Für das Ende der Ampel-Regierung sehen die meisten Deutschen Christian Lindner und die FDP als Hauptverursacher. Auf dem Weg zu Neuwahlen versucht der Ex-Finanzminister, mit Problembeschreibungen zu punkten: Die Deutschen würden sich bei der Arbeit nicht genug anstrengen.
Für das Ende der Ampel-Regierung sehen die meisten Deutschen Christian Lindner und die FDP als Hauptverursacher. Auf dem Weg zu Neuwahlen versucht der Ex-Finanzminister, mit Problembeschreibungen zu punkten: Die Deutschen würden sich bei der Arbeit nicht genug anstrengen.
FDP-Chef Christian Lindner hat die überbordende Bürokratie, aber auch die mangelnde Leistungsbereitschaft in der Gesellschaft als Gefahren für Wachstum und Wohlstand bezeichnet. Die Bürokratisierung sei auch eine gesellschaftspolitische Frage, sagte Lindner auf einer Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung in Hamburg: “Ein Staat der alles vorgibt und kontrolliert, der muss doch das Bild haben, dass Unternehmerinnen und Unternehmer, dass Sie, dass die Bürgerinnen und Bürger, anleitungsbedürftige Mündel sind, Menschen, die nicht in der Lage sind, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.”
Lindner ergänzte: “Eine überbordende Bürokratie ist in Wahrheit ein Misstrauensvotum gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern.” Der 45-Jährige genießt derzeit allerdings außerhalb seiner Partei auch kein großes Vertrauen. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL Deutschland ergab, dass 80 Prozent der Befragten Lindner für nicht vertrauenswürdig halten. Nur unter FDP-Wählenden bejahte die Mehrheit, dass sie dem Parteichef vertrauen. Unter Wählerinnen und Wählern anderer Parteien stößt Lindner dagegen auf mindestens 70 Prozent (CDU/CSU) bis maximal 98 Prozent (Grüne) Ablehnung.
Unter Bezug auf einen angeblichen Trend zu “Null-Bock-Tagen” in der Unternehmenskultur kritisierte der frühere Finanzminister den Mangel an Leistungsbereitschaft: “Mit Null-Bock-Mentalität werden wir unseren Wohlstand nicht sichern. Meine Lebenserfahrung sagt mir, es gibt Dinge, auf die hat man keine Lust. Dann macht man es eben ohne Lust, einfach mal aus Pflichtgefühl.” Belastbare Indizien für eine grundsätzlich schlechte Arbeitsmoral in Deutschland gibt es indes keine.
Lindner sagte auch: Um Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu wahren, müsse die Politik die Probleme der Menschen lösen. Das sei nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch die innere Sicherheit. “Wie stellen wir sicher, dass sich in Deutschland jeder, zu jeder Zeit, an jeder Stelle wieder sicher fühlen kann?”, sagte Lindner. Die Einwanderung nach Deutschland müsse so geregelt sein, dass niemand die Weltoffenheit und Toleranz infrage stelle.
Lindner ist aktuell schwer darum bemüht, die FDP aus dem Umfragetief zu führen. Dabei sollte eigentlich vor allem die liberale Partei vom Bruch der unpopulären “Ampel” – so der im “D-Day-Papier” formulierte Plan – profitieren. Doch ihr Kalkül ging nicht auf: Sie ist laut Umfragen Hauptschuldige am Ampel-Aus. Der Aufschwung blieb aus, Generalsekretär Bijan Djir-Sarai und Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann kostete der Vorgang den Job. Lindner indes beteuerte wiederholt, das Papier “nicht zur Kenntnis genommen” zu haben.
Ob ihm die Wählerinnen und Wähler das glauben, könnte auch über Lindners Zukunft in der Partei entscheiden. Lindners ohnehin schwache Beliebtheitswerte sackten jedenfalls zuletzt weiter in den Negativbereich ab: Im aktuellen ZDF-“Politbarometer” ist von den Spitzenpolitikern nur AfD-Chefin Alice Weidel unbeliebter.