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Schon um das erste Berliner Stadtschloss gab es heftigen Streit

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Das erste Schloss war in der Doppelstadt an der Spree alles andere als willkommen. 1448 entzündete sich daran der „Berliner Unwille“.
Die Szene strahlt Frieden, Harmonie, sogar Fortschrittsglauben aus, zeugt zugleich von allgemeinem Einverständnis in soziale Hierarchien: Eine Baustelle wird besichtigt, die Maurer lassen sich davon kaum stören, nur ein Steinmetz hält kurz inne. Der Baumeister, eine Zeichnung in der Hand, hat sich ehrerbietig dem von seinem Pferd huldvoll auf ihn niederblickenden Auftraggeber genähert. Dessen Leibwache, lässig auf Schwert und Hellebarde gestützt, scheint die Pause zu genießen. Man braucht schon viel Fantasie, um Vorgänge, die sich vor knapp sechs Jahrhunderten abspielten, vors innere Auge zu zaubern. Daran hatte der Berliner Historienmaler Carl Röhling offenbar keinen Mangel und zeichnete 1890 mit leichter Hand die beschriebene Szene, die Kurfürst Friedrich II., genannt Eisenzahn, bei der Besichtigung der ersten Berliner Schlossbaustelle zeigen soll. Angesichts der regulären Eröffnung des Humboldt-Forums im aktuellen Schlossneubau ist es wohl sinnvoll, den Blick auch einmal rückwärts, hin zu den Anfängen, zu richten. Die Frage ist nur, kann man da Röhling folgen oder ist nicht doch ein kleines Diorama realistischer, das im Berlin Story Museum, untergekommen im Bunker nahe dem Anhalter Bahnhof in Kreuzberg, die Phase der 1443 begonnenen Arbeiten am Ur-Schloss illustriert. Museumschef Wieland Giebel hatte es 2010 beim Schmalkaldener Zinnfigurenhersteller Stefan Campe in Auftrag gegeben. Zu sehen ist eine ganz und gar nicht friedliche Szene: Wasser gurgelt durch die Baustelle, triumphierende Wutbürger, die es auch im 15. Jahrhundert schon gab, verbrennen Akten aus der gestürmten kurfürstlichen Kanzlei – eine Stadt im Aufruhr, der „Berliner Unwille“ von 1448. Es war ja nicht so, dass man in den Nachbarstädten Berlin und Cölln voller Vorfreude auf das Schloss gewartet hätte, im Gegenteil. Residenzstadt der Hohenzollern war bislang Tangermünde, und kamen sie mal an die Spree, so hielten sie im Hohen Haus in der heutigen Klosterstraße Hof, von dem ein gotischer Torbogen im Märkischen Museum überdauert hat. Die Städter erkannten ganz richtig, dass Eisenzahns Entscheidung für ein Schloss an der Spree nicht nur einen bloßen Umzug, sondern einen Angriff auf ihre Rechte und Privilegien bedeutete. Divide et impera! Ihr Kurfürst agierte aber geschickt, wusste die Spannungen zwischen den im Fernhandel reich gewordenen Patriziern und den in Zünften organisierten Handwerkern auszunutzen und trotzte den Stadtoberen, angeblich auch mit dem Argument von 600 bewaffneten Reitern, am 29.

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