Die deutsche Botschaft in Kabul ist verwaist. In nicht allzu ferner Zukunft könnten aber Diplomaten zurückkehren. Und der UN-Generalsekretär warnt vor einer humanitären Katastrophe. Alle Informationen im Newsblog.
Die deutsche Botschaft in Kabul ist verwaist. In nicht allzu ferner Zukunft könnten aber Diplomaten zurückkehren. Und der UN-Generalsekretär warnt vor einer humanitären Katastrophe. Alle Informationen im Newsblog. Die letzten US-Truppen sind aus Afghanistan abgezogen, die Taliban haben die Kontrolle über das Land übernommen. Gleichzeitig laufen internationale Bemühungen weiter, auch nach dem Abzug der US-Streitkräfte eine sichere Ausreise aus Afghanistan ermöglichen zu können. In Kabul spitzt sich derweil auch der Kampf gegen die Terrormiliz « Islamischer Staat » (IS) zu. Deutschland strebt auch nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan unter bestimmten Bedingungen eine diplomatische Vertretung in der Hauptstadt Kabul an. « Wenn es politisch möglich wäre und wenn die Sicherheitslage es erlaubt, dann sollte auch Deutschland in Kabul wieder eine eigene Botschaft haben », sagte Außenminister Heiko Maas am Dienstag bei einem Besuch in Katar. Zurzeit sei man in enger Abstimmung vor allem mit den europäischen Partnern zu diesem Thema. Maas betonte aber auch, dass eine diplomatische Vertretung keine Anerkennung einer Taliban-Regierung bedeuten würde. « Es geht im Moment nicht um die Frage der völkerrechtlichen Anerkennung », sagte er. « Es geht um die Lösung ganz praktischer Probleme. » UN-Generalsekretär António Guterres hat nach dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan und dem Ende der Evakuierungsaktion vor dem völligen Zusammenbruch der Grundversorgung in dem Land gewarnt. « Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich an », sagte Guterres am Dienstagabend (Ortszeit) in New York. Die Menschen verlören jeden Tag den Zugang zu elementaren Gütern und Dienstleistungen. « Fast die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans – 18 Millionen Menschen – sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Jeder dritte Afghane weiß nicht, woher seine nächste Mahlzeit kommen wird. Mehr als die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren wird im nächsten Jahr voraussichtlich akut unterernährt sein. » Guterres sagte, alle Mitgliedstaaten seien aufgefordert, « sich für die Menschen in Afghanistan in ihrer dunkelsten Stunde der Not einzusetzen ». Sie sollten rechtzeitig, flexibel und umfassend Mittel bereitstellen. In der nächsten Woche würden Einzelheiten über den dringendsten humanitären Bedarf und den Finanzierungsbedarf für die nächsten vier Monate bekannt gegeben. Die afghanischen Kinder, Frauen und Männer bräuchten jetzt mehr denn je die Unterstützung und Solidarität der internationalen Gemeinschaft, sagte Guterres. In diesem Jahr hätten bereits acht Millionen Menschen Hilfe bekommen. Angesichts der schweren Dürre und des bevorstehenden harten Winters müssten dringend zusätzliche Nahrungsmittel, Unterkünfte und medizinische Hilfsgüter in das Land gebracht werden. « Ich fordere alle Beteiligten auf, den sicheren und ungehinderten Zugang für lebensrettende und lebenserhaltende Hilfsgüter sowie für alle humanitären Helfer – Männer und Frauen – zu ermöglichen. » Die USA setzen auch nach dem Abzug in Afghanistan ihre humanitäre Hilfe vor Ort fort. Eine Sondergenehmigung ermächtige die US-Regierung und ihre Auftragnehmer, trotz Sanktionen gegen die als Terroristen eingestuften Taliban Hilfe für die Menschen in Afghanistan zu leisten, einschließlich der Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten, sagt ein Beamter des US-Finanzministeriums der Nachrichtenagentur Reuters. Die bestehenden Sanktionen frieren alle US-Vermögenswerte der militanten islamistischen Gruppe ein und verbieten den Amerikanern den Handel mit ihnen, einschließlich der Spende von Finanzmitteln, Waren oder Dienstleistungen. Diese Sanktionen blieben von der Sonderregelung unberührt, sagt der Beamte. Außenminister Heiko Maas besucht derzeit die Nachbarländer Afghanistans, um dort über die weitere Evakuierung von Ortskräften und deren Familien zu verhandeln. Dort hat es nun Fortschritte gebeben: Die Mitarbeiter zweier deutscher politischer Stiftungen konnten auf dem Landweg nach Pakistan ausreisen. Ziel sei es, sie bald in Deutschland in Empfang zu nehmen, teilten die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung mit. Nach dpa-Informationen wurden insgesamt etwa 100 Menschen in einem Konvoi über die Grenze gebracht. Wie der « Spiegel » berichtet, hat neben Pakistan auch Usbekistan logistische Unterstützung bei der Ausreise von Ortskräften und deren Familienangehörigen zugesagt. Selbst Flüchtlinge aufnehmen wollen beide Staaten jedoch nicht. Die Bundeswehr hat mehr als 5.000 Menschen ausgeflogen, insgesamt waren es fast 120.000. Nun ist allerdings der Kabuler Flughafen unter der Kontrolle der Taliban. Deutschland will aber noch mehr als 40.000 weitere Menschen außer Landes bringen – auf dem Landweg über die Nachbarländer oder auf dem direkten Luftweg vom Flughafen Kabul. Bisher traten die Taliban versöhnlich auf und sicherten Zusammenarbeit zu. Viele Afghanen aber bezweifeln, dass es dabei bleibt. Die EU-Staaten haben sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen bezüglich Migranten aus Afghanistan geeinigt, die nach der Machtergreifung der Taliban als gefährdet gelten. Die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, sagte am Dienstag vor einem Innenminister-Treffen, die EU solle Frauen, Kinder, Richter, Journalisten und Menschenrechtler aufnehmen, die nun in Gefahr seien. « Wir müssen eine humanitäre Krise vermeiden, wir müssen eine Migrationskrise