Horst Seehofer macht im Moment vor allem eines: Er spielt auf Zeit. Die braucht er, um zu verhindern, dass es ihn als CSU-Chef und Bundesinnenminister hinwegfegt. Vor der Berliner Hauptstadtpresse hat er jetzt seine Schlussfolgerungen aus dem Wahldesaster seiner Partei erläutert.
Hinschmeißen? Das kommt nicht in Frage. Nicht für ihn. Und vor allem nicht jetzt. Horst Seehofer hat noch viel vor. Manche sagen sogar, er wolle keinesfalls vor Angela Merkel von der politischen Bühne verschwinden. Erst einmal möchte der CSU-Chef bleiben und dafür hat er sich eine Strategie zurechtgelegt. Einen Masterplan zum eigenen Machterhalt.
Dienstagmittag im Saal der Bundespressekonferenz: Horst Seehofer darf sich jetzt keine Fehler erlauben. Er ist sogar einige Minuten zu früh erschienen zu diesem Auftritt. Pflöcke einschlagen, nicht die Kontrolle verlieren – darum geht es jetzt für ihn.
Nach der Regierungsbildung in Bayern müsse die CSU über programmatische, strategische und, ja, auch personelle Konsequenzen reden, „über die zu diskutieren, ich durchaus bereit bin“. Er vermute, dass beste Instrument dafür wäre ein Parteitag. Wohl Ende November, Anfang Dezember.
Das wäre er, der Zeitgewinn, den er jetzt braucht und der ihm am Ende die Macht sichern könnte: Als Bundesinnenminister und wohl auch als Parteivorsitzender. Bis Ende November kann viel passieren: Zum Beispiel könnte sich der Scheinwerfer nach einem möglichen schlechten Abschneiden der CDU bei der Landtagswahl in Hessen vor allem auf die Kanzlerinnenpartei richten, das bayerische Wahldesaster in Vergessenheit geraten.
Und natürlich könnten die jetzt bevorstehenden Koalitionsverhandlungen in Bayern zumindest vorübergehend disziplinierende Wirkung entfalten.