Mehmet Scholl ist ein unterhaltsamer TV-Experte. Doch der Fußball hat gerade sehr viel Probleme. Dieser Sport braucht keinen Sprücheklopfer, er braucht Journalismus.
Jetzt, da sich die ARD und ihr Experte Mehmet Scholl nach neun Jahren getrennt haben, könnte man ein Best-of-Mehmet erstellen. Man hört sich das gerne noch mal an, wie er erzählte, wie er als Bayernstürmer in Cottbus getreten worden war. Oder wie er Mario Gómez bescheinigte, sich wund gelegen zu haben. Scholl war nie langweilig, er war der Mann für die Anekdoten und lustigen Sprüche.
Wie die Öffentlichkeit und seine Fans jüngst erfahren haben, kann der Lausbub Scholl auch anders. „Ich möchte, dass diese Story draußen bleibt“, sagte er im Juni zu seiner Redaktion, als er erfuhr, dass die vor dem Halbfinale des Confed Cups eine Dokumentation über russisches Doping zeigen wollte. „An diesem Tag hatte dieses Thema nichts verloren.“ Als die Story gegen seinen Willen drinblieb, ging er. Die ARD musste einen Ersatzexperten suchen. Das ist keine kolportierte Darstellung der Scholl-Gegner, so erzählte er es selbst in seiner Radiosendung Schollplatten (etwa ab Minute 48) .
Das kann man zum einen rein arbeitsrechtlich betrachten: Scholl soll bei seinem Nebenjob bei der ARD mehr als eine Million Euro im Jahr verdienen. Wohlgemerkt, das sind Rundfunkbeiträge, also so was wie Steuern, das ist das Geld von allen. Dennoch hat er einfach das Mikro verweigert, offenbar ohne auf das volle Honorar verzichten zu wollen. An einem Übermaß an Anspruchslosigkeit scheint er nicht zu leiden.
Was zum anderen noch mehr gegen den Experten Scholl spricht: Die Dopingstory sei ihm an diesem schönen Tag zu negativ gewesen, sagte er.
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Deutschland — in German Mehmet Scholl: Es ist nicht mehr die Zeit für lustige Sprüche