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US-Politik und China: Asset Manager Zulauf zu globaler Wirtschaft

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Der international angesehene Vermögensverwalter Felix Zulauf blickt skeptisch auf die globale Wirtschaft. Die Notenbankexzesse haben die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen ausgehöhlt. Nun kommen Handelskonflikte und eine Wirtschaftsschwäche in China hinzu.
Herr Zulauf, was lässt Sie heute skeptischer auf die Finanzmärkte blicken?
Nachdem die Anleger jahrelang durch die Notenbanken mit einer grosszügigen Geldschöpfung und Inflationierung aller Sachwerte beschenkt wurden, wird die globale Liquidität durch die US-Notenbank verknappt. Sie erhöht nicht nur den Zins regelmässig, sondern schrumpft ihre Bilanz um 50 Mrd. $ pro Monat. Dies beeinflusst die Finanzmärkte und mit Verzögerung die Konjunktur. Da die grossen Gelder heute in ihrer Allokation ähnlich voll investiert in Aktien sind wie 2007 und 2000, wird diese Kombination zu tieferen Kursen führen. Die Weltwirtschaft flacht ab und dürfte nächstes Jahr mit einem Trend nach unten überraschen.
Wie reagieren die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger darauf?
Vermutlich werden sie bei schwächerer Konjunktur fiskalpolitisch stimulieren, und die Notenbanken werden dies akkommodieren. Strukturell wird sich aber wenig verbessern. Die Entscheidungsträger in der Politik sind schon lange überfordert und orientierungslos. Marktwirtschaftliches und liberales Denken wurde über Bord geschmissen. Die Staatsgläubigkeit greift um sich. Viele wünschen sich ein Modell wie in China.
Das ist aber nicht erstrebenswert?
Der Aufstieg Chinas in den letzten Jahrzehnten ist historisch einmalig. China war in den letzten zehn Jahren die globale Wachstumslokomotive. Selbst die Hälfte des Wachstums in Europa ist auf China zurückzuführen. Mit dem neuen Präsidenten haben sich Hoffnungen auf ein liberaleres China definitiv zerschlagen. Die chinesische Führung hat aber im Gegensatz zu den westlichen Regierungen eine klare Vision und auch einen Plan, diese umzusetzen. Aber langfristig sollte ein liberales System stärker sein, nur sind die westlichen Systeme schon lange nicht mehr liberal und von Etatismus und Sozialismus zerfressen. Heute ist China in einer konjunkturellen Schwäche. Die Industrieproduktion wird zwar noch positiv ausgewiesen, aber in Tat und Wahrheit liegt sie wohl bei minus 6%. Das ausgewiesene BIP-Wachstum von 6% oder mehr dürfte in Realität eher bei 3 bis 4% liegen, mit fallender Tendenz. Und die Finanzprobleme türmen sich aufgrund einer massiven Verschuldung der Unternehmen.
Was bedeutet dies für China und die Welt?
Wenn man etwas abstrahiert, bestimmt die Geldpolitik der USA die globale Liquiditätslage, und die chinesische Endnachfrage definiert den Wirtschaftsgang der Welt – ohne die USA. China steckt aber in einer Zwickmühle: Wenn man der Wirtschaft Impulse verleihen will, muss die Geldpolitik aggressiv gelockert werden. Das würde die Währung gegenüber dem Dollar um 10 bis 15% schwächen. Im Handelskonflikt mit den USA würde dies aber Öl ins Feuer giessen.
Lässt sich der Handelskonflikt lösen?
Weder die USA noch China können einlenken. Die Präsidenten können es sich nicht erlauben, das Gesicht zu verlieren. Der Konflikt wird sich verschärfen, und die Tarife werden weiter erhöht. Das ist für die Weltwirtschaft ein Schlag. Viele Firmen werden ihre Versorgungsketten neu aufstellen müssen. Überall wird es eine Vielzahl von Vergeltungsmassnahmen und Ausgrenzungen geben.
In den vergangenen fünfhundert Jahren hatten wir sechzehn vergleichbare Situationen – zwölf Mal endete sie mit einem Krieg.

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