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Erste Rede vor Kongress: Donald Trump kann auch anders

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Am Dienstag hält Donald Trump seine erste Rede vor dem US-Kongress. Darauf müssen Sie achten.
Er lässt keine Gelegenheit aus, sich selbst darzustellen. Je mehr Kameras und je mehr Publikum desto besser. Doch nun steht Donald J. Trump (70) vor seinem ersten ernsthaften Test als Commander-in-Chief.
Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten wird in der Nacht zum Mittwoch erstmals vor dem versammelten Kongress reden.



Und dabei werden nicht mehr wie im Wahlkampf oder bei seiner Vereidigungsrede Parolen erwartet – sondern Details! Was sind Trumps konkrete Pläne, die in Gesetze umgewandelt werden können? Entsprechend herrscht vor der Rede Hochspannung in Amerika. Experten rechnen mit rund 50 Millionen TV-Zuschauern.
Ausnahmsweise bricht Donald Trump diesmal keine Tradition. Vielmehr folgt er der Gepflogenheit all seiner Vorgänger seit John F. Kennedy und nennt seine erste Rede vor den Mitgliedern des Senats und des Abgeordnetenhauses NICHT „State of the Union“ (dt.: Rede zur Lage der Nation), sondern schlicht „Ansprache an den gemeinsamen Kongress“. Grund: Als neuer Präsident kann er noch nicht zurück, sondern nur nach vorne blicken…
Worauf Zuschauer in Donald Trumps Rede achten sollten?
Bisher waren Trumps Auftritte fast ausschließlich dunkle Kampfreden. Seit er seine Kandidatur für das Weiße Haus bekannt gegeben hat, haben Amerikaner immer wieder darauf gewartet, dass er seinen aggressiven Ton ändert und staatsmännischer wird.
Doch Trump dachte bisher gar nicht daran, seine Hand in Richtung der Amerikaner auszustrecken, die nicht für ihn gestimmt haben. Dafür sprach er lieber vom amerikanischen Blutbad.
Dies könnte am Dienstag anders werden. Indiz ist das Thema seiner Ansprache: „Die Erneuerung des amerikanischen Geistes.“ Der Sprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer, meinte zudem: „Es wird eine optimistische Vision werden.“
Abwarten. Denn die Rede ist erneut auch von Stephen Miller geschrieben worden – einem Mann, dessen radikale Ansichten und aggressiver Ton politischen Beobachtern in aller Welt einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt.
Der Republikaner Richard Nixon und der Demokrat Jimmy Carter waren die wortkargsten Redner der vergangenen 50 Jahre. Ihre Ansprachen dauerten durchschnittlich rund 35 Minuten.
Der telegene Bill Clinton (70) liebte derweil seine Auftritte. Er sprach durchschnittlich 1 Stunde und 15 Minuten. Barack Obama (55) brachte es auf 1 Stunde und 2 Minuten.
Seit 1966 werden die jährlichen Ansprachen der US-Präsidenten vor dem Kongress zur besten Sendezeit (21 Uhr Eastern Standard, 3 Uhr MESZ) live im TV übertragen. Hand in Hand mit der neuen Popularität der Rede tauchte ein neuer Maßstab auf: Die Stehenden Ovationen – also wie viel Beifall ein Präsident von den Abgeordneten und Senatoren bekommt.



Eisenhower und Kennedy wurden zwischen 30 und 40 Mal durch Klatschen unterbrochen. Bill Clinton brach im Jahr 2000 bei seiner längsten Rede (90 Minuten) mit 128 Mal Beifall alle Rekorde. Barack Obama schaffte es durchschnittlich auf 90, George W. und sein Vater auf rund 70 Applaus-Unterbrechungen.
Freilich sind es fast immer die Parteifreunde, die in frenetischen Jubel ausbrechen. Die Opposition klatscht in der Regel nur, wenn es um die Männer und Frauen in Uniform oder die Überlegenheit Amerikas geht.
Auch wenn der Kongress vor allem auf eine konkrete Richtung des neuen Oberbefehlshabers wartet, wird Trump voraussichtlich einen Teil seiner Zeit damit verbringen, erneut mit seinem Vorgänger Barack Obama abzurechnen.
Er wird erneut betonen, dass er einen Scherbenhaufen und ein Chaos geerbt hat. Tatsächlich hat kein neu gewählter Präsident in den vergangenen 20 Jahren eine gesündere Wirtschaft übernommen als er.
Es wird zudem erwartet, dass er sich wie stets großzügig selbst auf die Schulter klopfen wird. Er wird den boomenden Aktienmarkt und die Entscheidung US-Firmen, ihre Produktion nicht ins Ausland zu verlegen, als seine Verdienste preisen.
So wortgewaltig Donald Trump bei seinen Auftritten bisher war, wenn es um konkrete politische Inhalte ging, hielt er sich zurück. Damit wird er diesmal kaum davon kommen.
Denn nicht nur die Demokraten, sondern und vor allem die Republikaner wollen, dass der Commander-in-Chief endlich eine klare Linie vorgibt.

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