Am Montag reist die Kanzlerin nach Washington, für Dienstag ist das Treffen mit dem US-Präsidenten angesetzt. Was erwartet wird.
Als Donald J. Trump (70) am 8. November die Welt mit seinem Wahlsieg in eine Schockstarre versetzte, stand Angela Merkel vor einer unbequemen Aufgabe. Sie musste einem Mann gratulieren, der in der deutschen Bevölkerung so unbeliebt ist, wie kein anderer US-Präsident zuvor. Angespannt trat sie am Morgen danach vor die Mikrofone und bot Trump „eine enge politische Partnerschaft“ an. Dann betonte sie, dass diese Partnerschaft auf gemeinsamen Werten basiere: „Demokratie, Freiheit, dem Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung und politischer Einstellung“.
Wie Donald J. Trump die mahnenden Glückwünsche aufgenommen hat oder auf die herzlichen Bilder reagierte, die Merkel mit Trumps Intimfeind Barack Obama bei dessen Abschiedsbesuch in Berlin zeigen, wissen nur seine engsten Berater.
Am Dienstag tritt sie nun im Oval Office an, um zum ersten Mal den neuen Machthaber im Weißen Haus zu treffen. Dann wird sich zeigen, ob sie einen ähnlichen Draht zu Trump entwickeln kann. Die Vorzeichen sind alles andere als ideal. Doch die Kanzlerin reist mit einem Ass im Ärmel nach Washington: Russlands Präsident Wladimir Putin (64).
„Mr. Trump will die Kanzlerin um Rat bitten, wie man mit Putin umgehen solle“, berichteten gleich mehrere US-Medien am Wochenende unter Berufung auf Offizielle aus dem Weißen Haus. Denn er habe begriffen, dass Merkel den Kreml-Chef besser kennt als jedes andere Staatsoberhaupt im Westen.
Zwar wurde Merkels Besuch am Wochenende noch von anderen Themen überschattet, wie den 46 von Trump gefeuerten Staatsanwälten oder dem festgenommen Mann, der versucht hatte, mit zwei Kanistern Pfeffergas über den Zaun des Weißen Hauses zu klettern.
Doch auch die sonst so auf sich selbst fixierten Amerikaner sind sich der Wichtigkeit des deutschen Besuchs bewusst.
„Der große Aufrüttler trifft die letzte Verteidigerin der liberalen Welt“, schrieb die „New York Times“. Und weiter: „Sie liegen so weit wie die beiden Pole von einander entfernt, wenn es um Einwanderung oder internationalen Handel geht.“
Doch das Blatt prophezeite auch: „Beide sind entschlossen, es bei ihrem ersten Treffen nicht zu einem Zusammenprall ihrer konkurrierenden Weltanschauungen kommen zu lassen.“
Tatsächlich hat Merkel sich intensiv auf ihren Besuch vorbereitet. Sie sah sich die wichtigsten Reden von Donald Trump an, las seine Bücher, um zu verstehen wie er tickt.
Sie weiß natürlich längst, dass sie es beim Thema Einwanderung schwer haben wird. Trump hatte bereits im Januar im BILD-Interview über ihre Flüchtlingspolitik erklärt: „Ich habe große Achtung vor Frau Merkel.