vermeiden, und wir müssen eine Gefährdung der Sicherheit vermeiden », sagte sie und ergänzte: « Jeder will eine Situation wie 2015 vermeiden. » Damals hatten mehr als eine Million Migranten aus Syrien und anderen Staaten die EU erreicht, was in vielen EU-Staaten zu Spannungen führte. Bundesinnenminister Horst Seehofer sagte, alle Mitgliedstaaten sollten einen Beitrag leisten. Dänemark, Tschechien und Österreich erklärten jedoch, dies stehe außerfrage. Eine mit den Taliban verfeindete Miliz hat nach eigenen Angaben einen Vorstoß der neuen Machthaber auf die einzige von diesen noch nicht eroberte afghanische Provinz Pandschir abgewehrt. Bei den Kämpfen am westlichen Eingang zum Pandschir-Tal seien acht Taliban-Kämpfer getötet worden, teilt ein Vertreter der Nationalen Widerstandsfront mit. In den eigenen Reihen seien zwei Kämpfer gefallen. Die Taliban waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Pandschir liegt nordöstlich von Kabul. Es ist die einzige Provinz, die seit der Eroberung der afghanischen Hauptstadt durch die Taliban am 15. August noch nicht in deren Hand gefallen ist. Allerdings gab es auch in der benachbarten Provinz Baghlan Kämpfe zwischen den Taliban und lokalen Milizen. Vor einem EU-Ministertreffen zu Afghanistan hat Luxemburgs Einwanderungsminister Jean Asselborn für die Aufnahme Zehntausender afghanischer Flüchtlinge in der EU geworben. « Die Europäische Union sollte bereit sein,40.000 bis 50.000 Resettlement-Plätze für afghanische Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen », sagte Asselborn der « Welt ». « Damit würden wir Mädchen, Frauen, ehemalige Richterinnen, Menschenrechts-Aktivisten oder andere Personen, deren Leben unmittelbar bedroht ist, im Rahmen von Umsiedlungen auf einem legalen und sicheren Weg in Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) in die EU holen. » Die « große Lehre » aus dem Scheitern des Afghanistan-Einsatzes muss nach Ansicht von Außenminister Heiko Maas sein, dass künftig « Ziele und Dauer » von Militäreinsätzen neu beurteilt werden müssen. « Militärische Interventionen sind nicht geeignet, um langfristig eine Staatsform zu exportieren », sagt er. « Das ist offensichtlich in Afghanistan gescheitert. » Zudem appellierte er an die Taliban, die Zusagen einzuhalten, dass weitere Menschen ausreisen dürfen und eine inklusive Regierung in Kabul entstehe. « Wir wollen nicht nur, dass sie eingehalten werden, sondern sie auch umsetzen », sagt Maas in Islamabad. « Dafür führen wir weitere Gespräche mit den Taliban. » Man brauche Absprachen etwa für die Evakuierung von Menschen über den Landweg. Er hoffe, dass der Flughafen Kabul bald wieder für Charterflugzeuge zur Verfügung stehe. Grüne und FDP haben erneut das Vorgehen von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in Verbindung mit der Evakuierungsaktion aus Afghanistan scharf kritisiert. Mit seiner Reise in die Region wolle Maas nun « nachträglich den Eindruck erwecken, dass er etwas tut », sagte der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin dem Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). « Doch die Versäumnisse, die bei der Evakuierung und der Visa-Erteilung gemacht wurden, kann man nicht mehr aufholen. » Trittin wies darauf hin, dass die Bundeswehr zwar nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan rund 5.000 Menschen aus Kabul ausgeflogen habe. Darunter waren nach Angaben des Bundesinnenministeriums jedoch nur 138 Ortskräfte deutscher Institutionen, zusammen mit ihren Familienangehörigen 634 Menschen. Mehr als 10.000 weitere Schutzbedürftige wurden dagegen zurückgelassen. « Private Retter haben rund 300 Menschen ausgeflogen – das heißt, sie haben mehr Menschen gerettet als Heiko Maas », sagte Trittin dazu weiter. Dies sei für die Bundesregierung « eine verheerende Bilanz ». Das Versagen der Regierung führe auch dazu, dass Deutschland nun erpressbar sei und « mit autoritären Herrschern wie Erdogan und den radikalen Taliban verhandeln » müsse. Die aktuelle Reise von Maas komme « ein oder zwei Jahre zu spät », kritisierte auch der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff in den RND-Zeitungen vom Dienstag. « Die Taliban haben nun die Entscheidungshoheit darüber, was mit den deutschen Staatsbürgern und den Ortskräften passiert », warf auch er der Regierung vor. Maas besucht derzeit mehrere Nachbarländer Afghanistans. Zuvor hatte er auch Gespräche in der Türkei geführt. Die Zahl der britischen Staatsbürger, die sich noch in Afghanistan befinden, siedelt Außenminister Dominic Raab im « niedrigen Hunderter »-Bereich an. Das sei ein « sehr niedriges Niveau » angesichts dessen, dass 5.000 Menschen aus Afghanistan herausgeholt worden seien, sagt Raab dem Sender Sky News. Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat Pakistans Botschafter in Deutschland der Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus dem Nachbarland eine Absage erteilt. « Pakistan nimmt keine weiteren Flüchtlinge aus Afghanistan auf », sagte Mohammad Faisal dem « Tagesspiegel » (Dienstagsausgabe). Sein Land unterstütze allerdings mit allen Kräften die Ausreise von Afghanen in andere Länder. Die Grenzen würden erst einmal geöffnet bleiben. Pakistan mit seinen rund 220 Millionen Einwohnern habe bereits zwischen drei und vier Millionen Afghanen aufgenommen. Jetzt sollten « reichere und größere » Länder Geflüchtete von dort aufnehmen, sagte Faisal weiter. Er wollte aber keine Länder nennen. Nach dem Abzug der US-Truppen wollen die radikalislamischen Taliban nach eigenen Angaben « gute » Beziehungen mit den USA. « Wir wollen gute Beziehungen zu den USA und der ganzen Welt haben », sagte der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Dienstag bei einer