Nach dem Tod der französischen Jüdin Mireille Knoll sind die beiden Verdächtigen in U-Haft genommen worden. Israel fordert von Frankreich Taten statt Worte.
Nach dem gewaltsamen Tod einer französischen Holocaustüberlebenden hat die französische Justiz zwei Verdächtige in Untersuchungshaft genommen. Ihnen werde vorsätzliche Tötung aufgrund der tatsächlichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit des Opfers zu einer Religion vorgeworfen, bestätigten Justizkreise. Den Verdächtigen wird zudem schwerer Raub und Sachbeschädigung vorgeworfen.
Der Leichnam der 85-jährigen Mireille Knoll war am Freitag mit Messerstichen und teilweise verbrannt in ihrer Pariser Wohnung
gefunden worden. Am Wochenende wurden die beiden Verdächtigen festgenommen, unter ihnen ein wegen Vergewaltigung vorbestrafter Nachbar.
Der zweite
Verdächtige ist ein wegen Raubes polizeibekannter junger Mann. Seit Montag geht die Staatsanwaltschaft von einem antisemitischen Motiv aus. Zu dieser Annahme führten Aussagen eines der Verdächtigen sowie die
Tatsache, dass beide Männer über die Religion ihres Opfers Bescheid
wussten, hieß es.
Politik und jüdische Verbänden reagierten entsetzt. Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach auf Twitter von einem
« entsetzlichen Verbrechen » und bekräftigte seine « absolute
Entschlossenheit » im Kampf gegen Antisemitismus. Innenminister Gérard Collomb sagte, es werde alles unternommen, « um
die Täter dieses barbarischen Verbrechens zu ermitteln ». Die EU-Kommission forderte mehr Engagement gegen Judenhass. « Vertreiben wir den Antisemitismus aus Europa, ein für alle Mal », schrieb Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans auf Twitter.
Der frühere sozialistische Abgeordnete Malek Boutih sagte, Juden seien in Frankreich nicht sicher. « Wenn Sie
heute Jude sind, müssen Sie das verstecken », sagte er. Im vergangenen Jahr war eine 65-jährige orthodoxe Jüdin in Paris ermordet worden.
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Deutschland — in German Frankreich: Strafverfahren wegen Tötung von 85-jähriger Jüdin