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Warum sich Frankreichs Wahlkampf nur um Migration dreht – und sich Le Pen und Zemmour gegenseitig schaden

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Frankreichs Rechte hat ein gemeinsames Feindbild, zerfleischt sich derzeit aber selbst. Am Ende dürften weder Marine Le Pen noch Eric Zemmour in den Élysée-Palast einziehen.
Erstellt: 10.04.2022,16:37 Uhr Von: Sven Hauberg Kommentare Teilen Frankreichs Rechte hat ein gemeinsames Feindbild, zerfleischt sich derzeit aber selbst. Am Ende dürften weder Marine Le Pen noch Eric Zemmour in den Élysée-Palast einziehen. Paris – Vielleicht war es nur ein Zufall, vielleicht aber auch Kalkül. Als am Samstag Marine Le Pen, Kandidatin des rechtsextremen Rassemblement National bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich 2022, im nordfranzösischen Reims vor ihre Anhänger trat, sprach nur rund 200 Kilometer nördlich auch ein anderer zu seinen Fans: Eric Zemmour, noch radikaler als Le Pen und derzeit wohl der größte Albtraum der 53-jährigen Politikerin, war nach Lille gekommen, um vor 6000 Zuhörern seine Vision eines nach rechts gerutschten Frankreichs zum Besten zu geben. Es war ein Duell aus der Ferne, das sich die beiden Politiker in Nordfrankreich lieferten – und das in Paris Amtsinhaber Emmanuel Macron wohl mit Genugtuung beobachtet hat. Denn Zemmour und Le Pen, das wurde in den vergangenen Wochen deutlich, teilen zwar ein gemeinsames Feindbild, die Migration. Und dennoch stehen sie sich selbst im Weg bei ihrem Versuch, im April Macron aus dem Élysée-Palast zu vertreiben. In aktuellen Umfragen liegen die beiden rechten Kandidaten mit je etwa 14 Prozent gleichauf, Macron hingegen führt das Kandidatenfeld mit 24 Prozent deutlich an. Hinter ihm, auf Platz zwei, liegt die Kandidatin der Konservativen, Valérie Pécresse, (16,5 Prozent). Dass im ersten Wahlgang am 10. April einer der Kandidaten eine absolute Mehrheit der Wählerstimmen erringt, ist unwahrscheinlich. Derzeit sieht alles danach aus, als müsse sich Macron zwei Wochen später einer Stichwahl stellen. Dann aber könnten Le Pen und Zemmour schon aus dem Rennen sein – anders als noch vor fünf Jahren, als es Le Pen in die zweite Runde geschafft hatte. Dennoch sind es die Themen der extremen Rechten, die den Wahlkampf prägen. Vor allem um den richtigen Umgang mit Einwanderern wird zwischen Calais und Marseille derzeit heftigst gestritten. „Schauen Sie nach Frankreich, da gibt es die Präsidentschaftswahlen – und auf einmal drückt das Thema Migration alle anderen Themen an die Wand“, analysierte unlängst Ethikrat-Vize Julian Nida-Rümelin im IPPEN -Interview. In der Sache sind sich sowohl Le Pen als auch Zemmour relativ einig: ein Einwanderungsstopp, eine Schließung der Grenzen und vermehrte Abschiebungen sind für die beiden Politiker die Mittel der Wahl, um das wiederherzustellen, was sie für die verloren gegangene Größe Frankreichs halten. Im Tonfall allerdings liegen mittlerweile Welten zwischen den zwei Kandidaten, was einer der Gründe dafür ist, dass die Wählerinnen und Wähler derzeit die Auswahl haben zwischen gleich zwei Vertretern der extrem Rechten. Er werde „die Finanzierung der Einwanderung einstellen, damit das Sozialstaatsmodell wieder wahrhaft französisch wird“, sagte Zemmour am Samstag.

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