Das BILD-Interview mit dem zukünftigen Präsidenten der USA Donald Trump dominiert immer noch die Schlagzeilen.
Besonders Trumps Aussagen über die Nato und über die Europäischen Union sorgten für heftige Reaktionen in den Medien.
► Trump hatte im BILD-Interview der Europäischen Union nach dem Brexit schwere Zeiten vorausgesagt. „Wenn Sie mich fragen, es werden weitere Länder austreten.“
► Die Nato bewertete der künftige US-Präsident als veraltetes Modell. Die Nato sei „obsolet“, weil sie vor vielen, vielen Jahren entstanden sei. Auch sei die Nato „obsolet, weil sie sich nicht um den Terrorismus gekümmert hat“. Zudem würden nicht alle Länder angemessen in ihre Verteidigung investieren. „Wir sollen diese Länder schützen, aber viele dieser Länder zahlen nicht, was sie zahlen müssten. Das ist sehr unfair gegenüber den Vereinigten Staaten. Abgesehen davon ist mir die Nato aber sehr wichtig.“
Wirtschaftsminister Gabriel warnt den designierten US-Präsidenten davor, Strafzölle von 35 Prozent auf importierte Autos einzuführen.
Die Äußerungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump haben bei der Nato für Irritationen gesorgt.
► Die ARD-Tagesschau berichtete fast die Hälfte ihrer Sendezeit über das Interview, die Auswirkungen und Reaktionen. In den sieben Minuten sprachen sowohl der ARD-Korrespondent aus Berlin, seine Kollegin aus Brüssel so wie Grünen-Chef Cem Özdemir und Vizekanzler Sigmar Gabriel.
► Im ZDF „heute journal“ sprach Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Er sieht Deutschland und Europa angesichts der Präsidentschaft Trumps vor großen Herausforderungen. „Dem müssen wir uns stellen“, sagte er. Von Trumps Drohungen mit Schutzzöllen hält er nichts: „Wer auf wirtschaftliches Wachstum setzt, muss auch auf freien Handel und nicht auf Protektionismus setzen.“ Zudem verwies Schäuble auf internationale Vereinbarungen für den Welthandel. „Diese Regeln und Vereinbarungen werden nicht in Frage gestellt. Auch nicht von einer neuen amerikanischen Administration.“
► Der TV-Sender N24 berichtet am Dienstag live vom Weltwirtschaftsgipfel, dass das Interview mit Donald Trump die Themen am ersten Tag des Gipfels klar dominiert.
Auch in der gedruckten Presse spielte das BILD-Interview mit Trump die Hauptrolle:
► Die „New York Times“ nimmt auf ihrer Seite Bezug zum Interview. Sie schreibt unter der Überschrift: „Für eine misstrauische Welt bleiben Trumps Ziele unklar“:
„Die Deutschen sind wütend. Die Chinesen sind ausgesprochen sauer. Die Anführer der Nato sind nervös, während ihre Kollegen in der Europäischen Union alarmiert sind. Nur Tage vor seiner Amtseinführung hat der gewählte Präsident Donald J. Trump seinen Hang für unvorhersehbare Störungen des Rests der Welt ausgelebt. “
► Die „Washington Post“ aus den USA hat das Trump-Interview mit der BILD auf ihrer Titelseite. Sie schreiben unter der Überschrift „Trump schürt Ängste vor Bruch mit Europa“: Trumps Haltung lässt Alarmglocken in Europa schrillen, wo in diesem Jahr eine Welle von Wahlen stattfinden, bei denen Anti-Einwanderungskampagnen und europaskeptische Politiker Macht gewinnen könnten. Die meisten europäischen Mainstream-Führer haben sich bereiterklärt, mit Trump nach seiner Amtseinführung am Freitag zusammenzuarbeiten, auch wenn sie ihrer Hoffnung, dass er sich mäßigen werde, Ausdruck verliehen haben. Seine kontinuierlich harte Linie hat die schmerzhafte Erkenntnis in Europa ausgelöst, dass sie jetzt ohne die volle Rückendeckung ihres ältesten und stärksten Partners leben müssen.“
► Die konservative französische Zeitung „Le Figaro“ kommentiert am Dienstag das aufsehenerregende Interview europäischer Zeitungen mit Donald Trump:
„Die ‚Bedrohung Trump‘ für Europa ist nur das Spiegelbild unserer eigenen Machtlosigkeit. Statt lauthals zu protestieren, wäre ein Weckruf angebracht. Wir müssen unser Schicksal tatsächlich selbst in die Hand nehmen. Gemeinsam auf die großen Themen antworten, statt sich in Mikro-Reglementierungen zu verlieren: Migrationskrise, Kontrolle der Grenzen, Sicherheit. Wenn Europa das Vertrauen seiner Völker wiedergefunden hat, und damit das Vertrauen in sich selbst, kann es mit Trump reden. Wird es der neue Präsidenten unwillentlich schaffen, die Europäer zur Einheit zu drängen? Leider ist (der in wenigen Monate aus dem Amt scheidende französische Staatschef) François Hollande schon woanders und Angela Merkel hat Wahlen vor sich. Die Chef-Trompeter sind heiser.“
► Zur Haltung von Donald Trump gegenüber Europa meint die Londoner „Financial Times“ am Dienstag:
„Westeuropa erfreute sich einer langen Phase des Friedens, weil die Stärke eines geeinten Europas für die USA Priorität hatte, während Russland mit dem Misstrauen behandelt wurde, das es weitgehend verdient. Warum Donald Trump diese strategische Position aufgegeben hat, ist nicht klar. Er könnte Europa als hoffnungslos im Niedergang befindlich und daher als Partner von geringem Wert ansehen. Vielleicht will er Russland stärker einbinden, damit sich das globale Gleichgewicht zu Ungunsten Chinas neigt. Vielleicht handelt er nur aus dem Bauch heraus. Was immer der Fall ist, es gibt zwei Gründe für die Annahme, dass Trumps Position zu Europa sich bald ändern könnte. Erstens sind mehrere wichtige Mitglieder seiner Administration – etwa der künftige Verteidigungsminister und der CIA-Chef – für eine harte Linie gegenüber Russland. Und zweitens wird Trump nächste Woche Präsident sein. Er wird dann wohl nicht mehr von der Seitenlinie rhetorische Rauchbomben gegen eine etablierte Ordnung abfeuern. Er wird mit der Realität konfrontiert. Dafür wird er Freunde brauchen. Und die USA haben keine besseren Freunde als die Europäer.“
► Zu den Interview-Äußerungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump heißt es am Dienstag in der „Neuen Zürcher Zeitung“ aus der Schweiz:
„Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich zwar tief besorgt, betonte aber, er gehe davon aus, dass die USA auch künftig an einer Partnerschaft mit Europa interessiert seien. Doch Trumps Aussagen zeigen, dass der künftige US-Präsident eine Zeitenwende einleitet, weil er mit einem ganz neuen Weltbild über den Atlantik blickt. (…)
Selbst wenn Pragmatiker in der Regierung mäßigend auf Trump einwirken, ist möglich, dass der Exzentriker die im Rahmen der Nato eben nach Polen entsandten US-Truppen aus einer Laune heraus wieder abzieht. Ein Brüsseler Insider bezeichnet diese Unsicherheit geradezu als Einladung an Putin, an der Ostflanke der Nato die Grenzen des Erlaubten militärisch auszuloten.
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