Rede am Flughafen in Kabul. « Wir begrüßen gute diplomatische Beziehungen mit allen. » Der UN-Sicherheitsrat erhöht den Druck auf die Taliban, Afghanen ungehindert aus ihrem Heimatland ausreisen zu lassen. Eine entsprechende Resolution wurde am Montag vom mächtigsten UN-Gremium mit 13 Ja-Stimmen angenommen, Russland und China enthielten sich. In der Resolution, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, verweist der Sicherheitsrat auf die Zusagen der Taliban vom Freitag, dass Afghanen das Land jederzeit und auf allen möglichen Wegen ungehindert verlassen dürften. Der Sicherheitsrat « erwartet, dass die Taliban diese und alle anderen Verpflichtungen einhalten », heißt es darin. Die Resolution fordert zugleich, dass Afghanistan nicht zu einem Hafen für Terroristen und ihre Anschlagspläne werden dürfe. Ebenfalls hervorgehoben wird die Notwendigkeit für ungehinderten humanitären Zugang sowie die Wahrung der Menschenrechte, insbesondere « der Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten ». Eine vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zuletzt ins Spiel gebrachte UN-Sicherheitszone in Kabul wird in der Resolution nicht erwähnt. UN-Resolutionen sind völkerrechtlich bindend. Zum ersten Mal seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban ist ein Flugzeug mit medizinischen Hilfsgütern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Afghanistan gelandet. Wie die WHO am Montag mitteilte, wurde das Flugzeug von der pakistanischen Regierung zur Verfügung gestellt. Die Maschine, die von Dubai nach Masar-i-Scharif in Norden Afghanistans flog, hatte 12,5 Tonnen Medikamente und andere medizinische Ausrüstung an Bord. Vergangene Woche hatte die WHO gewarnt, den Gesundheitseinrichtungen in Afghanistan drohe bald der Nachschub an medizinischer Ausrüstung auszugehen. Durch das Chaos und die Gefahr am Flughafen von Kabul hatte die WHO mit logistischen Problemen zu kämpfen.500 Tonnen an Medikamenten und Hilfsgütern, die in Dubai gelagert waren, konnten nicht ausgeliefert werden. Die WHO habe « tagelang ununterbrochen an einer Lösung gearbeitet », erklärte Leiter der WHO-Region Östliches Mittelmeer, Ahmed al-Mandhari. Nun könnten die Vorräte der Gesundheitseinrichtungen in Afghanistan zumindest « teilweise » wieder aufgefüllt werden und die von der WHO unterstützten Gesundheitsdienste könnten « vorerst » weiterarbeiten. Die jetzige Lieferung deckt demnach den Bedarf von 200.000 Menschen und reicht für 3.500 chirurgische Eingriffe. Die Güter sollen direkt an 40 Einrichtungen in 29 Provinzen gehen. Der UN-Sicherheitsrat will noch am Montag über eine Resolution abstimmen, die zur sicheren Ausreise von Menschen aus Afghanistan führen soll. Das wichtigste UN-Gremium soll um 21 Uhr (MESZ) zusammenkommen, berichteten Diplomaten. Die Annahme eines entsprechenden französisch-britischen Texts würde den Druck auf die Taliban erhöhen, Menschen eine sichere Ausreise aus Kabul zu gewähren und sich an frühere Zusagen zu halten. Die Vetomächte Russland und China hatten sich bei Verhandlungen am Wochenende Diplomaten zufolge offen für eine Einigung gezeigt. Eine Zustimmung sei aber noch nicht sicher, hieß es. Für eine Annahme einer Resolution braucht es im wichtigsten UN-Gremium neun von 15 Ja-Stimmen ohne ein Veto der ständigen Mitglieder USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien. Der Resolutionsentwurf von Großbritannien und Frankreich zusammen mit den USA betont dabei, dass Afghanistan nicht zu einem Hafen für Terroristen und ihre Anschlagspläne werden darf. Ebenfalls hervorgehoben wird die Notwendigkeit, dass unter anderem die Vereinten Nationen ungehinderten humanitären Zugang erhalten. Eine vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zuletzt ins Spiel gebrachte UN-Sicherheitszone in Kabul wird übereinstimmenden Angaben von Diplomaten aber nicht direkt erwähnt. Die US-Regierung hat Berichte bestätigt, wonach fünf Raketen in Richtung des Flughafens der afghanischen Hauptstadt abgefeuert worden sind. Drei der Raketen seien « ohne Auswirkungen » außerhalb des Flughafens gelandet, sagte Generalmajor William Taylor. Eine Rakete sei von einem installierten Raketenabwehrsystem am Flughafen abgewehrt worden. Eine weitere Rakete sei ohne Gefahr für Personal oder die Mission zu Boden gekommen, so Taylor weiter. Auf Nachfrage erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby, dass diese Rakete innerhalb des Gelände des Flughafens gelandet sei. Der in Afghanistan aktive Ableger der Terrormiliz « Islamischer Staat » (IS) hatte den Raketenangriff zuvor für sich reklamiert, sprach allerdings von sechs Raketen. Bundesaußenminister Heiko Maas will nicht selbst mit den radikal-islamischen Taliban über die Ausreise schutzsuchender Afghanen reden. Der Gesprächspartner der Bundesregierung für die Taliban sei der Diplomat Markus Potzel, der derzeit mit Vertretern der neuen afghanischen Machthaber im Golfemirat Katar verhandelt. « Das ist der Kanal, den wir nutzen. » Das werde man auch weiter tun. Maas befindet sich gerade auf einer viertägigen Reise durch fünf Länder, die eine Rolle für die Ausreise schutzbedürftiger Menschen spielen. Darunter ist auch das arabische Golfemirat Katar, das einen besonders guten Draht zu den Taliban hat. Dort haben die Islamisten ihr politisches Büro, eine Art Außenministerium. Die von der Bundesregierung organisierte Luftbrücke aus Kabul hat nach vorläufigen Angaben 138 Ortskräfte nach Deutschland gebracht sowie deren Familienangehörige. Insgesamt seien 634 Menschen aus dieser Gruppe ausgeflogen worden, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums (BMI) am Montag in Berlin. Er verwies darauf, dass die Zahl der Hilfeersuchen erst nach dem Beginn