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Täter von Münster: Ermittler erstellen Bewegungsprofil des Amokfahrers

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Welches Motiv hatte Jens R.? Laut Landesinnenminister werden die Ermittlungen einige Zeit in Anspruch nehmen. Wichtige Quellen sind mehrere Schreiben des Täters.
Im Fall der Amokfahrt in Münster gibt es bisher noch keine näheren Hinweise auf das Motiv des Täters. Das teilte Nordrhein-Westfalens Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) am Montagnachmittag mit. Nach bisherigem Ermittungsstand sei der Mann psychisch krank gewesen und habe keinerlei politische Motivation gehabt. Die Sicherheitsbehörden würden für die Ermittlungen noch viel Zeit benötigen. Der Minister bat die Öffentlichkeit um Geduld. Zwar gebe es einen Anspruch auf gründliche Informationen, es gebe aber auch einen Anspruch auf gründliche Ermittlungen
Derzeit arbeiten die Ermittler an einem genauen Profil des Täters. „Wir konzentrieren uns jetzt mit unseren Untersuchungen insbesondere darauf, ein möglichst umfassendes Bild über das Verhalten des Täters in den Vorwochen zu erhalten“, sagte der Polizeipräsident von Münster, Hajo Kuhlisch. Mithilfe eines solchen Bewegungsprofils wollten die Ermittlerinnen und Ermittler dessen Motivation verstehen. Kuhlisch zufolge spreche wenig für eine politische Motivation.
Am Samstagnachmittag war der gebürtige Sauerländer Jens R. mit einem Campingbus in eine Gruppe von Restaurantbesuchern mitten in der Münsteraner Innenstadt gefahren. Dabei wurden zwei Menschen getötet und
zahlreiche weitere verletzt. Anschließend erschoss der 48-Jährige sich selbst. Nach Angaben von Reul hatte er die Tatwaffe „nicht ordnungsgemäß“ erworben und auch keinen Waffenschein besessen.
Wie am Wochenende bekannt wurde, war der Mann durch mehrere Vorfälle sowohl der Polizei als auch dem sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt bekannt. Zudem hatte er in zwei Schreiben – in den Augen der Ermittelnden handelt es sich bei der Mail und dem langen Brief um eine Art Lebensbeichte – suizidale Gedanken formuliert.
Medienberichten zufolge verdiente der Täter, ein Industriedesigner, zwischenzeitlich viel Geld. Demnach besaß er fünf Autos und mehrere Wohnungen – zwei in Münster und zwei in Pirna. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger unter Berufung auf die von
Ermittlern gesicherte Abschiedsmail des Mannes von Ende März schrieb, hatte dieser
eine Lampe entworfen, die sich zeitweise sehr gut verkauft hatte. Später
ließ der Erfolg nach, seine finanzielle Lage verschlechterte sich. Dafür gab er den Berichten zufolge anderen die Schuld, zum Beispiel seinem Vater. Polizei und Staatsanwaltschaft Münster berichteten Sonntagabend von fünf
eingestellten Verfahren zwischen 2014 und 2016 zu „Auseinandersetzungen
im familiären Bereich“. Zudem überwarf er sich mit Freunden und
machte Ärzte für angeblich falsche Behandlungen verantwortlich.
Um Schuldkomplexe, emotionale Zusammenbrüche und Ärztepfusch geht es auch in einem zweiten, 18 Seiten langen Schreiben, das der 48-Jährige bereits vor einiger Zeit verfasst haben soll. Nach Informationen des Rechercheverbunds aus WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung werten die Ermittler diesen Brief als klassische Ankündigung eines Suizids.

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