Mit einer Trauerfeier nimmt Minneapolis Abschied von George Floyd. Seine Familie erinnert an den „sanften Riesen“, der von einem Polizisten zu Tode gedrückt wurde. Der schwarze Prediger Al Sharpton richtet eindringliche Worte an einen Zuschauer im Weißen Haus.
Es ist ein bewegender Moment am Donnerstag. Für einen kurzen Moment ist es recht ruhig vor der North Central University, wo sich schon am Vormittag Trauernde und Reporter versammelt haben. Fünf Männer in schwarzen Anzügen wuchten den Sarg aus einem Leichenwagen auf ein fahrbares Gestell. Der Sarg selbst ist nicht sichtbar, er ist von einem blauen Tuch umhüllt.
Zwei Männer schieben ihn sodann auf einem fahrbaren Gestell in die Universität. Es ist der Sarg George Floyds, der gut drei Kilometer entfernt von hier zu Tode gefoltert wurde: an der Kreuzung von Chicago Avenue und 38. Straße. Hier drückte ein weißer Polizist dem Afroamerikaner Floyd am 25. Mai acht Minuten und 46 Sekunden lang das Knie an den Hals, bis er starb. Floyd wurde nur 46 Jahre alt.
„I can’t breathe“ („Ich kann nicht atmen“) ist nun auf Häuserwänden und T-Shirts zu lesen, in Sprechchören zu hören. Nicht nur in Minneapolis, sondern weit darüber hinaus. Es waren die letzten Worte Floyds. Sie sind zu seinem Vermächtnis geworden, zum Motto der vielen Demonstrationen, die es seither in den USA gegeben hat.
Seine Worte scheinen schon jetzt Geschichte zu schreiben. Auf dem Gelände der North Central University werden am Donnerstag T-Shirts mit dem Konterfei Floyds verkauft, Stück 20 Dollar. „Klein, mittel, groß“, ruft der Verkäufer. Der Designer der T-Shirts hat das „Ich kann nicht atmen“ auf den Mund Floyds platziert.
Auf den T-Shirts der Musiker, die Trauerfeier am Donnerstagnachmittag eröffnen, heißt es: „We can’t breathe“ („Wir können nicht atmen“) – sie übertragen Floyds Zitat auf das Grundgefühl der Afroamerikaner in den USA, die in vielfacher Hinsicht benachteiligt sind.
Nicht zuletzt während der Corona-Krise, denn durch das Virus sterben Schwarze überproportional oft. Die Trauerfeier im Gottesdienstraum der Universität aber erweist sich als weit mehr denn nur eine Trauerfeier. Die Gemeinde trauert, aber sie lacht auch, sie tröstet, und vor allem spricht sie sich Zuversicht zu.