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„AfD hat gezeigt, dass man auf dem Land aus dem Nichts Wähler gewinnen kann“

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Wie hat sich die Kenia-Koalition in Sachsen geschlagen? Warum wählen vor allem Frauen die CDU? Weshalb kommt die SPD im Freistaat auf keinen grünen Zweig? Und warum konnte die AfD in kurzer Zeit so viele Wähler mobilisieren? Die Leipziger Politikprofessorin Astrid Lorenz im Interview zur politischen Stimmung im Freistaat.
Die sächsische Kenia-Koalition habe während der Pandemie eine gute pragmatische Arbeit geleistet, sagt die Leipziger Politikprofessorin Astrid Lorenz in Interview zur politischen Lage im Freistaat. Es überrasche sie nicht, dass die CDU in Sachsen vor allem von Frauen gewählt werde. Da sehe sie auch einen Merkel-Effekt. Und die AfD konnte auf dem Land viele Anhänger gewinnen, weil sich andere Parteien zurückgezogen haben, so die Dekanin der Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Außerdem verteidigt sie Innenminister Roland Wöller, der häufig in der Kritik stand. Welches Zeugnis stellen Sie der seit einem Jahr in Sachsen regierenden Kenia-Koalition aus CDU, Grünen und SPD aus? Die Koalition fiel ja sofort in den Corona-Krisenmodus. Daher muss man das spezifisch bewerten. An den wichtigen Themen, etwa mehr Lehrer, Polizisten und Ärzte für das Land zu gewinnen, ist sie trotzdem dran geblieben. Andere Aufgaben mussten zurückgestellt werden. Dafür hat aber jeder Verständnis, der sieht, was los ist wegen Corona. Mit Union und Grünen ist es aber schon so, als ob Feuer und Wasser zusammen regieren. Da gab es ja vordem massive Vorbehalte bei der Öko-Partei. Wie haben sie sich arrangiert? Die Grünen haben das Personal für die Koalition gut ausgewählt, da wird pragmatisch gearbeitet. Diejenigen, die für den alten Kulturkonflikt gestanden haben, sind eher im Hintergrund. Insofern funktioniert das. Die Frage ist: Wie lange trägt der Pragmatismus? Die CDU bleibt weiter stärkste Kraft in Sachsen, hat nur minimal eingebüßt im Vergleich zur Umfrage vor einem halben Jahr. Entspricht das der politischen Stimmung? Die CDU hat sich behauptet, was angesichts der strukturellen Verwerfungen durch Corona schon beachtlich ist. Da strahlt auch die Bundespolitik positiv ab. Die Bürger sind mehrheitlich zufrieden mit der Berliner Politik, der Kombination aus Vernunft und Bazooka, also Vorsorge zu treffen und zugleich viel Geld auszugeben, um die Ausfälle abzufedern. Gut jeder Vierte hat aber nicht gesagt, wen er wählen würde. Insofern ist das nur eine Momentaufnahme. Es gibt nicht mehr die stabilen Parteibindungen wie in der Vergangenheit. Nach der Erhebung wählen vor allem Frauen die Union. Haben Sie dafür eine Erklärung? Das ist nicht überraschend. Viele Frauen sind sicherheitsorientiert und eher ausgleichend. Den Kurs der Mitte, den die CDU seit dem Regierungsantritt von Angela Merkel fährt, finden Frauen gut. Hinzu kommt ein Merkel-Effekt. Wenn eine Frau an der Spitze steht, finden das andere Frauen nicht verkehrt. Das zieht. Frauen neigen weniger zu extremen Positionen. Daher wird auch die AfD überwiegend von Männern gewählt. Die AfD hält sich mit 26 Prozent stabil als zweitstärkste Partei in Sachsen. Woher kommt das Potenzial? Die AfD spricht vor allem eine Generation an, die Menschen zwischen 40 und 60 Jahren, und das über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg. Das sind Menschen, die zur Wende noch jung waren, die es nicht einfach hatten, ins Berufsleben einzusteigen.

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