Der Weltklimarat (IPCC) hat seinen neuen Bericht über den Wissensstand zur Klimaerwärmung vorgelegt. Er zeigt: An der Verantwortung des Menschen für den Klimawandel gibt es keinen Zweifel. „Wenn die Politiker es ernst mit dem Pariser Abkommen meinen, dann ist jetzt der letzte Punkt, um zu handeln“, sagt eine der Autorinnen.
Für Line Nagell Ylvisåker waren es die Lawinen. Die Schneemassen, die sich in ihr Dorf auf Spitzbergen wälzten, in die Häuser eindrangen und Freunde, Bekannte, Nachbarn unter sich begruben. „Beim ersten Mal dachte ich: Das kann ein einmaliges Erlebnis gewesen sein“, erzählt die Journalistin und Autorin („Meine Welt schmilzt“). Eine tragische Kombination aus schlechtem Wetter, schlechtem Untergrund, Pech. Doch dann geschah es wieder. „Und ich bekam Angst.“ Plötzlich sah Ylvisåker ihre Heimat mit anderen Augen. Das theoretische Wissen um die Gefahren des Klimawandels ist eine Sache. Am eigenen Körper zu erleben, zu sehen, wie sich das eigene Dorf, die eigene Region, die eigene Heimat verändert, etwas völlig anderes. „Ich begann, das Wetter, all die Muster und was geschah, in einem anderen Licht zu sehen“, sagt Ylvisåker. Was für sie die Lawinen waren, sind für andere die reißenden Fluten, die im Westen Deutschlands in diesem Sommer ganze Städte in Trümmer gelegt haben. Sind in Italien, Griechenland und der Türkei die Flammen. Ist die unglaubliche Hitze, die in Kanada und dem Nordwesten der USA zu Temperaturen von bis zu 50 Grad geführt hat. Es sind Ausblicke darauf, was es bedeuten wird, in der Realität des Klimawandels zu leben. Es sind Einblicke in eine Welt, die sich unter dem Einfluss des Menschen bereits spürbar verändert hat. Wie genau, das zeigt der erste Teil des Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC), der am heutigen Montag vorgestellt wurde. Der Report der Arbeitsgruppe I gehört zum 6. Sachstandsbericht, der 2022 veröffentlicht werden soll, und fasst das aktuelle naturwissenschaftliche Verständnis des Klimawandels zusammen. Der Bericht ist eine wichtige Grundlage für kommende politischen Klimaentscheidungen, wie sie etwa auf dem UN-Klimagipfel, der Ende Oktober in Glasgow startet, getroffen werden müssen.234 Expertinnen und Experten aus 66 Ländern haben daran gearbeitet, zitiert werden mehr als 14.000 Quellen. Doch die wichtigste Botschaft lässt sich einfach zusammenfassen: Der Klimawandel und seine Folgen verstärken sich, sie sind weit verbreitet und schreiten rasant voran. Sollte es nicht unmittelbar zu schnellen und groß angelegten Reduktionen von Treibhausgasen kommen, dann sei das 1,5-GradZiel oder sogar das Zwei-Grad-Ziel außerhalb der Reichweite. Oder wie das Deutsche Klimakonsortium es formuliert: 1. Er ist real.2. Wir sind die Ursache.3. Er ist gefährlich.4. Die Fachleute sind sich einig.
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USA — mix Weltklimarat-Bericht: Klimawandel ist weit verbreitet, schnell und verstärkt sich