Die Umwandlung der Hagia Sophia und der knapp verhinderte Militärkonflikt mit Griechenland zeigen: Die nationalistischen Achsen verschieben sich in Ankara.
Die Türkei hat die Wiedereröffnung der Hagia Sophia in Istanbul am Freitag als nationalistische Siegesfeier zelebriert. Wie als Zeichen einer Eroberung wurden vor dem 1500 Jahre alten Gebäude in den vergangenen Tagen türkische Fahnen gehisst. „Du bist seit ewig unser, und wir sind dein“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan in einer Videobotschaft über die Hagia Sophia und blendete dabei die tausendjährige Vorgeschichte des Baus als Kirche einfach aus. Die Umwandlung der Hagia Sophia wird damit ganz bewusst zu einem Symbol für die Abwendung der Türkei vom Westen stilisiert. Ein mit osmanischer Nostalgie unterlegter Nationalismus wird mehr und mehr zum tragenden Prinzip der Politik. Auch in den neuen Spannungen mit Griechenland in der Ägäis und im Libyen-Konflikt kommt die nationalistische Achsenverschiebung zum Ausdruck. Die Türkei hat keine westlichen Verbündeten mehr – und ist stolz darauf. Mit der Umwandlung der Hagia Sophia und der Entsendung eines militärisch eskortierten seismischen Forschungsschiffes in die Gewässer um die griechische Insel Kastellorizo verpasse die Türkei dem Nachbarn Griechenland eine „doppelte Ohrfeige“, titelte die Erdogan-freundliche Zeitung „Türkiye“ am Donnerstag. Das türkische Forschungsschiff „Oruc Reis“ wird in der Ägäis von Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen und Drohnen begleitet.
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Deutschland — in German Türkische Medien feiern Erdogans „doppelte Ohrfeige“ für den Westen