Von Jan Kuhlmann, dpa
Damaskus – Wann immer im syrischen Bürgerkrieg ein leiser Hoffnungsschimmer auf Frieden am Horizont auftaucht, verschwindet er umgehend im Rauch neuer Angriffe und Gefechte. Erst am Freitag war zum dritten Mal innerhalb von zwölf Monaten eine landesweite Waffenruhe in Kraft getreten, die den Weg ebnen sollte zu Verhandlungen zwischen der Regierung und ihren Gegnern.
In der kasachischen Hauptstadt Astana sollen sich beide noch in diesem Monat treffen – so zumindest der Plan Russlands und der Türkei, der mittlerweile wichtigsten Schutzmächte der Kriegsparteien. Doch ob sich demnächst tatsächlich syrische Unterhändler auf den Weg nach Zentralasien machen, ist einmal mehr ungewiss, seitdem mehrere wichtige Rebellenmilizen am Montagabend sämtliche Gespräche zur Vorbereitung des Treffens in Astana auf Eis gelegt haben. Sie beschuldigen Syriens Armee und mit ihr verbündete schiitische Milizen, die Waffenruhe immer wieder gebrochen zu haben.
Tatsächlich meldeten Aktivisten in den vergangenen Tagen Kämpfe in verschiedenen Gebieten, auch wenn die Gewalt insgesamt zurückgegangen ist. Nach Zählung der „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ starben seit Freitag elf Zivilisten, darunter eine schwangere Frau. Alle seien durch Angriffe des Regimes getötet worden, sagt der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abdel Rahman.
Er macht die regierungstreuen Truppen auch für die Mehrheit der Verstöße gegen die Waffenruhe verantwortlich.