Warum die Nato-Partner Deutschland und Türkei im gegenseitigen Interesse einen Pakt der Vernunft schließen müssen. Ein Kommentar.
Genauso, wie es früher war, soll es wieder werden zwischen der Türkei und Deutschland. Alle Probleme hinter sich lassen, wieder eine herzliche Atmosphäre schaffen – so wünscht sich Präsident Recep Tayyip Erdogan das Verhältnis zwischen beiden Ländern. Am Rande der UN-Vollversammlung nutzte er in New York ein Interview, um dieses Versöhnungssignal nach Berlin zu senden. Dort trifft er am Donnerstag zu einem Staatsbesuch ein.
Nun können Beziehungskrisen zwischen Staaten denen zwischen zwei Menschen ähneln. Zerstörtes Vertrauen stellen auch Paartherapeuten nicht per Anweisung wieder her. Verletzungen heilen nicht durch weiße Salbe. Und im Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland gibt es nicht einmal einen Vermittler. Das müssen beide aus eigener Kraft schaffen – schaffen wollen. Das braucht Zeit, denn Menschen und Staaten verändern sich manchmal in einer Weise, die durchaus disruptiv ist.
Und verändert hat sich viel seit dem niedergeschlagenen Putsch in der Türkei im Sommer 2016. Erdogan ließ sich zum Präsidenten mit fast unbeschränkten Vollmachten wählen. Er nutzt seine Macht zur Jagd auf politisch Andersdenkende. Wer sich ihm entgegenstellt, wird unter Terrorverdacht ins Gefängnis geworfen oder im Ausland mit geheimdienstlichen, schändlichen Mitteln verfolgt.