der Luftbrücke deutlich gestiegen sei – auf nunmehr mindestens 40.000 Menschen. « Während der Evakuierungen gab es aus den Ressorts Nachreichungen, gab es auch von den Ortskräften sehr viele Nachmeldungen, auch von Familienangehörigen, so dass wir derzeit davon ausgehen, dass der Anteil derer, die einen Bezug zu Ortskräften haben, bei inzwischen mehr als 40.000 Personen liegt », sagte der Sprecher. Über die Luftbrücke der Bundeswehr, die auch Menschen aus anderen Staaten ausflog, kamen inzwischen nach Angaben des Innenministeriums 4.587 Menschen nach Deutschland, davon 3.849 Afghanen und 403 deutsche Staatsangehörige. « Da hat sich niemand an ein deutsches Flugzeug gestellt und hat abgezählt und hat gesagt, wir nehmen jetzt nur diejenigen mit, die nach Deutschland kommen und diejenigen, die nach Italien müssen oder nach Belgien, die lassen wir hier stehen », sagte der Sprecher. Bundesaußenminister Heiko Maas will nur denjenigen Menschen bei der Ausreise aus Afghanistan helfen, die eine Zusage für die Aufnahme in Deutschland haben. « Es geht uns nur um diese Personengruppe », betonte der SPD-Politiker am Montag nach Gesprächen in Usbekistan, das als Nachbarland Afghanistans eine erste Anlaufstation für Schutzsuchende ist. Die Regierung in Taschkent habe sich bei der von Deutschland definierten Personengruppe zur Kooperation bereit erklärt. « Darüber hinaus haben wir auch keine Anfrage gestellt. » Auf den Ausreiselisten des Auswärtigen Amts stehen mehr als 10.000 Afghanen. Dazu zählen ehemalige afghanische Mitarbeiter von Bundeswehr oder Ministerien – die sogenannten Ortskräfte – und besonders schutzbedürftige Menschen wie Menschenrechtsaktivisten oder Frauenrechtlerinnen. Hinzu kommen deren Familienangehörige. Zusammen geht es nach jetzigem Stand um mehr als 40.000 Menschen, die in Deutschland aufgenommen werden sollen – wenn es ihnen gelingt, das Land zu verlassen. In der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es einen Raketenangriff gegeben. Am Montagmorgen seien aus der Gegend Chairchanah im Norden der Stadt mehrere Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden, schrieb der lokale Fernsehsender Tolonews unter Berufung auf Augenzeugen auf Twitter. Der Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter, dass mindestens fünf Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden seien. Über mögliche Opfer oder Schäden gab es zunächst keine Informationen. Der Flughafen verfügt über ein Raketenabwehrsystem. Dieses wurde erst vor wenigen Wochen getestet. In sozialen Medien wurden Videos geteilt, die ein brennendes Auto zeigen sollen, aus dem die Raketen abgefeuert worden sein sollen. Die Aktivitäten auf dem Kabuler Flughafen sind durch den Raketenangriff nicht unterbrochen worden. Das teilt die US-Regierung mit. Präsident Joe Biden sei über Einzelheiten des Angriffs informiert worden. Er hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen rund um den Flughafen Kabul gewarnt. Der Islamische Staat (IS) hat bereits in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Ziele in Kabul mit Raketen angegriffen. China hat die USA für die « chaotische » Situation in Afghanistan mitverantwortlich gemacht. Der Krieg in Afghanistan habe sein Ziel, terroristische Kräfte zu beseitigen, nicht erreicht, sagte Chinas Außenminister Wang Yi laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag in einem Telefonat mit seinem US-Amtskollegen Antony Blinken. Der übereilte Abzug der US- und Nato-Truppen würde nun wahrscheinlich dazu führen, dass Terrororganisationen zurückkehren würden. In dem Gespräch äußerte sich Wang auch deutlich zum derzeitigen Stand der Beziehungen zwischen China und den USA. « Wenn Washington die chinesisch-amerikanischen Beziehungen wieder auf Kurs bringen will, dann sollte es aufhören, China zu verleumden und Chinas Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen zu untergraben », sagte der chinesische Außenminister. In Afghanistan befinden sich nach Angaben von Außenminister Heiko Maas noch Zehntausende Menschen, die nach Deutschland ausgeflogen werden sollen. « Es gibt noch Zehntausende Ortskräfte inklusive ihrer Familien », sagt Maas in Antalya. Zudem gebe es noch an die zehntausend Schutzbedürftige. « Das sind noch viele Menschen, die eine Aufnahmezusage von uns haben », fügt der SPD-Politiker hinzu. Für diesen Personenkreis versuche man nun Wege zu organisieren, wie diese legal das Land verlassen könnten. In Regierungskreisen war in den vergangenen Tagen von mehr als 40.000 Personen inklusive der Familienangehörigen die Rede gewesen. Zusätzlich bietet Deutschland laut Maas finanzielle und technische Hilfe beim Wiederaufbau des schwer beschädigten Flughafens in Kabul an. Maas zeigte sich auch offen für den französischen Vorschlag, um den Flughafen eine Schutzzone zu bilden. Ob das dann die Vereinten Nationen oder einzelne Länder mit « Kommunikationskanälen » zu den militant-islamistischen Taliban machen sollten, « muss man sehen », sagte Maas nach einem Gespräch mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu im südtürkischen Antalya. Die militant-islamistischen Taliban haben mehreren Ländern versichert, dass ihre Staatsbürger und Ortskräfte aus dem Land ausreisen dürfen. Man habe von den Taliban Zusicherungen erhalten, dass « alle ausländischen Staatsangehörigen und alle afghanischen Staatsbürger mit einer Reisegenehmigung aus unseren Ländern sicher und geordnet zu Abflugorten sowie aus dem Land reisen dürfen », hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von mehr als 20 Ländern, darunter die USA und auch Deutschland. Man werde bestimmten Afghanen weiterhin Reisedokumente ausstellen, und man habe die klare Erwartung und Zusage der Taliban, dass diese in die jeweiligen Länder reisen könnten, heißt es in der Erklärung weiter. Man nehme zudem die öffentlichen Erklärungen der Taliban zur Kenntnis, die dieses Verständnis bestätigten. Schon in den vergangenen Tagen hatten mehrere hochrangige Taliban-Mitglieder öffentlich versichert, dass Afghanen weiterhin über legale Wege aus dem Land ausreisen könnten. Bis Sonntag sind mehr als 21.000 Evakuierte aus Afghanistan allein auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet. Das teilte der weltweit größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb Amerikas und das US-Konsulat in Frankfurt mit. