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Nato-Großmanöver: Das neue Säbelrasseln des Westens

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50.000 Soldaten, Tausende Panzer: Die Nato startet heute das größte Manöver seit Ende des Kalten Krieges. Zugleich droht die USA mit der Kündigung des Atomabkommens – und fordert von Berlin mehr Ausgaben fürs Militär. Droht eine Aufrüstungsspirale?
Für die älteren Generationen sind es seltsam vertraute Szenarien. Soldaten aus den Vereinigten Staaten und Europa üben gemeinsam, um einen fiktiven Gegner im Norden Skandinaviens zu bekämpfen. 50.000 Soldaten, davon etwa 10.000 Angehörige der Bundeswehr, werden mit viel Aufwand nach Norwegen verlegt, um zu prüfen, ob sie auch im großen Verbund miteinander marschieren und agieren können.
250 Flugzeuge sollen von Donnerstag an zwei Wochen über die menschenarmen Landschaften donnern, 65 Schiffe kreuzen für die Planspiele in den kalten Gewässern und knapp 10.000 Fahrzeuge – vom schweren Panzer bis zum Geländewagen – fahren entlang der Fjorde. Es ist das größte Nato-Militärmanöver seit Ende des Kalten Krieges. Und das Verteidigungsbündnis will damit eine klare Botschaft senden: Wer ein Mitglied des Bündnisses angreift, wird von den 29 Nato-Staaten gemeinsam zurückgeschlagen.
Die Militärs betonen diplomatisch den Übungscharakter des Aufmarsches und sprechen von „fiktiven Szenarien“. Auch eine Nato-Sprecherin beschwichtigt: „Die Übung richtet sich gegen kein konkretes Land.“
Als Beobachter eingeladen sind allerdings hochrangige Militärs aus Russland, wobei es ein offenes Geheimnis ist, welche Erkenntnisse eben diese Gäste mit nach Hause nehmen sollen: Die USA und Europa, und ganz speziell das Baltikum und Polen, wollen sich von dem zuletzt oft aggressiven Auftreten der russischen Regierung nicht beeindrucken lassen. Die völkerrechtswidrige Annektierung der Krim und der verdeckte Krieg in der Ostukraine lassen in jüngster Zeit alte Ängste am östlichen Rand der EU wieder aufleben. Das Manöver Trident Juncture wird daher gerade in den Staaten, die an der Nahtstelle zwischen Ost und West liegen, als Zeichen der Solidarität verstanden.
Für Deutschland, immerhin mit 10.000 Soldaten und 90 Millionen Euro Kosten zweitgrößter Truppensteller, ist die Großübung auch eine Gelegenheit, US-Präsident Donald Trump zu demonstrieren, dass Berlin bereit ist, mehr Verantwortung für die Sicherheit Europas zu übernehmen. Der US-Präsident fordert seit seinem Amtsantritt deutlich höhere Verteidigungsausgaben von der Bundesregierung – und hat sogar schon mit einem Nato-Austritt gedroht, sollten die europäischen Alliierten nicht mehr Anstrengungen in dem Bereich unternehmen.
Ängste und Bedrohungsgefühle wachsen allerdings auch auf der anderen Seite. Seit Jahren wird in der Nato über eine Truppenaufstockung in den östlichen Partnerregionen diskutiert, und am Sonnabend löste Donald Trump regelrechte Schockwellen aus, als er mit der Kündigung eines der bedeutendsten Abrüstungsabkommen der Geschichte drohte.

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