Zuschauer hissen Plakate, Zeitungen grillen ihn: Arsenal-Coach Wenger muss nach dem 1:5 gegen den FC Bayern um seinen Job fürchten. Er selbst schimpft lieber über den Schiedsrichter.
Bisweilen ist es ein überlebenswichtiger Trick, sich an das Gute und Schöne im Leben zu erinnern und das Schlechte und Hässliche zu vergessen. Der Fußballlehrer Arsène Wenger bediente sich am Dienstagabend dieser Psychologie, was ihm eventuell eine halbwegs ruhige Nacht einbrachte. Sein Pech war, dass er in seinem Job als Trainer des ruhmreichen FC Arsenal von vielen Menschen beobachtet wird – und die wollten das Schlechte und Hässliche überhaupt nicht vergessen. Im Gegenteil hatten sie keine Lust mehr dazu, dem Guten und Schönen auch nur einen Gedanken hinterherzuwerfen.
Arsène Wenger verantwortete das zweite 1:5 gegen den FC Bayern München binnen drei Wochen. 2:10 im Achtelfinale der Champions League. So ein Desaster hatte noch nie ein englischer Fußballverein in einer K.-o.-Runde eines europäischen Wettbewerbs erlebt. Als er um seine Meinung dazu gebeten wurde, sagte Wenger: « Heute Abend zeigten wir das, was wir wollten: eine Leistung mit der richtigen Einstellung und Stolz. »
Da hatte er nicht einmal unrecht. 54 Minuten überraschte seine Mannschaft den Favoriten aus München mit herzhaftem Offensivfußball, mit Mut und schönen Spielzügen. Der FC Arsenal führte 1:0, und auch wenn der Rückstand aus dem Hinspiel noch immer groß war, es deutete sich ein ehrenhafter Abgang an.