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Mehr als 6.000 Evakuierte seien von dort bereits weitergeflogen. « Wir versuchen, so viele Leute wie möglich von Afghanistan in Sicherheit zu bringen », sagte ein Sprecher des US-Generalkonsulats in Frankfurt. Mit Unterstützung aus Deutschland sind nach dem Ende der Bundeswehrflüge mehr als 300 weitere Schutzbedürftige aus Kabul ausgeflogen worden. Darunter waren nach Angaben der Bundesregierung in der Nacht zum Sonntag etwa 140 Deutsche sowie Ortskräfte und Mitarbeiter eines Auftragsunternehmens des beendeten Nato-Einsatzes. « Zeit » und « Spiegel » berichteten zudem, dass 189 Schutzbedürftige organisiert von der privaten Rettungsinitiative Luftbrücke Kabul zum Flughafen gebracht und ausgeflogen wurden, darunter auch Mitarbeiter deutscher Medien. Die Bundeswehr hatte ihren Evakuierungseinsatz am Donnerstag beendet. Die US-Streitkräfte wollen bis Dienstag abziehen. Die Rettungsinitiative warf der Bundesregierung fehlende Unterstützung und massive Widerstände gegen eine vorbereitete Evakuierung vor. « Mit immensem Aufwand konnten wir 18 gefährdete Ortskräfte aus Kabul in Sicherheit bringen.18 Menschenleben, dabei hätten es hunderte mehr sein können, wenn unsere Rettungsaktion nicht aktiv vom Auswärtigen Amt blockiert worden wäre », hieß es in einer Erklärung, die am Sonntag auf der Internetseite der zivilgesellschaftlichen Initiative verbreitet wurde. Aus der Bundesregierung wurde die Kritik zurückgewiesen. Die Rettungsmission hatte eine Chartermaschine nach Kabul geschickt, um Gefährdete auszufliegen. « Für hunderte Menschen hatten wir eine sichere Unterkunft, haben sie offiziell auf Listen des Auswärtigen Amtes registrieren und absegnen lassen, organisierten einen Bustransport über die katarische Botschaft und hätten Menschen innerhalb weniger Stunden an den Flughafen und auf unser Flugzeug bringen können », so die Initiative. Die Bundesregierung « weigerte sich, eine E-Mail zu schreiben, um den Transport freizugeben », hieß es. Mit den Evakuierungsflügen der Bundeswehr wurden einem Zeitungsbericht zufolge offenbar nur wenige Ortskräfte aus Afghanistan in Sicherheit gebracht. Entsprechende erste Zahlen habe das Bundesinnenministerium in dieser Woche unter anderem im Bundestag präsentiert, berichtete die « Welt am Sonntag ». Demnach befanden sich unter den bis Mitte der Woche etwa 4.500 Ausgeflogenen nur knapp mehr als 100 Ortskräfte mit ihren Familien. Insgesamt mache diese Gruppe rund 500 der 4.500 ausgeflogenen Menschen aus. Angesichts der unübersichtlichen Evakuierungen aus Kabul werde allerdings davon ausgegangen, dass sich mehrere Ortskräfte derzeit womöglich noch in anderen europäischen Ländern aufhielten. Eine Anfrage dazu habe das Bundesinnenministerium unbeantwortet gelassen, schrieb die « WamS ». Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin wurden demnach mittlerweile 5.300 Menschen aus Kabul in Sicherheit gebracht. SPD-Innenexperte Uli Grötsch kritisierte das Innenministerium. « Dass im Zuge der Evakuierung bis Mitte der Woche nur über 101 gerettete Ortskräfte Gewissheit herrschte, ist ein Problem », sagte er der « Welt am Sonntag ». Seit Monaten habe die SPD den Koalitionspartner von der Union dazu aufgefordert, « seiner Verantwortung gerecht zu werden ». « Jetzt hoffe ich, dass wir möglichst vielen Ortskräften noch helfen können », fügte Grötsch hinzu. Bundesaußenminister Heiko Maas will in den Nachbarstaaten Afghanistans für die Aufnahme afghanischer Flüchtlinge werben, die nach Deutschland weiter reisen wollen. Die Bundesregierung werde sich auch nach dem Ende der Luftbrücke aus dem Flughafen Kabul um Deutsche, afghanische Ortskräfte und schutzbedürftige Menschen kümmern, sagte Maas am Sonntag vor dem Abflug in die Türkei, nach Usbekistan, Tadschikistan, Pakistan und Katar. « Hierzu zählt, dass wir uns mit den Nachbarstaaten Afghanistans darüber verständigen, wie Deutsche, unsere Ortskräfte und weitere schutzbedürftige Afghaninnen und Afghanen schnell und sicher nach Deutschland gelangen können », sagte er. Zudem gehe es um die Frage, wie am Flughafen in Kabul schnell wieder ein ziviler Betrieb ermöglicht werden könne, sagte Maas. Dazu zähle auch ein abgestimmtes internationales Auftreten gegenüber den Taliban. Deutschland wolle den Nachbarstaaten auch anbieten, ihnen bei der Bewältigung der humanitären und wirtschaftlichen Folgen zu helfen. « Es ist in unserem eigenen Interesse zu verhindern, dass der Kollaps in Afghanistan die ganze Region destabilisiert. » Es gebe in Kabul und Afghanistan noch immer « unzählige Menschen », die auf eine Ausreise hofften. « Die Lage in Afghanistan ist extrem unbeständig und gefährlich », sagte der SPD-Politiker mit Verweis auf den Anschlag am Kabuler Flughafen. Es sei ein machtpolitisches Vakuum entstanden, in das nun « mit erschreckender Geschwindigkeit » die radikalislamische Miliz IS und andere Terroristen hineinstrebten. Frankreich und Großbritannien wollen bei einer am Montag stattfindenden Dringlichkeitssitzung der Vereinten Nationen zu Afghanistan eine Resolution einreichen, in der eine