Lassen sich die Sozialdemokraten doch noch in die Regierungsbildung einbinden? Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach am Donnerstagnachmittag mehr als eine Stunde lang mit SPD-Chef Martin Schulz. Die Union umwirbt derweil den alten Partner.
Hat der Bundespräsident seine alten Parteifreunde aus der SPD in die Pflicht genommen? Von dem Treffen zwischen Steinmeier und Schulz drang zunächst nichts nach außen. Auf Bildern beim Gespräch sind ernste Mienen zu sehen.
Am Sonntagabend waren die Jamaika-Sondierungen zwischen Union, FDP und Grünen gescheitert. Das Staatsoberhaupt hatte die Parteien daraufhin eindringlich zu einem neuen Anlauf für eine Regierungsbildung aufgerufen. Steinmeier führte in den vergangenen Tagen bereits Gespräche mit anderen Parteichefs.
Nach dem Termin im Schloss Bellevue informierte Schulz die engere Parteiführung bei einer Sitzung in der Parteizentrale über die Unterredung. Bei dem Treffen war auch der frühere Parteichef und Architekt der großen Koalition von 2013, Sigmar Gabriel, dabei. Der Außenminister gilt als Freund einer erneuten Zusammenarbeit mit CDU und CSU. Denkbar sei, dass die Sozialdemokraten sich « ergebnisoffen » zu Gesprächen mit den anderen Parteien bereit erklären, hieß es in SPD-Kreisen.
Bei den für drei Stunden angesetzten Gesprächen im Willy-Brandt-Haus, an dem auch mehrere SPD-Ministerpräsidenten teilnahmen, wurde nicht mit endgültigen Festlegungen gerechnet. Die Sozialdemokraten müssten in Ruhe alle Optionen bewerten, die auf dem Tisch lägen, hieß es aus Parteikreisen.