Serienmörder, Vergewaltiger, Kannibale: Joachim Kroll gilt als einer der schlimmsten Verbrecher der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bernd Jägers kannte den „Duisburger Menschenfresser“ gut – er war es, der ihm das entscheidende Geständnis entlockte. Der Ex- Ermittler sagt: „Achim wird mir ewig in Erinnerung bleiben“.
Bernd Jägers,72 Jahre alt, arbeitete von 1969 bis 2013 in verschiedenen Positionen bei der Duisburger Polizei. Während seiner Zeit als Kriminalhauptkommissar kam er mit Verbrechen aller Art in Kontakt: Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub. Ein Fall, der Jägers‘ Laufbahn besonders prägte, war der des „Duisburger Menschenfressers“ Joachim Kroll. Kroll tötete zwischen 1955 und 1976 mindestens acht Menschen, zerstückelte ein vierjähriges Mädchen und kochte seine Einzelteile. Am 8. April 1982 wurde er – nach insgesamt 155 Prozesstagen – zu neun Mal lebenslanger Haft verurteilt. Zwar starb er 1991 in der Justizvollzugsanstalt Rheinbach an einem Herzinfarkt. Seine erschütternden Taten bleiben jedoch bis heute unvergessen. Jägers ist der Kriminalbeamte, der den Serienmörder dazu brachte, seine Taten zu gestehen. Im Interview mit FOCUS Online berichtet der Ex-Ermittler von seinen Erlebnissen mit Kroll. Dabei schildert er nicht nur, wie ihm die Polizei auf die Spur kam. Er beschreibt auch, was Kroll für ein Mensch war – und erzählt, warum er ihn nie als „Menschenfresser von Duisburg“ bezeichnet hat. FOCUS Online: Herr Jägers, Sie sind inzwischen pensioniert. Wenn Sie auf Ihre Karriere als Kriminalbeamter zurückblicken, welcher Fall wird Ihnen ganz besonders in Erinnerung bleiben? Bernd Jägers: Da brauchen wir gar nicht groß drüber reden, das ist natürlich der Fall Joachim Kroll. Das ist der Serientäter mit den höchsten Fallzahlen in der Nachkriegszeit. So eine Geschichte bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Können Sie kurz zusammenfassen, worum es beim Fall Kroll genau geht? Jägers: Um einen Mann, der Frauen und Kinder auf grausame Weise tötete und ihre Leichen verstümmelte. Besonders präsent ist mir noch eines seiner Opfer, ein vierjähriges Mädchen aus der Nachbarschaft. Kroll ermordete das Kind und kochte seine Einzelteile, um sie zu essen. So kam er auch zu seinem Spitznamen, die „Bild“-Zeitung nannte ihn den „Menschenfresser von Duisburg“. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sich die Presse auf den Fall stürzte. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, wie brisant die ganze Sache war. Ein Serienmörder und Kannibale, der in Duisburg und Umgebung sein Unwesen trieb, und das über viele Jahre. Können Sie erzählen, wie das mit Kroll angefangen hat? Wie ist der spätere „Menschenfresser von Duisburg“ aufgewachsen? Jägers: Kroll war ein Einzelgänger, er ist immer veräppelt worden. Mit 14,15 hat er schon auf dem Bauernhof mitgearbeitet, weil sein Vater in Gefangenschaft war nach dem Krieg. In der Pubertät hat er sexuelle Gewaltfantasien entwickelt, und so was geht ja nur sehr schwer wieder weg. Er bekam mit, wie Schweine und Kühe begattet wurden, irgendwann schaute er genauer hin und merkte, dass ihn das anmachte. Nachher kam Kroll zu einem anderen Bauern, bei dem auch geschlachtet wurde. Da musste er mitmachen. Als er zum ersten Mal mit dem warmen Blut in Berührung kam, hat ihn das sexuell unheimlich erregt. Eine Zeit lang hat er seine Neigungen dann an Kühen ausgelebt. Irgendwann kam Kroll jedoch zu einem anderen Bauern, der keine Kühe hatte, sondern einen Agrarbetrieb. Da fing es an, dass er seine sexuellen Fantasien nicht mehr richtig zügeln konnte. Kroll versuchte, Kontakt zu Mädchen oder Frauen aufzunehmen. Das ging aber immer schief, weil er schon als Kind und Jugendlicher sehr zurückhaltend war, er war immer der Loser. Auch von seinen Geschwistern wurde Kroll nicht für voll genommen, von seinem Vater schon gar nicht. Wenn es zu Problemen kam, hieß es meist: „Das war der Achim“ und dann bekam er Schläge. Und als das losging mit den Frauen, da war Kroll sehr unbeholfen, er fragte sie direkt „Willst du mit mir schlafen?“. Das wollte natürlich keine hören, und dann schnappte er sie sich einfach. Es war ein Griff, aus dem die meisten nicht mehr rauskamen. Später sagte Kroll, die Frauen, die er vergewaltigte, hätten ihn wegen seines vorzeitigen Samenergusses veräppelt. Und dass er sie umbringen musste, weil sie sein Gesicht kannten und ihn sonst bei der Polizei angezeigt hätten. Ermittler erinnert sich: „Kroll wollte seine Opfer sterben sehen“ Das klingt, als wäre Kroll schon sehr früh kriminell geworden. Erinnern Sie sich an sein erstes Opfer? Jägers: Der erste Fall war 1955, die Frau Sommer*, sie war erst 19 Jahre alt. Krolls Mutter war gerade gestorben, dadurch hatte er so ein bisschen den Halt im Leben verloren. Sie war die einzige, die sich um ihn gekümmert hatte, zu seinen Geschwistern und seinem Vater hatte Kroll kein gutes Verhältnis. Immer mehr Opfer folgten und irgendwann war es gar nicht mehr das „Auslachen“ oder „Ihn gesehen haben“, das Kroll dazu bewegte, Menschen zu töten. Stattdessen wurde es ihm wichtig, seine Opfer sterben zu sehen. Er wollte beobachten, wie sie die Augen verdrehten, wie das Gesicht blau anlief. Je nachdem, wie er die Frauen und Kinder umbrachte. Das erste Mädchen zum Beispiel erstach er, andere erdrosselte er mit ihren Halstüchern und BHs. Es gab kein Muster, nach dem Kroll agierte. Darauf legte er keinen Wert. Wie viele Taten wurden Kroll denn zur Last gelegt? Verurteilt wurde er ja letztlich wegen acht Morden und einem Mordversuch.
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USA — mix Ex-Kommissar erinnert sich an Ruhr-Kannibalen: „Er wollte seine Opfer sterben sehen“