Sicherheitszone in Kabul vorgeschlagen wird. « Unser Resolutionsvorschlag zielt darauf ab, eine sichere Zone in Kabul unter der Kontrolle der Vereinten Nationen zu definieren, die Fortsetzung der humanitären Operationen ermöglichen würde », sagte der französische Präsident Emmanuel Macron in einem Interview mit der Zeitung « Le Journal du Dimanche ». Damit sollten Menschen geschützt werden, die versuchten, das Land zu verlassen. Der CSU-Vorsitzende Markus Söder möchte hingegen die Bundeswehr im Rahmen einer EU-Mission zum Schutz des Flughafens in Kabul einsetzen, um die Evakuierungsflüge wieder aufzunehmen. « Das Ziel für Afghanistan könnte sein, in naher Zukunft auf dem Flughafen in Kabul eine eigene europäische Schutzzone zu etablieren », sagte Söder der « Bild am Sonntag » laut Vorabbericht. Er forderte sofortige Verhandlungen dazu. Europa müsse sich endlich auch militärisch konsequent koordinieren. Nach der Bundeswehr und anderen westlichen Verbündeten hat auch Großbritannien seine letzten Streitkräfte aus Afghanistan abgezogen. Das britische Verteidigungsministerium teilte am späten Samstagabend über Twitter mit, der letzte Flug mit Soldaten habe Kabul verlassen. Dank gelte all denen, die unter enormem Druck und schrecklichen Bedingungen so tapfer gedient hätten, um die am stärksten gefährdeten Zivilisten sicher zu evakuieren. Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan sind nach Angaben des US-Militärs zwei ranghohe Vertreter des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Ein weiterer sei verletzt worden, erklärte Generalmajor William Taylor am Samstag im US-Verteidigungsministerium. Nach dem unbemannten Luftangriff in der Provinz Nangarhar hatte das US-Militär am Freitagabend (Ortszeit) zunächst nur angegeben, « einen Planer » des tödlichen Terroranschlags in Kabul vom Donnerstag getötet zu haben. Nun gehe man davon aus, bei dem Vergeltungsschlag einen Planer und einen Unterstützer des Vorhabens getötet zu haben, hieß es. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen keine zivilen Opfer, sagte Taylor. Bei dem Anschlag vom Donnerstag am Flughafen in Kabul waren Dutzende Menschen, darunter auch 13 US-Soldaten, getötet worden. Der IS hatte sich zu der Tat bekannt. Das US-Militär teilte darüber hinaus mit, man habe weiter den Flughafen von Kabul unter Kontrolle. Das Militär werde noch bis zum geplanten Abzug am Dienstag für Sicherheit und Betrieb des Airports verantwortlich sein, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Samstag. Alle Tore des Flughafens stünden weiter unter Kontrolle der US-Truppen. Damit widersprach Kirby einer Darstellung der militant-islamistischen Taliban, wonach die USA « zwei, drei » Zugänge zum Flughafen in der Nacht zu Samstag an Kräfte der Islamisten übergeben hätten. Die Taliban hätten Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtet, sagte Kirby. « Aber sie kontrollieren keine Tore, sie sind nicht am Flughafen und haben keine Rolle für die Sicherheit », betonte Kirby. Außenminister Heiko Maas bricht am Sonntag zu einer viertägigen Reise in fünf Länder auf, die alle eine Rolle bei den weiteren Bemühungen um die Ausreise Schutzsuchender aus Afghanistan spielen. Erste Station ist am Sonntag die Türkei, die für den Weiterbetrieb des Flughafens in Kabul und die Aufnahme von Flüchtlingen große Bedeutung hat. Danach besucht der SPD-Politiker mit Usbekistan, Pakistan und Tadschikistan drei Nachbarländer Afghanistans sowie Katar. Das kleine, aber einflussreiche Golfemirat hat sich tatkräftig an den Evakuierungen beteiligt. In der Hauptstadt Doha sitzt außerdem das politische Büro der militant-islamistischen Taliban, das quasi als Außenministerium der neuen Machthaber in Afghanistan fungiert und mit dem der deutsche Unterhändler Markus Potzel seit Tagen Gespräche über Ausreisefragen führt. Maas startet nur drei Tage nach dem Ende der Evakuierungsoperation der Bundeswehr, bei der die Luftwaffe unter extrem gefährlichen Bedingungen 5.347 Menschen aus mindestens 45 Ländern aus Kabul ausgeflogen hat. Es stehen aber immer noch mehr als 10.000 Menschen auf den Ausreiselisten des Auswärtigen Amts, darunter 300 Deutsche. « Die militärische Evakuierung ist nun beendet. Aber unsere Arbeit geht weiter, und zwar so lange, bis alle in Sicherheit sind, für die wir in Afghanistan Verantwortung tragen », hatte Maas am Donnerstag versprochen. In den Endzügen der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan sind binnen 24 Stunden rund 6.800 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden. Eine Sprecherin des Weißen Hauses teilte mit, bis zum Samstagvormittag (Ortszeit Kabul) habe die US-Luftwaffe mit 32 Flügen rund 4.000 Menschen in Sicherheit gebracht, Flugzeuge von Verbündeten hätten rund 2.800 Menschen evakuiert. Seit dem Start des Einsatzes Mitte August hätten die Vereinigten Staaten und ihre Partner damit insgesamt rund 112.000 Menschen ausgeflogen. Etwa 20.500 Evakuierte aus Afghanistan sind bis Samstag auf der Air Base Ramstein in Rheinland-Pfalz gelandet. Ramstein nahe Kaiserslautern ist seit dem 20. August ein US-Drehkreuz für Geflüchtete aus Afghanistan. Etwa 100 Flugzeuge der United States Air Force seien auf der Air Base eingetroffen, berichtete eine Sprecherin des Stützpunkts. Mehr als 5.000 Evakuierte seien von dort mit etwa 22 Flügen weitergereist. Die Flüge werden voraussichtlich über das ganze Wochenende andauern. Die militant-islamistischen Taliban haben eigenen Angaben zufolge mehrere Tore am Flughafen Kabul unter ihre Kontrolle gebracht. « Zwei, drei » Zugänge zum Flughafen seien in der Nacht zu Samstag von den USA an Kräfte der Islamisten übergeben worden, sagte ein Vertreter der Taliban der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hatte