die Stichwahl nähert sie sich laut Umfragen der 50-Prozent-Schwelle. Beim Stichwort Macron lacht die Populistin nur. „Schieben wir ihm einen Riegel!“, fordert sie im Umdrehung des linken Slogans, am Sonntag geschlossen gegen Marine Le Pen zu stimmen. Die 53-Jährige, die nun zum dritten Mal für die Präsidentschaft kandidiert, spielt die sichere, die coole Siegerin.

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