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Cheddar statt Camembert, Whisky statt Champagner

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Ein weiteres Mal haben London und Brüssel die Entscheidung über den Brexit vertagt. Den Briten geht langsam auf, was mit der Scheidung von der EU auf sie zukommt. Die Brüssel-freie Zukunft wird nicht so angenehm wie erträumt. Ein No-Deal wird teuer.
Die Verhandlungsteams mögen noch immer keine Lösung für den Brexit gefunden haben. Daniel Kawczynski hingegen weiß genau, was zu tun ist. „Der britische Premierminister Boris Johnson muss eine absolute Garantie geben, dass er sofort die britische Marine in den Einsatz schickt, um illegale französische Fischer aus unseren Gewässern zu vertreiben“, fordert der Abgeordnete der britischen Tories für den Fall, dass sich beide Seiten ohne eine Einigung trennen. Kaum zwei Wochen vor Ablauf der Übergangszeit ist immer noch nicht klar, ob sich Großbritannien und die Europäische Union zum 1. Januar 2021 gütlich trennen. Oder ob sie nach 47 Jahren Ehe keine Einigung über die Zukunft finden können. Am Sonntagnachmittag teilten EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Premier Boris Johnson mit, dass beide Seiten „trotz der Erschöpfung nach fast einem Jahr Verhandlungen noch einen Schritt weitergehen“ wollten. „Trotz der vielen verpassten Deadlines ist es verantwortungsvoll, noch eine weitere Meile zu gehen“, so von der Leyen. Eine Frist wurde nicht genannt. Johnson warnte, man liege bei einigen Schlüsselfragen noch „sehr weit auseinander“. Man müsse sich auf ein Scheitern, den „No Deal“ einstellen. Was neben unzähligen anderen Konsequenzen zur Folge hätte, dass europäische Fischer nicht mehr in britische Gewässer dürfen. Für diesen Fall hat die Royal Navy bereits vier 80 Meter lange, bewaffnete Patrouillenboote in Bereitschaft versetzt, um potenzielle Eindringlinge abzuwehren. Ganz so wie es sich der Abgeordnete Kawczynski und andere Brexit-Hardliner in Johnsons Konservativer Partei wünschen. Die Briten haben eine Menge Erfahrung in Seeschlachten um ihren Fisch, zuletzt legten sie sich in den 70er-Jahren im „Kabeljaukrieg“ mit Island an. Fraglich allerdings, ob sich die Konsumenten an Land an überschüssigem Hering, Makrele und Lachs erfreuen, die sie dann täglich tonnenweise selber essen müssen. Zumal mittlerweile die Hälfte der Bevölkerung laut jüngsten Umfragen meint, dass der EU-Ausstieg wohl doch die falsche Entscheidung ist. Kurz bevor es zum Jahresbeginn ernst wird, geht der Nation langsam auf, dass die Fahrt in eine Brüssel-freie Zukunft nicht so angenehm wird wie erträumt.

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