eine derartige Übergabe nach ersten Medienberichten darüber in der Nacht zum Samstag allerdings vehement und ohne Zögern dementiert. Taliban kontrollierten weder den Flughafen noch Teile davon, noch Tore des Geländes, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums am Freitag. In der Nacht zu Samstag hatten Pro-Taliban-Nutzer auf Twitter Bilder geteilt, die Taliban-Kräfte wenige Meter hinter dem Zugang zum zivilen Teil des Flughafen zeigen sollen, also innerhalb des Flughafengeländes. Auch am Samstagmorgen (Ortszeit) teilten sie Bilder, die Taliban-Kräfte noch etwas weiter innerhalb des zivilen Teils des Flughafengeländes zeigten, nahe des VIP-Parkplatzes und des Inlandsterminals. Von wann die Fotos sind, ist nicht klar. In der Vergangenheit haben die Islamisten ihre Kämpfer immer wieder kurzzeitig an bekannte Punkte geschickt und Fotos machen lassen, um beispielsweise in sozialen Medien ihr Vorrücken auf eine bestimmte Stadt vorzutäuschen und Panik zu schüren. Die Bundeswehr hat nun auch ihr Sanitätsflugzeug aus dem usbekischen Taschkent abgezogen, das dort noch für eine mögliche Rettung Verletzter aus dem afghanischen Kabul stationiert war. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Samstag aus der Bundeswehr erfuhr, startete die fliegende Intensivstation « MedEvac » am Samstag Richtung Wunstorf bei Hannover. Auch eine Transportmaschine A400M brach mit Material an Bord zurück nach Deutschland auf. Bereits am Freitagabend waren drei Bundeswehrmaschinen aus Taschkent in Wunstorf gelandet, die rund 380 Soldaten aus dem Einsatz zurückbrachten. Bei der größten Evakuierungsoperation in der Geschichte der Bundeswehr hatte die Luftwaffe in elf Tagen 5.347 Menschen aus mindestens 45 Ländern aus Kabul ausgeflogen, überwiegend Afghanen, aber auch mehr als 500 Deutsche. Am Sonntag sollen die letzten zwei Transportmaschinen aus Taschkent nach Deutschland mit Material und Munition an Bord zurückkehren. Dann ist auch das Drehkreuz des Evakuierungseinsatzes in Taschkent Geschichte. CSU-Chef Markus Söder hat sich dafür ausgesprochen, allen Bundeswehr-Soldaten im Afghanistan-Einsatz das Bundesverdienstkreuz zu verleihen. « Unsere Bundeswehr hat mehr Respekt und Anerkennung verdient. Alle Soldaten, die in Afghanistan im Einsatz waren, sollten das Bundesverdienstkreuz oder eine vergleichbare Ehrung bekommen », sagte der bayerische Ministerpräsident der « Bild am Sonntag ». « Für mich sind unsere Soldatinnen und Soldaten wahre Helden. » Die Bundesanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren zu den Schussverletzungen eines Deutschen am Flughafen in Kabul eingeleitet. Es bestehe ein Anfangsverdacht für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Samstag. Da bislang unklar sei, wer den Schuss abgegeben habe, werde das Verfahren gegen Unbekannt geführt. Zunächst hatte die « Welt » darüber berichtet. Am Freitag der vergangenen Woche wurde bekannt, dass ein Deutscher auf dem Weg zum Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul angeschossen worden war. Um den Flughafen herrschen seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban chaotische Zustände. Die Lage ist extrem gefährlich. Ein weiterer Deutscher wurde in der Nähe des Flughafen leicht verletzt. Italien hat nach eigenen Angaben mehr bedrohte afghanische Bürger aus Kabul ausgeflogen als jedes andere EU-Mitgliedsland. Mit der Ankunft von 58 Afghanen an Bord des letzten Evakuierungsflugs am Samstagmorgen habe Italien in den vergangenen Wochen rund 4900 Afghanen aus dem Land gebracht, sagte Außenminister Luigi di Maio am Flughafen Rom Fiumicino. An Bord des Flugzeugs waren auch die letzten diplomatischen Vertreter und Sicherheitskräfte. Nach dem Ende der Luftbrücke werde sich Italien weiterhin um rasche Ausreisemöglichkeiten für bedrohte Ortskräfte aus dem Krisenland bemühen, versprach di Maio. Italien sei bereit, « gemeinsam mit den Vereinten Nationen und Afghanistans Nachbarländern » dafür zu sorgen, dass auch diese Menschen das Land verlassen könnten. Nun beginne die « schwierigste Phase, in der es unser Gebot sein muss, das afghanische Volk, die afghanischen Frauen, die jungen Afghanen und alle, die in den vergangenen Jahren auf den Wandel gehofft haben, nicht im Stich zu lassen », fügte er hinzu. Italien gehörte neben den USA, der Türkei, Großbritannien und Deutschland zu den fünf Ländern, die am stärksten an der Nato-Mission « Resolute Support » zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte beteiligt waren. Das letzte italienische Kontingent im Rahmen der Mission hatte Ende Juni die westafghanische Provinz Herat verlassen. Am Donnerstag sprengte sich ein Selbstmordattentäter des IS am Flughafen in Kabul in die Luft. Mehrere Medien sprechen von 183 Opfern. Wie die britische « Times » berichtet, sind unter den Opfern auch drei Staatsangehörige, darunter ein Kind. Die Regierung bestätigte das am Freitagabend. Ein weiteres Kind aus Großbritannien, das unter zehn Jahre alt sein soll und mit einem der getöteten Briten verwandt ist, war nach den Explosionen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gekommen. Ein weiterer Brite sei zudem verletzt worden, habe aber inzwischen das Land verlassen können. Die drei Todesopfer, die aus verschiedenen Familien stammen, warteten vor dem Flughafen auf einen Evakuierungsflug, als der Anschlag verübt wurde. Taliban in Aghanistan haben alle im öffentlichen Gesundheitssektor beschäftigten Frauen aufgefordert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Das Gesundheitsministerium weise alle weiblichen Mitarbeiter in der Hauptstadt und den Provinzen an, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, hieß es in einem Tweet