Große Diskussion um „Nafris“
Hat die Kölner Polizei richtig gehandelt, als sie in der Silvesternacht mehr als 1000 nordafrikanisch ausehende Männer rund um den Hauptbahnhof kontrollierte? Und durften die Beamten die kontrollierten Männer auf Twitter als „Nafris“ bezeichnen – eine Abkürzung, die Kölner Polizei sonst intern auch für „Nordafrikanische Intensivtäter“ benutzt?
In den sozialen Medien ist am Neujahrstag eine große Diskussion um den Einsatz der Kölner Polizei entbrannt – einige Politiker und Aktivisten werfen der Einsatzleitung sogenanntes „Racial Profiling“ vor. Also die Überprüfung von Personen allein aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihrer nationalen Herkunft.
SPD-Politiker (früher Piratenpartei) Christopher Lauer hat die Bezeichnung „Nafris“ für Menschen aus Nordafrika scharf kritisiert. „Ich halte diesen Begriff für in hohem Maße entmenschlichend“, sagte Lauer der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn die nun in der Silvesternacht hunderte Menschen so bezeichnen, ist das eine pauschale Verurteilung einer ganzen Bevölkerungsgruppe nur nach dem Aussehen.“
Der Bundestagsabgordnete Niema Movassat (Linke) unterstellt der Kölner Polizei „strukturellen staatlichen Rassismus“. Grünen-Mitgründerin Jutta Ditfurth spricht nur von „Rassismus“ und ZDF-Moderator Jan Böhmermann fragt: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Nafri und Neger?“
Auch Grünen-Chefin Simone Peter kritisierte die Kölner Polizei. Zwar habe das Großaufgebot der Polizei in Köln und anderen Städten „Gewalt und Übergriffe in der vergangenen Silvesternacht deutlich begrenzt“, sagte sie der „Rheinischen Post“. Es stelle sich aber die Frage „nach der Verhältnis- und Rechtmäßigkeit, wenn insgesamt knapp 1000 Personen alleine aufgrund ihres Aussehens überprüft und teilweise festgesetzt wurden“. Als „völlig inakzeptabel“ verurteilte Peter den Gebrauch von „herabwürdigenden Gruppenbezeichnungen wie ‘Nafris’ für Nordafrikaner“.
Andere Stimmen danken der Polizei für ihren beherzten Einsatz angesichts der zahlreichen sexuellen Übergriffe in der vorherigen Silvesternacht.
„Die Sicherheitskräfte in Köln haben hervorragende Arbeit geleistet und schwere Straftaten verhindert“, sagte Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), der „Huffington Post“.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Jens Spahn (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium) erklärte: „Wie schnell hier einige vergessen haben, was Silvester ’15 passiert ist.“ Und: „Eins ist ja geschafft keiner diskutiert übers eigentliche Problem (sexuelle Übergriffe durch junge Nordafrikaner).“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Sebastian Steineke schrieb: „Die Polizei hat ihren Job gemacht und das für einige offenbar zu gut.“
Und die AfD nutzt das Thema zur Stimmungsmache.
Wie im Jahr zuvor, so erklärte es der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies, seien mehrere hundert junge Nordafrikaner nach Köln gereist und es sei bei den Kontrollen um das Verhalten der Männer gegangen.
Die Polizei war zunächst mit 1500 Beamten im Einsatz, forderte angesichts des großen Zulaufs „aggressiver junger Männer“ einmal Verstärkung an. Die Identität von 650 Personen wurde überprüft. Dabei habe es sich fast ausschließlich um Nordafrikaner gehandelt, sagte Mathies.
Die Polizei sprach 190 Platzverweise aus und nahm 92 Personen in Gewahrsam. 27 Personen wurden vorläufig festgenommen. Es wurden zehn Sexualdelikte angezeigt, Vergewaltigungen waren nicht darunter.
Mathies verwahrte sich gegen den Vorwurf des „Racial Profiling“, der Begriff „Nafri“ hätte aber besser nicht nach außen verwendet werden sollen.
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