Home United States USA — mix Deutsche Evakuierung aus Afghanistan in der Kritik

Deutsche Evakuierung aus Afghanistan in der Kritik

334
0
SHARE

Kanzlerin Merkel zieht eine bittere Bilanz des Einsatzes am Hindukusch. Nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul bringt Deutschland die eigenen Staatsbürger ausser Landes. Die Bundeswehr will aber auch bis zu 10 000 Afghanen ausfliegen.
Kanzlerin Merkel zieht eine bittere Bilanz des Einsatzes am Hindukusch. Nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul bringt Deutschland die eigenen Staatsbürger ausser Landes. Die Bundeswehr will aber auch bis zu 10 000 Afghanen ausfliegen. Ein Bundeswehr-Airbus startet am Montagmorgen von einer deutschen Luftwaffenbasis Richtung Afghanistan. In ungewöhnlicher Offenheit hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel zum internationalen Militäreinsatz in Afghanistan geäussert. Jenseits der Terror-Bekämpfung sei alles «nicht so geglückt und nicht so geschafft worden, wie wir uns das vorgenommen haben», sagte sie am Montagabend. Die Machtübernahme der Taliban bezeichnete Merkel «als überaus bittere Entwicklung» und fügte hinzu: «Bitter, dramatisch und furchtbar ist diese Entwicklung natürlich für die Menschen in Afghanistan.» Die afghanische Armee habe «aus welchen Gründen auch immer» kaum oder keinen Widerstand gegen die Taliban geleistet. Genauso wie viele andere westliche Staaten habe Deutschland die Entwicklung falsch eingeschätzt, sagte Merkel. Sie schloss sich mit dieser Bewertung Aussenminister Heiko Maas an, der ebenfalls Fehler einräumte. Die Gesamtzahl deutscher Staatsbürger, die bis Sonntag noch in Kabul waren, wurde auf mehr als hundert geschätzt. Grössere Gefahr als dem diplomatischen Personal droht allerdings den sogenannten Ortskräften, welche die Bundeswehr und Entwicklungshelfer bei ihrem Einsatz in Afghanistan unterstützt haben; zum Beispiel als Dolmetscher oder Küchenhelfer. Wie viele dieser afghanischen Hilfskräfte nach Deutschland fliehen wollen, ist unklar. Es handelt sich laut mehreren Quellen um eine Zahl im vierstelligen Bereich. Allein in der staatlichen Entwicklungshilfe waren jüngst noch 1100 Afghanen im Auftrag Deutschlands tätig. Hinzu kommen Tausende ehemalige Ortskräfte der Bundeswehr oder der Bundesministerien. Erste deutsche Maschine nach langem Warten gelandet Wie viele Ortskräfte Deutschland noch auf dem Luftweg aus Afghanistan herausholen kann, weiss zurzeit niemand. Der Flughafen von Kabul ist für viele Afghanen der letzte Ausweg aus dem Bürgerkriegsland, weil die Taliban alle grossen Städte und die Grenzübergänge kontrollieren. Die Lage am Flughafen ist angespannt. Laut Augenzeugen fielen dort Schüsse, es gibt Berichtete über mehrere Tote. Obendrein blockierten Menschen stundenlang das Rollfeld. Eine Transportmaschine der Bundeswehr kreiste daher laut Medienberichten länger über Kabul, musste aber schliesslich wegen Spritmangel abdrehen. Einer zweiten Maschine gelang dann kurz nach Mitternacht (Ortszeit) die Landung. Sie setzte Fallschirmjäger ab, die Rettungsaktion absichern sollen, nahm auszufliegende Menschen an Bord und startete schnell wieder. «Mit zu Schützenden ist die Maschine nun auf dem Weg nach Taschkent/Usbekistan», teilte das Verteidigungsministerium auf Twitter mit. Nach Informationen von «Bild» (Online) aus Regierungskreisen waren aber nur sieben Personen von der offiziellen Ausflugsliste auf dem Rückflug an Bord, weil wegen der nächtlichen Ausgangssperre nicht mehr zum Flughafen gebracht werden konnten.

Continue reading...