Am 24. Februar griff Russland die Ukraine an. Putin und westliche Experten schätzten die Lage zu Beginn völlig falsch ein.
Enorm sind die Verluste an Menschenleben und die Zerstörungen, die sechs Monate russischer Angriffskrieg in der Ukraine angerichtet haben. Kiew spricht von 9.000 ukrainischen Soldaten, die bisher ihr Leben verloren hätten. Die Zahl der Verletzten dürfte dreimal so hoch sein. Immer wieder sind laut ukrainischen Angaben Zivilisten unter den Opfern, auch Frauen und Kinder.
Der Blutzoll auf russischer Seite ist noch höher. Moskau hat seit Beginn des Feldzuges schlecht vorbereitete und demotivierte junge Männer in großer Zahl in den Tod geschickt. Das Pentagon in Washington schätzt, dass auf russischer Seite 70.000 bis 80.000 Menschen getötet oder verletzt worden sind. Die Zahl sei auch deshalb so hoch, weil die ukrainischen Streitkräfte gut funktionierten und weil die Ukraine massive militärische Hilfe aus dem Westen bekommen habe, heißt es hier. Die Zahlen sind nicht unabhängig überprüfbar.
Tatsache ist, dass durch den Krieg Infrastruktur – Spitäler, Schulen, Wohnhäuser, Straßen – in enormem Ausmaß zerstört wurden. Schon im April sprach die ukrainische Seite von Schäden in Höhe von einer Billion US-Dollar. Der Wiederaufbau, so er denn überhaupt beginnen kann, wird viele Jahre in Anspruch nehmen.Eine Zeitenwende
Der 24. Februar 2022, der Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine, stellt eine Zeitenwende dar. Binnen weniger Stunden änderte sich das sicherheitspolitische Gefüge in Europa komplett. Die Nato aktivierte noch am selben Tag Verteidigungspläne für Osteuropa; der Westen und Russland stehen einander mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges wieder als Feinde gegenüber. Überall wird massiv aufgerüstet, der Westen schickt der Ukraine Panzer, Raketenwerfer, schwere Artillerie.