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Nordkoreas Atomprogramm und die USA: Das Wichtigste im Überblick

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Die USA sehen Nordkoreas Atomwaffen als wachsende Bedrohung. Im Jahr 2022 hat das Land so viele Raketen getestet wie noch nie. Verhandlungsversuche fruchteten nicht. Was sind die grössten Hürden im Atomstreit?
Die USA sehen Nordkoreas Atomwaffen als wachsende Bedrohung. Im Jahr 2022 hat das Land so viele Raketen getestet wie noch nie. Verhandlungsversuche fruchteten nicht. Was sind die grössten Hürden im Atomstreit?Kim Jong Un bei einem Treffen der Zentralen Militärkommission der Arbeiterpartei Koreas. Seine jüngsten Schritte heizen Spekulationen über einen möglicherweise bevorstehenden Atomtest an.Die neuesten EntwicklungenWorum es im Kern geht
■ Seit der Teilung Koreas entlang des 38. Breitengrades nach dem Zweiten Weltkrieg zählt diese Halbinsel zu den am stärksten militarisierten Regionen der Welt. Das stalinistische Nordkorea und die mit Südkorea verbündeten Vereinigten Staaten führten von 1950 bis 1953 Krieg gegeneinander, einen formalen Friedensvertrag haben sie nie unterzeichnet. Die beiden Länder haben auch nie reguläre diplomatische Beziehungen aufgenommen.
■ Mit den USA als Garantiemacht im Rücken konnte sich Südkorea in den vergangenen Jahrzehnten relativ sicher fühlen. Einen destabilisierenden Faktor in das Kräftegleichgewicht brachte das Atomprogramm des Nordens. Dieses machte seit der Jahrtausendwende rasche Fortschritte. Zwischen 2006 und 2017 führte Nordkorea sechs Atomtests durch, zudem baute es ballistische Raketen von immer grösserer Reichweite. Nicht nur die amerikanischen Verbündeten Südkorea und Japan, sondern auch das Festland der USA könnte nun in einem Konfliktfall mit Atomwaffen angegriffen werden. Damit fällt auch die Option eines militärischen Präventivschlags gegen das Kim-Regime faktisch dahin.
■ Diese Ausgangslage hat Washington zu einem Kurswechsel gezwungen. Der noch von Präsident Barack Obama verfolgte Kurs der «strategischen Geduld», gemäss dem Nordkorea mittels Sanktionen isoliert und zum Nachgeben gebracht werden sollte, reicht nicht mehr aus. Obamas Nachfolger Donald Trump versuchte einen neuen Dialog anzuknüpfen. Dadurch wurde einerseits die Gefahr einer kriegerischen Eskalation vermindert, anderseits erhielt Nordkorea die seit langem gewünschte Anerkennung als faktische Atommacht. Trump hatte allerdings weit höhere Erwartungen geschürt: Er behauptete, er habe Nordkorea zum Verzicht auf Atomwaffen bewogen. Dies hat sich als Wunschdenken erwiesen. Nordkorea bleibt auch für die neue demokratische Regierung unter Joe Biden eine der schwierigsten Herausforderungen. Was wollen die USA erreichen?
Washington verlangt die vollständige, überprüfbare und irreversible Abrüstung der nordkoreanischen Atomarsenale. Die erfolgreichen Tests neuer Interkontinentalraketen durch das Kim-Regime im Jahr 2017 haben die USA mit der Tatsache konfrontiert, dass Nordkorea Amerika in einem Konfliktfall mit Atomwaffen angreifen könnte. Über die zu wählende Strategie gegenüber dieser Bedrohung besteht keine Einigkeit. Während Hardliner wie der frühere Sicherheitsberater im Weissen Haus, John Bolton, anfänglich eine sofortige Auslieferung aller nordkoreanischen Atombomben forderten, mahnen andere Sicherheitspolitiker zu grösserem Realismus.
Aus innenpolitischen Gründen war der damalige Präsident Donald Trump in den vergangenen Jahren darauf bedacht, sich als erfolgreicher Problemlöser darzustellen in einer Angelegenheit, an der alle seine Vorgänger gescheitert waren. Sein Nachfolger Joe Biden hat zwar ebenfalls diplomatische Fühler in Richtung Nordkorea ausgestreckt, scheint aber nicht an einen Durchbruch zu glauben und hat dem Thema bisher keine hohe Priorität gegeben. Welche Ziele verfolgt Nordkorea?
Weltweit ist wohl kaum eine Staatsführung so schwer durchschaubar wie jene in Pjongjang. Nordkorea-Beobachter sind sich jedoch weitgehend einig in der Beurteilung, dass für den Machthaber Kim Jong Un das Überleben seines Regimes alles überragende Priorität besitzt. Eine Öffnung gegen aussen und Reformen im Innern dürfte Kim nur insoweit verfolgen, als sie seine Macht nicht gefährden.
Das totalitär-kommunistische Regime, das seit dem Zweiten Weltkrieg den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel beherrscht, hat die Bevölkerung jahrzehntelang mit dem Bild einer akuten Bedrohung durch den kapitalistischen Süden und den Erzfeind USA indoktriniert.

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