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Rajoy gegen Puigdemont: Das spanische Duell

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Ministerpräsident Rajoy sieht sich als Bewahrer Spaniens. Sein katalanischer Widersacher Puigdemont träumt dagegen von der Unabhängigkeit.
Die beiden haben seit Wochen nicht miteinander gesprochen, vermutlich nicht mal eine SMS geschickt, obwohl sie die Handynummer des jeweils anderen kennen. Und beide entscheiden nicht nur über das Schicksal Spaniens, sondern damit auch über die Politik der Europäischen Union, ja selbst der Nato. Spaltet sich Spanien, müssen allerlei Verträge neu ausgehandelt werden. Schotten wie Iren könnten wieder Mut im Kampf gegen London fassen. Wer sind die beiden Männer, von deren Taten Spaniens Zukunft abhängt?
Der Herausforderer heißt Carles Puigdemont, ist 54 Jahre alt, spricht fünf Sprachen und ist als politischer Quereinsteiger schnell an Kataloniens Spitze gewählt worden: Seit vergangenem Jahr ist Puigdemont katalanischer Regierungschef.
Der Verteidiger ist Mariano Rajoy, 62. Er gilt als nicht so mondän wie Puigdemont, ist auch nicht so vielsprachig, aber beim ländlichen Kleinbürgertum in Zentralspanien wegen seines Law-and-Order-Stils sehr beliebt. Rajoy geht es nicht um seine rechtskonservative Regierung, sondern letztlich um die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone.
Die katalanische Regionalregierung soll die Konfrontation mit Rajoy beabsichtigt haben. Die Zeitung „El País“ zitierte am Dienstag aus einem angeblich von Bundespolizisten sichergestellten Papier, aus dem deutlich werde, dass die Politiker um Puigdemont eine „politische und wirtschaftliche Destabilisierung“ wollten. Das Dokument sei am 20. September bei einer europaweit heftig kritisierten Razzia der Bundespolizei in der Wohnung des katalanischen Vize-Wirtschaftsministers gefunden worden. Katalanische Medien bezweifeln den Inhalt des Papiers.
Puigdemont und Rajoy erhalten seit Tagen massenhaft Anrufe, E-Mails und Briefe: Verhandelt! Redet! Lasst neu wählen! Auch die Bundesregierung hat sich ausdrücklich „Stabilität“ gewünscht, sprich: die Einheit Spaniens. Dabei hat Puigdemont bis zuletzt Angebote für eine internationale Vermittlung gemacht, die Rajoy wiederum ablehnte.
Im Dezember 1962 im Dorf Amer als Sohn eines Bäckereibetreibers geboren, war Puigdemont flink in der Schule und, so heißt es, mit hoher Auffassungsgabe gesegnet.

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