Nach dem Tod eines 22-Jährigen sind mehrere Hundert Demonstranten schweigend zum Tatort gezogen. Es fielen rechtsradikale Parolen. Ansonsten blieb es ruhig.
Nachdem in Köthen ein 22-Jähriger kurz nach einem Streit an Herzversagen gestorben ist, haben sich Hunderte Rechtsradikale in der Innenstadt zu einem sogenannten Trauermarsch versammelt. Zunächst waren etwa 500 Menschen schweigend und ohne Transparente oder Spruchbänder durch in Richtung des Tatortes gezogen. Die Polizei sprach gegenüber ZEIT ONLINE von einer Schätzung von etwa 1.000 Demonstranten. Am Tatort legten sie Blumen nieder und zündeten Feuerzeuge an. Später gab es ein offenes Mikrofon, in das die Teilnehmenden ihre Anliegen äußern konnten. Live-Aufnahmen des taz -Reporters Martin Kaul zufolge beschwor ein Redner unter Applaus einen « Rassenkrieg », man werde « die Trauer in Wut verwandeln ». Mehrere andere Redner nannten den Köthener Bürgermeister und Berliner Politiker « Volksverräter », zudem skandierte die Menge immer wieder « Widerstand », « Wir sind das Volk » und « Lügenpresse ».
Angesichts der Erfahrungen von Chemnitz hatte sich die Polizei auf Massenproteste eingestellt und Verstärkung unter anderem aus Niedersachsen und
Berlin erhalten. Es blieb jedoch zunächst ruhig. Früher am Abend hatten rund 50 Menschen am Bahnhof gegen rechte Hetze demonstriert. Die Linken-Politikerin Henriette Quade hatte dazu aufgerufen. « Wo sich der Mob formiert, funken
wir dazwischen », stand auf Spruchbändern. Außerdem fand am Nachmittag in der St.-Jakob-Kirche ein Trauergottesdienst für den Verstorbenen statt. Zu der Andacht kamen etwa 300 Menschen, darunter auch mehrere
Politikerinnen und Politiker. « Der Tod eines Menschen ist der
schlechteste Anlass für eine Instrumentalisierung », sagte
Kirchenpräsident Joachim Liebig. Die Landeskirche Anhalts, die Köthener Kirchengemeinden und der Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) hatten dazu eingeladen.