Menschen mit Behinderung trifft die Corona-Krise besonders hart. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt entstehen durch die Pandemie neue Barrieren. Christian Kretschmer über Rückschritte bei der Inklusion.
Menschen mit Behinderung trifft die Corona-Krise besonders hart. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt entstehen durch die Pandemie neue Barrieren. « Wenn ich Covid-19 bekommen würde, dann würde das tödlich für mich ausgehen », sagt Ruth Sartor. Die 59-Jährige sitzt im Rollstuhl, hat eine Schädigung des zentralen Nervensystems und chronische Bronchitis. Seit Mitte März ist sie deswegen in häuslicher Isolation und wird von einem Pflegedienst betreut.38 Jahre lang hat Sartor als Telefonistin in einer Mainzer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet, bis zur Zwangspause. Es sei das erste Mal in all den Jahren, dass für sie soziale Teilhabe, auch am Berufsleben, in weite Ferne gerückt sei. « Ich habe noch Kontakt durch Videokonferenzen, aber das ist nicht dasselbe », erzählt Sartor. « Die Mitarbeiterinnen und Freundinnen – die fehlen schon. »Gut integriert – und dann kam die Corona-Krise Die Kolleginnen und Kollegen, die noch in der Behindertenwerkstatt arbeiten, berichten Ähnliches. Etwa Marc Neumann. Obwohl der 32-Jährige eine Lernbehinderung hat, ist er auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt integriert gewesen. Von der Werkstatt war er « ausgeliehen » und hatte im Restaurant eines Mainzer Hotels gearbeitet, auf einem sogenannten Außenarbeitsplatz. Dann kam die Corona-Krise. « Uns wurde gesagt, dass wir gehen müssen », sagt Neumann, von einem Tag auf den anderen. Jetzt ist er zurück in der Werkstatt und arbeitet dort in der Küche, schneidet Obst und Gemüse, verpackt es danach. Eine ähnliche Arbeit wie im Restaurant, aber in Sachen Inklusion ein Rückschritt. Mindestens 20.000 Menschen sind nach Angaben der « Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen » (BagWfbM) auf Außenarbeitsplätzen beschäftigt.