Trumps Aussagen: Kim, Duterte und der Bürgerkrieg
US-Präsident Trump sieht es als eine Stärke an, für seine Feinde möglichst unberechenbar zu sein. Dies scheint aber auch für seine Mitarbeiter zu gelten. Sie hatten große Mühe, Interview-Äußerungen ihres Chefs auszubügeln. Von Martin Ganslmeier.
US-Präsident Trump sieht es als eine Stärke an, für seine Feinde möglichst unberechenbar zu sein. Dies scheint aber auch für seine Mitarbeiter zu gelten. Sie hatten große Mühe, Interview-Äußerungen ihres Chefs auszubügeln.
Der 102. Amtstag von US-Präsident Donald Trump war eigentlich nicht besonders ereignisreich. Dennoch hatten Trumps Sprecher alle Hände voll zu tun, die teils widersprüchlichen, teils fehlerhaften Interview-Äußerungen ihres Chefs klarzustellen.
Es begann mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un. Tagelang hatte Trump vor der atomaren Bedrohung durch den Diktator gewarnt und sogar einen amerikanischen Präventivschlag nicht ausgeschlossen.
Am Wochenende aber äußerte Trump im CBS-Interview überraschend Verständnis für die schwierige Lage des Diktators: “Er kam ja ganz jung an die Macht. Viele Leute wollten ihm diese Macht wegnehmen, wie sein Onkel und andere. Offensichtlich ist er aber ein ziemlich kluges Köpfchen.”
In einem weiteren Interview mit “Bloomberg” verblüffte Trump auch seine eigenen Mitarbeiter, als er sich zu einem Gipfeltreffen mit Kim Jong Un bereit erklärte: “Wenn es für mich angemessen wäre, mich mit ihm zu treffen, wäre es mir eine Ehre, dies zu tun.”
Nie zuvor war ein US-Präsident einem nordkoreanischen Diktator so weit entgegen gekommen. Das außenpolitische Establishment in Washington war entsetzt. In der Pressekonferenz des Weißen Hauses bemühte sich Trumps Sprecher Sean Spicer um Klarstellung: Derzeit seien die Voraussetzungen für ein Treffen nicht gegeben.
Auch Trumps freundliche Einladung an den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte sorgte für heftige Kritik, nicht nur bei Menschenrechtsorganisationen. Schließlich lässt Duterte Tausende Menschen in seinem Land exekutieren. Trump wies jedoch darauf hin, dass Duterte hohe Popularität in seinem Land genießt.
Trumps Stabschef Reince Priebus erklärte dazu auf ABC: Die Einladung bedeute nicht, dass Menschenrechte nicht mehr wichtig sind. Allerdings sei die Gefahr aus Nordkorea so ernst, dass man mit möglichst vielen Partnern in der Region zusammen arbeiten müsse.
Doch für Trumps Krisenmanager wurde es noch schwieriger. CBS veröffentlichte eine Interview-Passage, in der Trump erneut seinem Amtsvorgänger Barack Obama vorwarf, ihn ausspioniert zu haben.
“Das ist eine sehr große Überwachung unserer Bürger. Das ist ein sehr großes Thema, das höchste Priorität haben sollte. Wir sollten herausfinden, was da zum Teufel vor sich geht”, forderte Trump.
“Aber als Präsident der Vereinigten Staaten könnten sie doch all dies aufklären”, entgegnete CBS-Moderator John Dickerson. Bis heute aber habe er keine Beweise für seine ungeheuerlichen Vorwürfe geliefert. Trump antwortet nicht, sondern bricht das Interview mit den Worten ab: “Das reicht jetzt! Vielen Dank!”
Aber noch war der Tag nicht vorbei. Trump hatte auch ein Radio-Interview gegeben. Darin lobt er sein Vorbild Andrew Jackson, der ab 1829 als erster Populist im Weißen Haus regierte. Jackson sei über den Amerikanischen Bürgerkrieg sehr verärgert gewesen und habe keinen Grund für den Krieg gesehen. Autsch! Diese Aussage ließ sich nicht mehr korrigieren. Andrew Jackson starb 16 Jahre vor Beginn des Bürgerkriegs. Noch dazu war er ein Anhänger der Sklaverei.
Noch etwas geschah an Tag 102 der Amtszeit Trumps. Sein Wahlkampf-Hauptquartier veröffentlichte einen 1,5 Millionen Dollar teuren Werbespot, der die Leistungen Trumps in den ersten 100 Tagen herausstellt. Der Spot wirkt, als konzentriere sich Trump bereits auf seine Wiederwahl. Wahlkampf macht ihm offensichtlich mehr Spaß als der harte Regierungsalltag.
© Source: http://www.tagesschau.de/ausland/trump-plaene-103.html
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