Wie ein Mensch eine Stunde lang reden kann, ohne jede Spur von Idee, Witz oder Esprit, hat Martin Schulz , Kanzlerkandidat der SPD in seiner Antrittsrede gezeigt. Eine Stunde lang hat er Knäckebrot geraspelt, Hartfasertapeten zerstückelt, Spanplatten ausgewrungen. Seine Genossen erwachten aus ihrer politischen Nahtoderfahrung und versicherten nun, dass sie immer an ein Weiterleben geglaubt hätten, denn da war dieses Licht am Ende des Tunnels. Manche Sozialdemokraten schwören mittlerweile, dass ihre Toastbrote morgens mit einem gerösteten Porträt des weinenden Martin Schulz aus den Röstschlitzen springen. 600 Parteieintritte innerhalb einer Woche liest man in der Partei übrigens als Begrüßungsgeschenk an den Neuen und nicht als Abschiedsgeschenk an den Alten.
So also sieht ein deutscher Politiker im Jahr 2017 aus, der das Land davor retten soll, dass rechtsradikale Kräfte in Europa die Demokratie unablässig erwürgen! So einer wird also, man nimmt es interessiert zur Kenntnis, als Gegengewicht zu dem monströsen Menschenhass aufgestellt. Wie lautet der Slogan, der stärker wirken soll als der primitive Hass gegen Muslime, Hass gegen Roma, Hass gegen Juden, Hass gegen Homosexuelle, Hass auf Reiche, Hass auf Politiker, Hass auf Flüchtlinge, Hass auf die Parlamente, Hass auf Werte wie Menschenwürde und Solidarität unter den Völkern. Wie also klingt die Botschaft, die dagegen halten will und nicht wie Pudding an Beton herunterschlonzen soll? Man kneift die Augen zusammen und möchte erkennen, was unter dem Mikrofon des Sprechers steht und steht plötzlich vor dem Empfangsgerät wie eine Eidechse bei Temperatursturz und liest:
Zeit für mehr Gerechtigkeit
Das also ist der Spruch, der dagegen halten soll, das nationalsozialistische Revival auf den deutschen Straßen aufzuhalten? War soziale Gerechtigkeit das Problem, weshalb Professoren, Richter, Journalisten zuhauf zur AfD wechselten, weil sie mit ihren Gehältern und Pensionen benachteiligt wurden? Man begreift, dass die SPD kein Gegengewicht zu einer Stimmung aufstellte, sondern ein Gegenwicht zu Angela Merkel.