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Michael Ballhaus: Im Bewegungsrausch

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Seine raumgreifenden, agilen Kamerafahrten machten Filme, bei denen Michael Ballhaus hinter der Kamera gestanden hatte, unverkennbar. Nachruf auf einen Stilisten.
Er führte eines dieser seltenen Leben, die eher vom Gelingen geprägt sind als von Fehlschlägen. Das Scheitern schien in der Biographie von Michael Ballhaus keinen Platz zu haben. Es gibt wohl keinen Kameramann, der so erfolgreich war und gefeiert wurde wie er. Ein Ehrgeiz dieses sich stets bescheiden gebenden Mannes hat sich dennoch nicht erfüllt: Er habe es nie darauf angelegt, sagte er mir einmal in einem Interview, einen bestimmten Stil zu kreieren. Vielmehr wollte er, dass jeder Film von ihm anders aussieht.
In den meisten Fällen würde jedoch jeder Laie sofort erkennen, wenn bei einem Film Ballhaus hinter der Kamera stand. Er war ein unverwechselbarer Stilist, der jeden Film mit einer eigenen Signatur der raumgreifenden, taumelnden Agilität versah. Die große Ausstellung über den Regisseur Rainer Werner Fassbinder im Berliner Martin-Gropius-Bau führte vor ein paar Jahren noch einmal vor Augen, was für ein unverkennbares, stilbildendes und einflussreiches Markenzeichen die 360-Grad-Fahrt geworden ist, mit der Ballhaus erstmals 1973 in Martha experimentierte. Es ist ein magischer Augenblick, eine der unvergesslichsten Begegnungen der deutschen Filmgeschichte, wenn die Kamera hier unversehens Margit Carstensen und Karlheinz Böhm mit bedrängender Eleganz umkreist.

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