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Referendum in der Türkei: Erdogans Marsch zur Alleinherrschaft

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Der türkische Präsident sieht sich knapp vor dem Ziel: Mit dem Referendum über die Einführung eines Präsidialsystems greift er nach der absoluten Herrschaft.
Von Christian Jentsch
Ankara – Es ist noch gar nicht lange her, da galt die Türkei als ein in der westlichen Welt verankertes Wirtschafts­wunderland, das vehement an die Tür Europas klopfte und mit einem beeindruckendem Wirtschaftswachstum für Furore sorgte. Als muslimisches Land spielte man im Konzert der Großen mit und galt als wichtiges Bindeglied zwischen Europa und dem instabilen Nahen Osten. Der islamisch-konservative Politiker Recep Tayyip Erdogan schien die Türkei auf einen stabilen Kurs zu bringen. Und nun ist plötzlich alles anders. Die Türkei droht sich von Demokrati­e und Rechtsstaat zu verabschieden, Präsident Erdogan versucht mit aller Kraft, seine Macht entscheidend auszuweiten. Und jeder, der sich ihm in den Weg stellt, läuft Gefahr unterzugehen. Europa ist längst nicht mehr das Ziel aller Träume. Am Sonntag stimmen die Türken in einem Referendum über die Einführung eines Präsidial­systems ab. Erdogan hat die Türkei tiefgreifend verändert und schon vor dem gescheiterten Putschversuch eine dramatische Wende eingeleitet.
1Erdogans Flirt und Bruch mit Europa. 2002 führte Erdogan seine islamisch-konservative AKP an die Macht, im März 2003 wurde er zum Ministerpräsidenten gekürt. Und er entwickelte sich zum Hoffnungsträger, auch im Westen. Er schaffte 2004 die Todesstrafe ab und führte sein Land in Richtung Europa – 2005 wurden die Beitrittsverhandlungen mit der EU aufgenommen. Doch die Tür nach Europa öffnete sich nicht. Und mittlerweile werden die Gräben zwischen Europa und der Türkei fast von Tag zu Tag tiefer.

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