des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid von Freitagabend. Der Ausübung ihrer Arbeit stehe nichts im Wege. Es ist bisher weitgehend unklar, ob Frauen in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban weiter ihren Berufen nachgehen können. Bislang gab es lediglich für den Gesundheits- und den Bildungsbereich konkretere Aussagen, dass Frauen wieder ihre Arbeit aufnehmen sollten. Der Oberbefehlshaber der britischen Armee, General Nick Carter, kündigt an, dass noch am Samstag die von Briten durchgeführten Evakuierungen von Zivilisten abgeschlossen werden. « Und danach wird es nötig sein, unsere Truppen mit den verbliebenen Flugzeugen rauszubringen. » Er sagt in der BBC: « Wir waren nicht in der Lage, jeden rauszubringen. Und das war herzzerbrechend. Es gab einige sehr schwierige Entscheidungen, die wir (…) treffen mussten. » Die US-Botschaft veröffentlichte in der Nacht erneut eine Sicherheitswarnung und rief alle Landsleute dazu auf, die Gegend rund um die Eingangstore zum Flughafen sofort zu verlassen. Die Lage am Flughafen Kabul, wo die US-Luftwaffe ihre Evakuierungsflüge fortsetzt, bleibt hochgefährlich. US-Bürger, die sich am Abbey-Gate, Ost-Gate, Nord-Gate oder New-Ministry-of-Interior-Gate aufhielten, « sollten das Gebiet sofort verlassen », appellierte die US-Botschaft. Stunden vor der Terrorattacke am Donnerstag hatte sie eine ähnliche Warnung veröffentlicht. « Die Bedrohung ist akut, sie dauert an. Unsere Truppen sind immer noch in Gefahr », hatte Psaki am Freitag gesagt. Biden sei bei einem Treffen mit seinem nationalen Sicherheitsteam darüber informiert worden, « dass ein weiterer Terroranschlag in Kabul wahrscheinlich ist ». Die kommenden Tage werden nach Angaben des Weißen Hauses die gefährlichsten des Evakuierungseinsatzes sein. Biden hatte am Freitag dennoch betont, dass die USA weiter Menschen ausfliegen würden und es ein « lohnender Einsatz » sei. Die Taliban haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über Teile des Flughafens der afghanischen Hauptstadt Kabul übernommen. Am Freitag habe das US-Militär « drei wichtige Bereiche » im militärischen Teil des Flughafens verlassen, erklärte der Taliban-Sprecher Bilal Karimi auf Twitter. Diese Bereiche seien nun « unter der Kontrolle des Islamischen Emirats » und nur noch « ein sehr kleiner Teil » des Airports werde von US-Soldaten kontrolliert. Das US-Verteidigungsministerium erklärte daraufhin, die Zugänge zum Flughafengelände und der Betrieb des Flughafens würden weiter von US-Soldaten kontrolliert. « Sie haben weder die Verantwortung für irgendeines der Tore noch für den Betrieb des Flughafens », sagte der Pentagon-Sprecher John Kirby über die Taliban. « Das steht weiter unter Kontrolle des US-Militärs. » Psaki betonte die Entschlossenheit der US-Regierung, die Drahtzieher des Anschlags von Kabul töten zu lassen. « Er hat klar gemacht, dass er nicht will, dass sie noch auf der Erde leben », sagte sie mit Blick auf Bidens jüngste Drohung gegen die Terroristen. Psaki reagierte auf die Frage, ob Biden die Urheber der Attacke töten lassen oder vor Gericht stellen wolle. Psaki sagte, die Regierung werde sich nicht zu Details äußern, wie genau man gegen die Urheber des Anschlags vorgehen werde. Sie betonte aber, dieses Bekenntnis dazu bleibe bestehen, « bis es erledigt ist ». Der Präsident und das Militär hätten keinen Zweifel, dass sie jede Befugnis hätten, Isis-K anzugreifen. An der deutschen Evakuierungsmission in Afghanistan ist laut einem Bericht der « Bild » auch der Bundesnachrichtendienst (BND) beteiligt gewesen. Der Auslandsgeheimdienst habe bis zuletzt im äußeren Umfeld des Flughafens von Kabul gearbeitet, berichtete die « Bild » am Samstag unter Berufung auf Regierungskreise. Demnach halfen BND-Mitarbeiter beim Abgleichen von Listen und dem Auffinden schutzwürdiger Menschen. Zudem habe der BND alle eigenen afghanischen Ortskräfte in Sicherheit gebracht. Laut « Bild » schickte der BND vor einigen Tagen ein frisches Team nach Kabul, um die Arbeit bis zum Schluss der Evakuierungsmission fortzusetzen. Dieses habe in der letzten deutschen A400M-Maschine Afghanistan verlassen. Trotz des verheerenden Selbstmordanschlags mit mindestens 85 Todesopfern am Flughafen von Kabul wollen die USA weiter « bis zum letzten Moment » Menschen ausfliegen. Mehr als 5.400 Menschen warteten noch am Airport, erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby. Der Einsatz sei nach wie vor « konkreten und glaubwürdigen Bedrohungen » ausgesetzt. Das Ministerium korrigierte derweil seine Angaben zum Anschlag. Demnach war es die Tat eines einzelnen Selbstmordattentäters. Unter den Opfern seien viele Frauen und Kinder, sagten zwei frühere Mitarbeiter des afghanischen Gesundheitsministeriums. Mehr als 150 Menschen seien verletzt worden. Nach Angaben des britischen Außenministeriums sind unter den Toten auch zwei britische Staatsbürger sowie das Kind eines Briten oder einer Britin. Derweil suchten in Kabul viele Menschen nach dem Anschlag verzweifelt ihre Angehörigen. In einem Krankenhaus der Hilfsorganisation Emergency operierten die Ärzte bis in die frühen Morgenstunden. Die Situation sei nach wie vor kritisch, berichteten sie auf Twitter. Der afghanische Ableger der Terrormiliz « Islamischer Staat Provinz Chorasan » (IS-K) bekannte sich zu dem Anschlag am Flughafentor Abbey Gate, wo Tausende Menschen auf einen Platz in einem der letzten westlichen Evakuierungsflugzeuge warteten. Der Anschlag war die verlustreichste Attacke auf die US-Armee am Hindukusch seit zehn Jahren. US-Präsident Joe Biden kündigte Vergeltung für den Anschlag an, bei dem auch 13 US-Soldaten starben und 18 verletzt wurden.
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