So dramatisch war das alles nicht, und hinterher ist man immer klüger? Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown redet Deutschland die Exzesse des Autoritären klein. Zeit für brutale Ehrlichkeit: Fünf Fehler, die uns nie wieder passieren dürfen.
So dramatisch war das alles nicht, und hinterher ist man immer klüger? Fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown redet Deutschland die Exzesse des Autoritären klein. Zeit für brutale Ehrlichkeit: Fünf Fehler, die uns nie wieder passieren dürfen.
Wir sind gut durch die Pandemie gekommen.“ Das ist das Fazit des überwiegenden Teils der veröffentlichten Meinung, fünf Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown, der – natürlich – mit Schulschließungen am 16. März 2020 begann. Sicher, es war nicht alles richtig, aber so dramatisch war es nun auch nicht, mal ein paar Wochen nicht ins Restaurant gehen zu können. Und seit dem Lockdown (oder waren es zwei?) ist zum Glück mehr Homeoffice möglich. Dass die Kinder so viele Wochen (waren es wirklich Monate?) nicht zur Schule gehen durften, war natürlich ein Fehler, aber hinterher ist man immer klüger – so der Tenor.
Ich behaupte hingegen: Nein, wir sind richtig schlecht durch die Pandemie gekommen.
Unsere Polizei jagte Jugendliche mit einem Streifenwagen durch den Stadtpark, wir ließen Hunderttausende Menschen alleine sterben und unsere Bundeskanzlerin wollte „Himmel und Hölle in Bewegung setzen“, um Menschen, die ihren Osterurlaub auf Mallorca verbringen wollten, an der Ausreise aus Deutschland zu hindern. Nach den Maßstäben, über die wir uns vor der Pandemie in unserem Land weitgehend einig waren und die das Bundesverfassungsgericht immer wieder bestätigt und gefestigt hatte, wäre das Urteil ganz klar: Das waren Exzesse des Autoritären.
Und dass sich von der Politik über die Medien und den Ethikrat bis zu den Kirchen fast alle einflussreichen Akteure plötzlich gespenstig einig waren, dass das jetzt so sein müsse, erklärt zwar das milde Urteil im Nachhinein, darf aber keinen Einfluss auf die ethische Bewertung des Geschehenen haben. Auch Mehrheiten können fatal irren.
Und es stimmt auch nicht, dass sich die gesamte westliche Welt für ähnliche Maßnahmen im Kampf gegen das pandemische Geschehen entschied. In den ersten Monaten war der deutsche Weg ein moderaterer als der, den etwa Südeuropa einschlug. Strikte Ausgangssperren etwa blieben uns im ersten Lockdown weitgehend erspart. Aber ab Winter 2020/21 entschied sich Deutschland für einen deutlich rigoroseren Kurs, der zu den im europäischen Vergleich (nach Polen) zweitlängsten Schulschließungen, den (mit Österreich) härtesten Regeln gegenüber Ungeimpften und dem längsten Festhalten an den Maßnahmen, nämlich bis April 2023 (!), führte. Im Stringency-Index der Universität Oxford, der weltweit die Härte der Maßnahmen taxierte, nahm Deutschland oft Spitzenplätze ein.
Diese drakonische Kurs verursacht bis heute in ihrer Dimension kaum abzuschätzende Schäden medizinischer, psychischer, sozialer, pädagogischer, wirtschaftlicher, kultureller, finanzieller und fiskalischer Art. Der Ökonom würde hier von „Kosten“ sprechen.
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Deutschland — in German Corona-Politik: Fünf Dinge, die uns nie wieder passieren dürfen